Nicole Gögele
Calm-Golf: Mit Meditation zum besseren Score
3. April 2022 , Thomas Kirmaier
Kann Meditation jedem Golfer helfen? Nicole Gögele ist ehemalige Tourspielerin, Bundestrainerin und Expertin für Calm-Golf.
Stars wie Tiger Woods und Rory McIlroy tun es regelmäßig. Vor großen Turnieren nehmen sie sich die Zeit, um zu meditieren, sich perfekt vorzubereiten. Kann das auch Amateur-Golfern helfen? Ja, kann es. Golf.de hat Nicole Gögele besucht. Die ehemalige Tourspielerin, mehrfache Deutsche Meisterin und heutige Bundestrainerin ist Gründerin von Calm-Golf. Calm ist englisch und heißt Ruhe. Golf ist Sport, aber was ist Calm-Golf? Nicole Gögele hat es uns erklärt.
Es ist ein sonniger Donnerstag im Frühsommer 2022. Die Vögel zwitschern, die ersten warmen Strahlen machen Lust auf Golf. Der Neuseebogen in Bernried ist ein strammes Par 5 vom Ufer des Starnberger Sees entfernt. Hier bieten Nicole und Thomas Gögele in ihrer Golfschule Indoor-Training an. Für Freizeitgolfer wie Tourspieler. „Zu uns kommen Golfer aller Altersklassen“, erzählt Nicole Gögele (47). Zuletzt war sie als Damen-Co-Trainerin für den DGV tätig und ist seit 1. März Cheftrainerin Damen und Mädchen des Österreichischen Golf-Verbandes.
„Golf ist ein sehr technischer Sport. Natürlich wollen und müssen leistungsorientierte Golfer ihren Schwung analysieren, aber im Golf findet eben auch sehr viel im Kopf statt“, erzählt sie. Um Gedanken besser zu verstehen und nicht immer so ernst zu nehmen, absolvierte sie eine Ausbildung zur Meditations-Lehrerin und entwickelte Calm-Golf. Ziel: „Wir müssen lernen, beide Gehirnhälften zu benutzen und im richtigen Moment von der einen auf die andere zu switchen.“ Klingt spirituell, ist aber Wissenschaft.
Calm-Golf verbindet Training mit Meditation, was vor allem im Golf zu schnell sichtbaren (und spürbaren) Erfolgen führen soll, denn: Genau dieser Sport findet wohl wie kaum ein anderer sehr stark zwischen den Ohren statt. Wer klar im Kopf und bei sich ist, der wird besser spielen. „Wir sind auf dem Golfplatz häufig zu verkrampft und bewerten uns selbst zu sehr“, sagt Nicole Gögele. Das sorgt teils für Angstzustände, möglicherweise zu versagen, Ziele nicht zu erreichen oder sich vor anderen zu blamieren. Die große Herausforderung ist, sich von der linken Gehirnhälfte, die für Analyse und Kontrolle zuständig ist, zu lösen. Dabei ist gerade im Golf die rechte Hälfte, die für Kreativität, Raumempfinden, Instinkt und Phantasie sorgt, so wichtig, um die komplexe Bewegung eines Schwungs zu verstehen. Man darf ruhig gut zu sich sein, weniger streng. Und nicht immer alles so ernst nehmen.
Und wie schafft man das, die richtigen Bereiche zu stimulieren? Über Meditation. Es gibt eine sehr beliebte Formel in der Golfcoaching Szene: Ergebnis = Können - Störung. Und genau darum geht es bei Calm-Golf: Die Störungen, die uns davon abhalten, unser Können zur Geltung zu bringen, zu minimieren. Unter Störungen versteht man letztlich alles, was uns von unserer eigentlichen Aufgabe ablenkt: Angst vor Wasser oder Aus, Gedanken an unangenehme Mitspieler, vergangene Schläge, die nicht so waren, wie man wollte oder die Sorge vor einem schlechten Ergebnis. Alles negative Empfindungen. „Nur, wenn man es schafft, sich von seinen Emotionen zu lösen, kann man seine inneren Ressourcen ausschöpfen“, erklärt Nicole Gögele.
Meditation und Achtsamkeit beim Golf führen zur Entspannung. Sie fördern die Konzentration und bringen die Kursteilnehmer in einen Zustand, in dem man sein Golfspiel mehr spürt und die Umgebung genießen lässt. Das geht auch und vor allem in der Zeit zwischen den Schlägen – denn davon ist auf einer Runde Golf genug. Nicole Gögele: „Einfach nur die Vögel zwitschern hören, die Augen zwischendurch schließen, den Boden unter den Füßen spüren oder die Blumen am Fairwayrand riechen – das alles kann so viel mit uns machen.“
Zu den Zielgruppen für Calm-Golf gehören Nationalspieler ebenso wie die nette Damenrunde auf Golfreise ins Resort. „Das geht quer durch alle Alters- und Leistungsklassen.“ Es gehe in erster Linie darum, sich vom strengen, Selbstbewusstsein killenden Perfektionismus zu lösen, dem viele Golfer verfallen, wenn sie wieder die großen Stars im TV sehen. Es muss kein Drive wie bei Bryson DeChambeau sein und auch kein Putt wie bei Bernhard Langer. Die Zauberformel lautet zwischendurch immer wieder: „Das war gut genug.“
Meditation sei für Golfer mindestens genau so wichtig wie das Einspielen auf der Range. Dadurch sei man viel mehr bei sich selbst, im Jetzt, und werde weniger von störenden Alltagsgedanken abgelenkt. Wissenschaftliche Studien belegen, dass man durch Meditation einen besseren Zugang zu sich selbst findet. Im Golf wie im ganzen Leben. Aufgrund von Tablet, Handy und Co. wird es für Menschen in diesen Zeiten immer schwieriger, bei der Sache zu bleiben. Ihre Kursteilnehmer bekommen auf der Range und auf dem Übungsgrün Tipps für die Technik und für den Platz eine Scorekarte, auf der allerdings nicht der Score gezählt, sondern die vorher vereinbarte Handlungsabsicht bewertet wird.
Und wie oft sollte man meditieren? Nicole Gögele: „Am besten regelmäßig. Im Alltag, vor und auf der Runde. Im Prinzip gilt auch hier: Übung macht den Meister.“ Ziel von Calmgolf: einen Flow gleichen Zustand erreichen, ohne Frust und Scham, dafür voller Akzeptanz und Freude am Golf. Weitere Infos unter www.calmgolf.de.