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Callaway und Acushnet mit Rekordbilanzen für 2021
9. März 2022 , Marcel Czack
Die beiden größten Golfunternehmen der Welt verbuchen für das Jahr 2021 Rekordumsätze. Das offenbaren die jüngst veröffentlichten Finanzberichte von Callaway und Acushnet.
Callaway legte vor, Acushnet zog nach. Die Jahresberichte der beiden Branchenriesen geben nicht nur Aufschluss über ihr jeweiliges Geschäft, sie lassen sich auch als Stimmungsbarometer für die gesamte Golfindustrie interpretieren. Nicht zuletzt zeigen die veröffentlichten Zahlen der börsennotierten Unternehmen auch, wie sich die Pandemie bisher auf das Geschäft mit dem Golfsport ausgewirkt hat und wie die Erwartungen für die nähere Zukunft aussehen.
Die wichtigsten Zahlen
Callaway
Der kalifornische Hersteller mit Sitz in Carlsbad vermeldet für das Jahr 2021 einen Nettoumsatz von 3,1 Milliarden Dollar. Die Zahl bedeutet im Vergleich zum Vorjahr fast eine Verdopplung und auch zum – bisher besten – Ergebnis von 2019 eine Steigerung um rund 80 Prozent. Als Gewinn werden 331 Millionen Dollar ausgewiesen. Nie zuvor hat ein Equipment-Unternehmen auch nur an den 3 Milliarden gekratzt. Doch die Callaway Golf Company hat sich mittlerweile zum Konzern gewandelt. Zum Gesamtunternehmen gehören die deutsche Outdoor-Marke Jack Wolfskin, Reisegepäckspezialist OGIO, die Golfbekleidungs-Marke Travis Matthew und – bilanziell am wichtigsten – Topgolf.
Im März vergangenen Jahres wurde die Übernahme von Topgolf abgeschlossen. Topgolf betreibt mehrstöckige Driving-Range-Anlagen mit klimatisierten Abschlagsplätzen, umfangreicher technologischer Ausstattung, Musik, Speisen und Getränke. Aktuell gibt es Standorte in acht Ländern, darunter die bisher einzige deutsche Topgolf-Filiale in Oberhausen. Rund eine Miliarde Dollar trägt diese Freizeit- und Lifestyle-Sparte zum Gesamtumsatz bei. „Der Zusammenschluss von Topgolf und Callaway zu Beginn des Jahres war eine enorme Transformation“, sagt Callaway-CEO Chip Brewer. „Wir sind begeistert von dem starken Umsatzwachstum und der Rentabilität, die beide unsere ursprünglichen Erwartungen übertroffen haben.“
Das traditionelle Golfgeschäft von Callaway – Schläger, Bälle, Bekleidung und Zubehör – lag bei etwa 2,1 Milliarden Dollar. Von diesem wiederum entfallen 1,2 Milliarden auf Schläger und Bälle, was einer 25 prozentigen Steigerung gegenüber 2020 gleichkommt. Knapp eine Milliarde setzte der Branchenriese allein mit Schlägern um, 235 Millionen mit Bällen. Der Bereich Apparel – also Bekleidung – trägt 490 Millionen zum Umsatz bei, während es bei Zubehör und Accessoires (Bags, Handschuhe, Caps, Tees usw.) 326 Millionen sind.
Der Gewinn von 331 Millionen schlüsselt sich wie folgt auf: Knapp 204 Millionen entfallen auf Schläger und Bälle, 69 Millionen auf Bekleidung sowie Zubehör und Accessoires und 58 Millionen auf das Topgolf-Geschäft.
Acushnet
Die Acushnet Company mit Firmensitz in Massachusetts ist die Dachgesellschaft der Golfmarken Titleist, Pinnacle, FootJoy und Kjus. Acushnet hat im Jahr 2021 Golfausrüstung im Wert von knapp 2,2 Milliarden US-Dollar verkauft. Auch diese Zahl bedeutet einen neuen Rekord. Gegenüber dem Pandemiejahr 2020 legte der Umsatz um 33 Prozent zu; im Vergleich zu 2019 um 30 Prozent. Der Gewinn beläuft sich auf 179 Millionen Dollar, was einer Steigerung von 86 Prozent gegenüber 2020 und 48 Prozent gegenüber 2019 entspricht. „Wir haben im Jahr 2021 hervorragende Ergebnisse erzielt und das während wir beispiellose Herausforderungen in der Lieferkette zu meistern hatten“, sagt Acushnet-CEO David Maher.
