Deutsche Damen in Sotogrande vorne

Die deutschen Damen starten bei der prestigeträchtigen European Nations Championship in beeindruckender Manier und stehen nach der ersten Runde an der Spitze. Bei den Herren läuft es noch nicht ganz so gut und so geht es von Platz zwölf in den zweiten Tag.

San Roque/Spanien – Aufgrund der Corona-Pandemie sind 2020 und 2021 die Ausgaben der European Nations Championship ausgefallen. Diese inoffizielle Zählspiel-Team-Europameisterschaft blickt auf eine große Geschichte zurück und etliche der Sieger der Einzelwertung, die traditionell ins Gelbe Jacke schlüpfen dürfen, haben als Profi später große Turniere und Majors gewonnen.

In Sotogrande ist nicht nur der Platz an sich schon eine große Herausforderung für die Athleten. Dicht am Mittelmeer gelegen kommt auch Wind oft als zusätzliche Schwierigkeit ins Spiel. So auch am ersten Wettkampftag.
Bei den Damen am Morgen war der Wind schon deutlich im Spiel, im Laufe des Tages wurde es schon fast stürmisch.
Damen-Bundestrainer Stephan Morales ist mit einem ganz starken Team in den Südzipfel Spaniens gereist. Helen Briem, Charlotte Back und Emily Krause stehen daher nicht ganz überraschend nach Runde eins an der Spitze des Feldes.

Beste Scores

Den besten Score des Tages brachte Cayetana Fernández ins strahlend weiße Clubhaus. Nach fünf Bahnen lag die Spanierin schon drei unter Par, konnte die Runde aber nicht in diesem Stil fortsetzen. Am Ende stand eine 73 (+1).
Direkt dahinter folgen mit Helen Briem und Charlotte Back schon zwei Bundesadler. Die Spielerin des Stuttgarter GC Solitude tritt mit dem besten Handicap aller Athletinnen an und setzte ihren vier Bogeys zwei Birdies entgegen.
Auch Charlotte Back aus der Talentschmiede des GC St. Leon-Rot hatte am Ende vier Bogeys und zwei Birdies auf der Karte. Mit gesamt +4 stehen die deutschen Damen in der Teamwertung mit drei Zählern Vorsprung auf Platz eins.
Auch Emily Krause brachte zwei Birdies unter, mischte aber sieben Bogeys und einen Double dazu, so dass die Athletin des amtierenden Deutschen Mannschaftsmeisters GLC Berlin-Wannsee mit +7 in der Einzelwertung zunächst auf Rang 14 steht.
Die Vertretungen aus Spanien, Wales und Schottland haben alle drei Schläge Rückstand auf deutsche Auswahl.
Stephan Morales war von den Leistungen seiner Schützlinge angetan: „Die Fahnenpositionen waren richtig herausfordernd. Es war immer sehr schwierig, den richtigen Schläger zu zücken. Nach dem vielen Regen der letzten Wochen, werden die Grüns jetzt von Tag zu Tag schneller. Der Wind war am Mittag brutal. Es macht hier aber wie immer richtig Spaß.“

