Tiger Woods

Zeit für Gefühle


10. März 2022 , Felix Grewe


Berührender Moment: Vater Tiger Woods und Tochter Sam, 14.
Berührender Moment: Vater Tiger Woods und Tochter Sam, 14. | © Getty Images/Chris Condon/PGA TOUR

Tiger Woods ist jetzt offizielles Mitglied der World Golf Hall of Fame. Bei der Zeremonie hielt er eine emotionale Rede – und Tochter Sam eine rührende Laudatio.

Seit kurzem gibt es einen bemerkenswerten Satz, der viel über den Menschen Tiger Woods verrät. Er geht so: „Seine ständige Präsenz ist ein wichtiges Element in unserer Beziehung. Ob bei FaceTime, beim Abholen von der Schule, bei Geigenkonzerten oder wenn wir unseren Hunden keine Tricks beibringen – er ist immer da!" Gesprochen hat diesen Satz Woods‘ 14-jährige Tochter Sam, die ihren Vater bei dessen Ehrung für die Aufnahme in die World Golf Hall of Fame, am Rande der Players Championship im TPC Sawgrass, vorstellen durfte. Das Bemerkenswerte an diesem Satz sind die letzten vier Worte: „Er ist immer da.“ Sie attestieren einem der größten Sportler auf diesem Planeten, ein guter Vater zu sein. Kinder und Karriere vereinen zu können. Die richtigen Prioritäten zu setzen. Viele andere Väter scheitern hier.  

Ein Putting-Wettbewerb als Sechsjähriger

Woods selbst hätte der Welt an diesem Abend, an dem er zusammen mit Tim Finchem, Susie Maxwell Berning sowie der 1944 verstorbenen Marion Hollins in die Ruhmeshalle des Golfsports aufgenommen wurde, eine Menge über seine größten Erfolge erklären können. Es gibt ja genügend: 15 Major-Triumphe, 82 Titel auf der PGA Tour, 653 Wochen an der Spitze der Weltrangliste und zahlreiche Rekorde, die vielleicht in Jahrzehnten oder sogar Jahrhunderten noch Bestand haben werden. Doch Woods sprach über keinen einzigen dieser famosen Meilensteine seiner Karriere. Nicht über seinen Masters-Triumph 1997, nicht über den „Tiger Slam“ 2001, über keinen Ryder Cup-Sieg und über keines seiner vielen Comebacks, nicht einmal über jenes beim Masters 2019. 

Stattdessen erzählte er von einem Putting-Wettbewerb, an dem er als Sechsjähriger teilnahm – und, Sie ahnen es, aus dem er als Sieger hervorging. „Ich konnte überall auf der Welt spielen, meinen Träumen und Leidenschaften nachgehen. Ich hatte zwei tolle Eltern. Ich hatte fantastische Golflehrer, unglaubliche Caddies und Freunde“, sprach er in sein Mikrofon. Er wiederholte den Dank an seine Eltern mehrfach. Sie hätten es ihm ermöglicht, sein Bestes zu geben, sein Potenzial auszuschöpfen. 

Woods über Rassismus und seine Erziehung

„Nichts wird dir je geschenkt, alles muss man sich verdienen. Wenn du nicht rausgehst und dich anstrengst, wirst du keine guten Ergebnisse erzielen. Du musst sie dir verdienen. Das hat meine Erziehung bestimmt. Das hat meine Karriere bestimmt." Woods sprach auch über die Schwierigkeiten, die er überwinden musste, über Rassismus, der ihm vor allem zu Beginn seiner Karriere begegnete, als er einige Clubhäuser nicht habe betreten dürfen. „Meine Hautfarbe diktierte das. Als ich älter wurde, trieb mich das noch mehr an", erzählte Woods, der in seiner Rede frei sprach, ohne Notizen. 

Mann der großen Worte: Bei seiner Aufnahme in die Hall of Fame begeisterte Woods mit seiner emotionalen Rede.
Mann der großen Worte: Bei seiner Aufnahme in die Hall of Fame begeisterte Woods mit seiner emotionalen Rede. | © Getty Images/Chris Condon/PGA TOUR


Rührende Worte von Woods' Tochter Sam

Es war ein besonders menschlicher Auftritt eines Superstars, dessen sportliches Vermächtnis zuweilen unmenschlich erscheint. Ihm kullerten sogar Tränen über die Wangen, als er sich bei seiner Mutter Kutilda bedankte, für all die Opfer die eine Mutter erbringen muss, um dem Sohn den Traum von einer Profikarriere als Golfer zu ermöglichen. Aber es war eben auch Tochter Sam, die in ihrer Laudatio diese Menschlichkeit ihres Vaters unterstrich, in einer Art und Weise, wie es vielleicht noch nie – zumindest aber lange nicht – jemand in der Öffentlichkeit getan hatte. 

„Auf den Fußballplätzen und bei den Golfturnieren im Laufe der Jahre haben Charlie (ihr Bruder) und ich begonnen zu begreifen, wie berühmt er ist", sagte sie lächelnd und fügte eine Frage an, die ihren Vater brüllen ließ vor Lachen: „Wie kann ein Typ, der immer noch mit seinen Freunden per FaceTime über Marvel- und DC-Timelines (Comics, Anm. d. Red.) diskutiert und sich als Batman verkleidet, einer der größten Golfer sein, der je gelebt hat?“ 

Woods ist einer der größten Golfer, daran besteht kein Zweifel. Seine Geschichte scheint mit der Aufnahme in die Hall of Fame, in der er jetzt einer von 164 Mitgliedern ist, in bester Gesellschaft von Jack Nicklaus, Arnold Palmer & Co., noch längst nicht beendet. Nach seinem schweren Autounfall vor gut einem Jahr, kämpft er für sein Comeback. Dass es ihm die Rückkehr gelingen wird, auch das bezweifelt kaum einer... 

 

Im Video: Serena Williams, Michael Phelps & Co. über Tiger Woods