Nachhaltigkeit
Klimawandel bedroht Old Course von St. Andrews
1. Juli 2022 ,
Die Bedrohungen durch Überschwemmungen, Erosion und Sturmfluten ist den Bürgern des Städtchens St. Andrews, die im Wesentlichen vom Golftourismus und der Universität leben, sehr wohl bewusst.
Die 150. Open lockt vom 11. bis 17. Juli die besten Spieler der Welt und etliche Golffans ins schottische St. Andrews. Aus sportlicher Sicht also alles bestens an der schottischen Küste. Wer sich im Mekka des Golfsports aber mit den Folgen des Klimawandels für die Golfszene informieren will, stößt auf Experten. Die Bedrohungen durch Überschwemmungen, Erosion und Sturmfluten ist den Bürgern des Städtchens St. Andrews, die im Wesentlichen vom Golftourismus und der Universität leben, sehr wohl bewusst. Längst haben Studien der Universität von Glasgow im Rahmen des Projektes Dynamic Coast ermittelt, in welchem Ausmaß die Küstenregionen bedroht sind.
„Während die unmittelbaren Bedrohungen noch moderat sind, erkennt der St. Andrews Links Trust, dass er ein Zeitfenster hat, in dem er eine kurz- und langfristige Strategie für die Zukunft entwickeln kann“, schreiben die Wissenschaftler in ihrem Statement zur Region St. Andrews. Dort arbeitet die sogenannte West Sands Partnership, zu der auch der St. Andrews Links Trust als Betreiber der sieben örtlichen Golfplätze gehört, seit 2010 ein groß angelegtes Projekt zur Verbesserung der Dünenstruktur. 1.500 Freiwillige haben in tausenden Arbeitsstunden seitdem die Dünen entlang der Golfplätze und Strände von untypischen Pflanzen gesäubert und durch typische Vegetation ersetzt. Außerdem wurden fast 50.000 Quadratmeter Parkplatzfläche entfernt und durch angestammte Wiesen ersetzt.
Meeresspiegel steigt um 90 Zentimeter
Der Grund: Studien gehen davon, dass der Meeresspiegel in St. Andrews bis 2100 insgesamt um 90 Zentimeter steigen wird. Dynamic Coast geht von einer Veränderung von 14 mm pro Jahr aus. Betroffen sind vor allem der Swilcan Burn, der unter anderem die Bahnen 1 und 18 des Old Course kreuzt, West Sands und der Jubilee Golf Course, wobei der Swilcan Burn außerdem ein wesentlicher Grund für Überschwemmungen auf dem Old Course sein wird. Und das, obwohl er eigentlich an normalen Tagen ganz harmlos aussieht. „Während die Überflutungen jetzt schon ein wachsendes Thema sind, werden sich die Erosionsgefahren in den nächsten 30 Jahren erhöhen“, stellten die Wissenschaftler fest. Ab 2070 habe man dann eigentlich permanent mit der Bedrohung zu tun.
Sie empfehlen die Dünenabschnitte weiter zu verstärken, ein Redesign vor allem der Plätze Eden und Jubilee zu überdenken und Teile der Plätze oder ganze Kurse an Stellen zu verlegen, die höher gelegen sind, „damit Golf auch nach 2100 noch nachhaltig in St. Andrews gespielt werden kann.“ Außerdem sollten Parkplätze und Gebäude komplett aus den tiefsten Regionen verlegt werden. „Die Parkplätze und die Hauptstraße in St. Andrews sind außerdem von Erosion und Überflutung gefährdet“, zieht die Studie ein unerfreuliches Fazit.
Für St. Andrews ist der Kampf gegen den Klimawandel und seine Folgen damit längst Tagesgeschäft. Hier ist man in der Bevölkerung inzwischen von der Planungsphase zu Aktivität und realen Projekten übergegangen. Doch auch das ist den Bürgern der Stadt und den Verantwortlichen beim St. Andrews Links Trust bewusst: Mit jeder Maßnahme zur Stärkung der Dünen erkauft man sich mittelfristig nur Zeit. Bleibt es bei der derzeit herrschenden Erderwärmung, so die Einschätzung der Wissenschaftler, wird die Runde auf dem Old Course Ende des Jahrhunderts ziemlich unwahrscheinlich.