Hall of Fame
Legenden unter sich
10. Oktober 2022 , Felix Grewe
St. Augustine im Nordosten Floridas ist seit 1998 die Heimat der World Golf Hall of Fame. Neuestes Mitglied: Tiger Woods! Wir führen Sie durch das geschichtsträchtige Museum und beantworten die wichtigsten Fragen rund um Kriterien und Aufnahmeprozess in den elitären Kreis.
Eine Zeitreise zurück ins Jahr 1974: Bei der Fußball-Weltmeisterschaft gewinnt Deutschland den Titel im eigenen Land. George Foreman und Muhammad Ali kämpfen in Kinshasa den legendären „Rumble in the Jungle“. Willy Brandt muss als Bundeskanzler abtreten, Helmut Schmidt übernimmt, die Watergate-Affäre um US-Präsident Richard Nixon erschüttert die USA – und in Pinehurst, North Carolina, wird die „World Golf Hall of Fame“ eröffnet. Seit 1998 ist sie als Teil des „World Golf Village“ in St. Augustine beheimatet, einem kleinen Städtchen mit nicht einmal 15.000 Einwohnern an der Nordostküste Floridas. Mit der Aufnahme in die Hall of Fame werden neben herausragenden Golferinnen und Golfern auch Persönlichkeiten geehrt, die den Golfsport in besonderer Weise geprägt haben.
Die wichtigsten Fragen & Antworten rund um die Hall of Fame
Wenn Sie also einmal in dieser traumhaften Ecke unterwegs sein sollten, schauen Sie in St. Augustine vorbei – denn die Hall of Fame kann jeder besuchen. Was Sie vor Ort erwarten dürfen? Welche Spieler und Prominente bisher in den elitären Kreis aufgenommen wurden? Nach welchen Kriterien die Auszeichnungen vorgenommen werden? Und warum Tiger Woods erst jetzt dazugehört? Hier kommen die Antworten auf die wichtigsten Fragen!
Was ist das Besondere an der Hall of Fame?
Die Aufnahme in die Hall of Fame gilt als Ritterschlag. Wer dazugehört, hat Außergewöhnliches für den Golfsport geleistet – durch sportliche Erfolge oder in repräsentativer Funktion. Die Ruhmeshalle führt ihre Besucher auf eine Reise durch mehrere Hundert Jahre Golfgeschichte, durch ein Museum zum Schwelgen, Stöbern und Staunen, das für den Golfer so beeindruckend ist wie das Louvre in Paris für den Kunstliebhaber.
Das Herzstück: Jedes Mitglied der Hall of Fame hat einen eigenen Spind, in dem persönliche Erinnerungen an besondere Momente der Karriere ausgestellt sind – Fotos, Schläger, Shirts, Bags, Glücksbringer und eine Menge mehr. Man schlendert von Arnold Palmers Schrank zu dem von Jack Nicklaus, weiter zu Mickey Wrights und Patty Bergs Andenken. Das Ambiente erinnert an Umkleidekabinen in Nobelclubs, mit Ledersofas und riesigen Monitoren, auf denen unvergessene Momente vergangener Tage flimmern. Die Gesichter aller Hall-of-Fame-Mitglieder prangen in Bronze gegossen an einer Wand. Nostalgie pur.
Welche Highlights bietet das Museum in St. Augustine?
Das Museum beherbergt neben den gesammelten Schätzen der ausgezeichneten Golfer auch solche zur Geschichte des Golfsports – von den Anfängen bis heute. Zusätzlich gibt es wechselnde Sonderausstellungen, zum Beispiel eine Hommage an Afroamerikaner im Golf oder eine 1.800 Quadratmeter große Ausstellung zur Turnierhistorie der „Players Championship“, die jährlich nicht weit entfernt im TPC Sawgrass stattfindet.
Natürlich taucht man auch in die Historie der Majors ein: Hintergründe und Entwicklungen werden erklärt, große Momente in Fotos und bewegten Bildern nacherzählt. Ein nachgebautes Scoreboard aus Augusta weist jeden Hobbyspieler plötzlich als Masters-Sieger aus. Wer sich einmal fühlen möchte wie ein Champion, trägt seinen Namen ganz oben an Position eins ein und thront dann über Legenden wie Jack Nicklaus und Gary Player – ein Selfie-Hit! Man schreitet über die berühmte Swilcan Bridge des Old Course von St. Andrews oder puttet auf einem Grün aus dem 19. Jahrhundert – selbstredend mit zeitgemäßem Material, einem uralten Holzputter. Sie werden feststellen: Ein völlig anderes Spiel!
Eine besondere Herausforderung wartet draußen: Ein Nachbau der weltberühmten Bahn 17 des TPC Sawgrass. Sie wissen schon, das Inselgrün... Die verdiente Stärkung gibt’s später im Caddyshack-Restaurant von Filmlegende Bill Murray und seinen fünf Brüdern. Viel mehr geht nicht!