Herren auf T12

Bei den Herren tritt ein sehr junges Team erstmals in dieser Konstellation in Sotogrande an. Entsprechend fehlt den Youngstern noch die Erfahrung, wie dieser so besondere Platz speziell bei dem starken Wind zu gehen ist und so zahlten die Bundesadler am ersten Wettkampftag etwas Lehrgeld. Mit gesamt +18 rangiert Deutschland auf Platz zwölf.
Den besten Score für Schwarz-Rot-Gold brachte Tim Wiedemeyer nach Hause. Der Bayer vom Münchener GC ließ sich von einem Doppelbogey und zwei Bogeys in Serie am Ende der Frontnine nicht beeindrucken und brachte direkt zum Start der Backnine zwei Birdies unter. Später kamen noch drei Bogeys auf die Karte, so dass der amtierende Deutsche Lochspielmeister eine 77 (+5) unterschrieb und in der Einzelwertung auf Rang 26 bester Deutscher ist.
Mit +6 hat Yannick Malik einen Schlag mehr in den Büchern, vergab einen deutlich besseren Score mit einem Doppelbogey auf Bahn 18 und einem Quadruple-Bogey auf Bahn 7. Ansonsten war das Spiel des Athleten aus St. Leon-Rot sehr reif und grundsolide.
Den dritten Score in der Wertung lieferte Carl Siemens ab, der seine sportliche Heimat ebenfalls in St. Leon-Rot hat. Der Spieler, der vom Berliner GC Stolper Heide in die Kurpfalz gewechselt ist, konnte einen der ganz wenigen Eagle des Tages für sich verbuchen. Birdies fielen nicht und so summierte sich der Score am Ende auf 79 (+7) Schläge auf.
Tom Haberer vom GC Hannover hatte mit zwei Doppelbogey zum Auftakt einen denkbar unglücklichen Start und kam an diesem Tag nie richtig in Schwung. Die 86 (+14) fällt für das deutsche Team aus der Wertung.

Bundestrainer beeindruckt

„Der Platz hat heute mal wieder seine Zähne gezeigt. Es gab sehr viel Wind und die Grüns waren plötzlich deutlich schneller als noch in der Proberunde. Unsere Jungs mussten damit erstmal kämpfen. Ich habe hier auf dem Platz schon andere Spieler struggeln sehen, von daher ist alles gut. Man muss hier schon ein paar mal gespielt haben, um zu wissen, wie man mit diesen Bedingungen umzugehen hat. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir das in den nächsten Tagen besser machen werden. Ich freue mich darauf, Wege zu finden, wie wir diesen Platz bezwingen können. Ich bin mit einer tollen Truppe hier. Das macht richtig Spaß. Ich bin teilweise erstmalig mit diesen Jungs unterwegs, aber da rücken tolle Spieler nach. Ich bin sehr beeindruckt, auch wenn es sich heute noch nicht in den Ergebnissen widerspiegelt“, war Bundestrainer Uli Eckhardt alles andere als unzufrieden.

Modus in Sotogrande

Austragungsort ist der herrschaftliche Real Club de Golf Sotogrande in San Roque, unmittelbar an der Küste Andalusiens. Nur wenige Male, als der traditionsreiche Platz einer umfassenden Überarbeitung unterzogen wurde, fand das Turnier auf dem benachbarten Platz La Reserva statt.
Bei den Herren sind in diesem Jahr 18 Mannschaften am Start, bei den Damen besteht das Feld aus neun Teams. Bei den Herren gehören vier Spieler einer Nations zur Mannschaft, bei den Damen sind es nur drei.
An jedem der vier Wettkampftage wird eine Runde Zählspiel gespielt, wobei für die Mannschaftswertung jeweils das schlechteste Ergebnis gestrichen wird.

Spanische Hoffnungen

Die Damen des Gastgebers rechnen sich große Aussichten aus, nach 2008, 2010, 2011, 2013, 2015 und 2016 erneut den Titel zu gewinnen. Immerhin ist Cayetana Fernández dabei, die erst kürzlich die Spanish International Amateur Championship gewonnen hat und zusammen mit Paula Martin eine der amtierenden U18-Europameisterinnen ist.
Die spanischen Herren haben sehr oft den Sieg nur knapp verpasst, konnten aber immerhin 2005 und 2006 den Titel gewinnen.

Geschichte

Seinen Ursprung hat das prestigeträchtige Turnier in der Internationalen Woche, die der RCG Sotogrande in seinen Anfangsjahren organisierte. Im Jahr 1970 übernahm die Weinregulierungsbehörde von Jerez die Schirmherrschaft über das Turnier. Unter dem Namen Sherry Cup wuchs die Bedeutung im internationalen Turnierkalender immer weiter. Seit 1998 wird das Turnier vor allem als Mannschaftsmeisterschaft unter dem Namen European Nations Championship ausgetragen.
Auf der Siegerliste stehen große Namen, wie Sergio García, Rory Mcllroy, Padraig Harrington, Francesco Molinari, Shane Lowry und Catherine Lacoste.