Bewässerung
Möglichst nah am Wasser
21. Februar 2022 ,
Immer ausgedehntere Trockenperioden stellen viele Golfanlagen vor Probleme – nicht nur finanziell. Der Golf-Club Hof Hausen vor der Sonne und der Wiesbadener Golf-Club zeigen auf unterschiedliche Art, wie nachhaltiges Bewässern funktionieren kann.
„Ein sensationelles Konzept“, schwärmt Mark Niendorf über die Bewässerung im Golf-Club Hof Hausen vor der Sonne. Bereits seit 2004, lange bevor der Clubmanager und AG-Vorstand sein Amt am Taunus antrat, beregnet die Golfanlage ihren Rasen mit gereinigtem Wasser aus dem Klärwerk im nahen Hochheim Stadtteil Lorsbach. In einem kleinen, unscheinbaren Holzhäuschen zwischen der 14. und der 18. Spielbahn sind zwei Greensafer-Anlagen untergebracht, in denen das Wasser vor der Beregnung aufbereitet wird. „Wir desinfizieren das Wasser gewissermaßen“, erklärt Niendorf.
In den Aufbereitungsanlagen entfernt eine „Impfung“ mit Biodyozon auf ökologische Weise sämtliche Bakterien und Keime, so dass die Grüns und Fairways laut Niendorf letztlich bedenkenlos bewässert werden können: „In Spanien werden viele Greensafer-Anlagen sogar für die Wasserversorgung von Wohngebieten betrieben.“
Dabei kommt in Hofheim das Wasser nicht direkt aus dem Klärwerk auf die Golfanlage, sondern macht einen kurzen Umweg über den örtlichen Schwarzbach. Dort vermischt und verdünnt es sich zunächst, bevor es ein paar Meter flussabwärts durch eine drei Kilometer lange Pipeline zum Golfclub gepumpt wird. Doch selbst dieses Bachwasser dürfte wegen seiner Belastung nach geltenden Richtlinien nicht zum Bewässern von öffentlichen Grünanlagen verwendet werden. Ohne Aufbereitung geht es nicht.
Natürlich hat diese ihren Preis: 100.000 Euro hat die Golfanlage allein für die größere der beiden Greensafer-Anlagen bezahlt, hinzu kommen die laufenden Stromkosten für die Pumpen. Doch Clubmanager Mark Niendorf sieht in dieser Bewässerungslösung auch einen klaren Vorteil in puncto Nachhaltigkeit: „Wir verwenden kein Trinkwasser und führen der Natur durch unsere Aufbereitung sogar deutlich saubereres Wasser zu, als wir ihr entnehmen.“ Das mache für alle Beteiligten Sinn.
Obendrein habe die Golfanlage durch die Verwendung des gereinigten Klärwassers Versorgungssicherheit. Ein hohes Gut, nimmt man an, dass Trockenperioden sich in Zukunft häufen werden. Mit einer behördlichen Genehmigung darf der Club jährlich bis zu 100.000 Kubikmeter des verdünnten Klärwassers aus dem Bach entnehmen – ein kleiner Teil dessen, was das Klärwerk einleitet. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr benötigte der Golfplatz wegen regelmäßiger Niederschläge lediglich die Hälfte. Zwischengespeichert wird das Wasser vor dem Beregnen in mehreren großen Teichen, die zusätzlich Oberflächenwasser auffangen. „Unser Club ist in Sachen Bewässerung fit für die Zukunft“, sagt Mark Niendorf.
Er wisse jedoch, dass das Beispiel von Hof Hausen vor der Sonne längst nicht für jede Golfanlage als Vorbild taugt. „Wenn Klärwerk und Golfanlage zu weit auseinanderliegen oder die Fläche dazwischen viele verschiedene Eigentümer hat, dann muss man am Ende 1000 Leute fragen, ob man eine Leitung legen darf“, erklärt Niendorf. Die Erfolgsaussichten seien dann eher gering. Die Hofheimer Golfanlage hatte das Glück, dass ihre Pipeline über städtischen Grund führt.
Versorgungssicherheit und mehr Nachhaltigkeit beim Bewässern wünscht sich auch der Wiesbadener Golf-Club, der nur rund 30 Kilometer von Hofheim entfernt liegt. Noch beregnet Deutschlands ältester Golfclub seine Spielbahnen mit Stadtwasser, das ihm der örtliche Versorger allzu gerne auch weiterhin in möglichst großer Menge verkaufen möchte. Doch der Club will zukünftig verstärkt Oberflächenwasser auffangen, das auf den versiegelten Flächen von Parkplatz und Clubhaus als Regen anfällt – und speichern. Dafür planen die Wiesbadener einen 3600 Kubikmeter fassenden Speicherteich, der harmonisch zwischen den Spielbahnen 7 und 9 eingepasst werden soll. „Eigentlich sollten die Arbeiten schon im vergangenen Herbst beginnen, aber die Corona-Pandemie hat zu Lieferengpässen für Rohrleitungen geführt“, berichtet Platzvorstand Gerald Weyer.
Gehe der Speicherteich erst einmal in Betrieb, könne der WGC weitgehend auf die Verwendung von Stadtwasser verzichten – in Jahren mit viel Niederschlägen sogar ganz autark werden. Der Teich leistet laut Weyer zudem einen wertvollen Beitrag zur Biodiversität, da er kein reiner Wasserspeicher sei, sondern auch einen Flachwasserbereich bekomme, der als Biotop vielen Wasserlebewesen ein Zuhause gebe. „Das erhöht die Biowertigkeit der 2000 Quadratmeter großen Fläche um 18.000 Punkte“, betont Weyer.
Der Teich könnte zusätzlich zum Regen aber auch von einer Quelle gespeist werden, die oberhalb der Golfanlage im Wald entspringt und den Club früher schon einmal mit Wasser versorgte. Doch irgendwann entschied man sich auf Landesebene dagegen. „Der Förster wäre daran interessiert, dass wir wieder Wasser von der Quelle abnehmen, weil ihm vor lauter Feuchtigkeit schon ein paar Buchen umgefallen sind“, sagt Platzvorstand Weyer.
Entscheidend ist für die Wiesbadener, dass sie ihren Platz eigenständig mit Wasser versorgen können, sollte die Stadt – wie mehrere hessische Kommunen in den vergangenen Hitzesommern – die Grünflächenbewässerung mit Trinkwasser verbieten. „Hätten wir für dieses Szenario keine Lösung, wären unsere Grüns innerhalb von 48 Stunden irreparabel zerstört“, sagt Weyer. Damit es nicht soweit kommt, investiert der Club mit seinem Speicherteich nun in eine nachhaltige Wasserversorgung und Sicherheit.