Der Umsatz von Acushnet mit Golfbällen stieg im Jahr 2021 um 31 Prozent gegenüber dem Vorjahr und belief sich auf fast 668 Millionen US-Dollar. Außerdem stieg der Umsatz mit Titleist-Schlägern um 32 Prozent auf 551 Millionen Dollar, der Umsatz mit Zubehör & Accessoires (Taschen, Handschuhe, Hüte usw.) um 29 Prozent auf fast 193 Millionen Dollar und der Umsatz von FootJoy um 40 Prozent auf 580 Millionen Dollar.
Acushnet erklärt im Jahresbericht, dass das Wachstum für alle Titleist-Kategorien – mit Ausnahme der Vokey Wedges – auf höhere Verkaufsmengen zurückzuführen ist. Bei den Schläger-Verkäufen sowie bei FootJoy-Produkten kamen zu den höheren Volumina auch höhere durchschnittliche Verkaufspreise hinzu.
Kopf-an-Kopf-Rennen
Nimmt man Topgolf aus der Gleichung heraus, liegen Callaway und Acushnet Kopf an Kopf mit dem, was man als traditionelle Golfverkäufe bezeichnen könnte. Bei der Zusammensetzung gibt es jedoch deutliche Unterschiede. Callaway ist beim Absatz von Golfschlägern mit knapp einer Milliarde Dollar die unangefochtene Nummer 1. Der Umsatz mit Titleist-Schlägern war etwas mehr als halb so hoch. Andererseits erreichte der Umsatz mit Titleist-Bällen 668 Millionen Dollar, fast das Dreifache von Callaways Bälle-Umsatz von 235 Millionen Dollar.
Betrachtet man die Gewinne, so ergibt sich für Acushnet mit 179 Millionen Dollar Gewinn eine Gewinnspanne von etwa 8,3 Prozent. Die Gewinnspanne von Callaway lag bei 10,4 Prozent.
Als Gründe dafür, dass die Gewinne nicht höher ausgefallen sind, geben beide Unternehmen – wenig überraschend – erhöhte Fracht- und Vertriebskosten, Engpässe bei Rohstoffen und Komponenten sowie Investitionen und Abschreibungen an.
Ausblick
In seinem Finanzbericht für 2021 prognostiziert Callaway für 2022 einen Umsatz in Höhe von 3,8 Milliarden Dollar. Dabei erwartet man vor allem von der expandierenden Topgolf-Sparte große Zuwächse. Gerechnet wird mit einem Wachstum von einer Milliarde auf 1,5 Milliarden Dollar. Mithin würden 2,3 Milliarden Dollar Umsatz aus dem traditionellen Golfgeschäft stammen, was einer Steigerung von 200 Millionen Dollar entspräche. Acushnet seinerseits rechnet für 2022 mit einem Umsatz von knapp über 2,2 Milliarden Dollar, was fast im Bereich der Stagnation angesiedelt ist.
Warum diese Zurückhaltung? Kaum etwas spricht zurzeit für ein kurzfristig bevorstehendes Ende des „Corona-Golfbooms“. In den USA ist die Anzahl der gespielten Runden um 20 Prozent gestiegen, 800.000 Neugolfer zählt man seit 2019. In anderen Regionen der Welt – zum Beispiel in Europa – sehen die Zahlen zur Partizipation ebenfalls positiv aus. Beide Unternehmen beobachten zudem weiterhin, dass die Lagerbestände des Einzelhandels trotz der Rekordumsätze mager sind, was bedeutet, dass die Einzelhändler ihre Bestände umschlagen und Produkte verkaufen. Der Grund für die relativ flachen Erwartungen dürfte vielmehr in der Einschätzung der Lieferketten-Stabilität liegen. Ein Punkt, der seit gut zwei Jahren fast jede Branche des produzierenden Gewerbes plagt. In der geäußerten Zurückhaltung spiegelt sich die Befürchtung, dass die Nachfrage auch im Jahr 2022 das Angebot übersteigen könnte. Folgerichtig stützen viele Unternehmen ihre aktuellen Umsatzprognosen weniger auf das, was sie glauben, verkaufen zu können, als vielmehr darauf, was sie tatsächlich herstellen und liefern können. Für die beiden Schwergewichte der Golfindustrie ist das allerdings kein Grund für Krisenstimmung. Denn selbst stagnierende Umsätze fänden auf einem sehr hohen Niveau statt.