Auch Tiger Woods gehört jetzt zur Hall of Fame
Welche Spieler und prominenten Persönlichkeiten wurden bisher aufgenommen?
Aktuell zählt die Hall of Fame 164 Mitglieder, inklusive des Neulings Tiger Woods. Er wurde 2020 offiziell aufgenommen, wird aber – Corona hat es nicht anders gewollt – erst im Rahmen der diesjährigen Players Championships Anfang März mit der obligatorischen Zeremonie geehrt.
Bei der Gründung 1974 bestand die Hall of Fame zunächst aus 13 Mitgliedern: Patty Berg, Walter Hagen, Ben Hogan, Robert Tyre „Bobby“ Jones jr., Byron Nelson, Jack Nicklaus, Francis Ouimet, Arnold Palmer, Gary Player, Gene Sarazen, Sam Snead, Harry Vardon und Babe Zaharias.
Seitdem wurde der Kreis jährlich erweitert – um viele klangvolle Namen: Lee Trevino (1981), Tom Watson (1988), Nick Faldo (1997), Seve Ballesteros (1999), Greg Norman und Payne Stewart (2001), Annika Sörenstam (2003), Phil Mickelson (2012) – und, natürlich, Bernhard Langer, der seit 2002 dazugehört.
In der Kategorie „Lifetime Achievement“ wurden unter anderem Sänger und Schauspieler Bing Crosby, Komiker Bob Hope und die beiden ehemaligen US-Präsidenten Dwight David Eisenhower und George Bush senior geehrt.
Bildergalerie: Zu Besuch in der Hall of Fame
Wie funktioniert das Aufnahmeprozedere?
Das Auswahlverfahren für die Hall of Fame wird von einem Komitee geleitet, das aus bis zu 20 Personen mit vier Vorsitzenden besteht. Aktuell sind das Beth Daniel, Nick Price, Annika Sörenstam und Curtis Strange. Sie sind für die Wahl von Profis und Persönlichkeiten in die Ruhmeshalle verantwortlich. Ein Nominierungsausschuss (26 Personen, darunter sechs Mitglieder der Hall of Fame, Vorsitzender Greg McLaughlin), bewertet im ersten Schritt potenzielle Kandidaten und präsentiert dem Komitee maximal vier weibliche und vier männliche Profis zur Entscheidung sowie zwei Anwärter für die Kategorie berühmter Persönlichkeiten. Bei der finalen Abstimmung im Komitee ist für die Aufnahme eine Zustimmung von mindestens 75 Prozent erforderlich.
Welche Kriterien gelten für eine Aufnahme?
Sowohl für weibliche als auch männliche Profis gilt: Den Spind in der Hall of Fame gibt’s frühestens bei 15 gewonnenen Titeln auf einer der großen Touren – oder mit zwei Major-Siegen (bei den Herren zählt auch die Players Championship). Das Mindestalter für eine Aufnahme liegt für noch aktive Damen und Herren inzwischen bei 45 Jahren. Wer jünger ist, muss seine Karriere mindestens seit drei Jahren beendet haben.
Warum gehört Tiger Woods erst jetzt zur Hall of Fame?
Natürlich, mit 15 Majorsiegen und 82 Titeln auf der PGA Tour zählt Tiger Woods schon lange zu den erfolgreichsten Golfern der Geschichte – und ist trotzdem erst jetzt Teil des auserwählten Kreises. Sie ahnen es bereits: Der Grund ist das Mindestalter. 2016 wurde es von 40 auf 50 Jahre angehoben. Woods, geboren am 30. Dezember 1975, hätte unter diesen Umständen noch einige Jahre warten müssen. Doch Anfang 2020 folgte zumindest eine halbe Rolle rückwärts: Seitdem gilt das Mindestalter von 45 Jahren, das erreichte Woods Ende 2020. Damals, als seine offizielle Aufnahme in die Hall of Fame verkündet worden war, sagte er auch mit Blick auf seinen Masters-Titel ein Jahr zuvor: „Ich fühle mich geehrt und demütig. Das vergangene Jahr war eine unglaubliche Reise und die Unterstützung, die ich von meiner Familie, Freunden und Fans erhalten habe, war überwältigend. Diese Leistung ist die ultimative Anerkennung dafür, niemals aufzugeben und weiter zu jagen.“
Welche Chancen hat Martin Kaymer?
Zumindest die wichtigste Voraussetzung für eine Aufnahme in die Hall of Fame erfüllt der Deutsche bereits: Mit der PGA Championship 2010 und der US Open 2014 hat er zwei Majors gewonnen – dazu die Players Championship ebenfalls 2014. Aber: Er ist (noch) zu jung! Am 28. Dezember 2029 wird er 45 Jahre alt und damit berechtigt für eine Aufnahme in die Ruhmeshalle. Kaymer muss also noch warten. Es sei denn, er würde seine Karriere frühzeitig beenden...
Im Video: Was Sie in der Hall of Fame erwartet