Greenkeeping

First Class-Golf und Naturschutz schließen sich nicht aus


23. September 2021 ,


First View des GC Schwanhof
First View des GC Schwanhof | © (Foto: Petra Himmel)

Der GC Schwanhof in der Oberpfalz wurde zum dritten Mal bei Golf & Natur mit Gold rezertifiziert.

„Wir müssen das leben“ – Detlef Hennings sagt das und blickt Richtung Platz. Im GC Schwanhof in der Oberpfalz steht die Vereinbarkeit von Natur- und Umweltschutz mit einem hohen Qualitätsanspruch an erster Stelle. „First Class-Golf ist das Ziel“, erklärt der Geschäftsführer der Anlage. Nachdem der GC Schwanhof inzwischen bereits zum dritten Mal ein Re-Audit in Golf beim Programm Golf&Natur hinter sich hat, wird klar dokumentiert, wie sehr man diese Zielsetzung verinnerlicht hat.

Handbewässerung zur Optimierung der Grüns

Es ist ein Wachstumsprozess, den man hier über die Jahre verfolgen kann. Zuerst die neugebaute Golfanlage auf vormals landwirtschaftlich genutzter Fläche, die 1990 eröffnet wurde. Hohe Qualität war von Beginn an Teil des Leitbilds. Ian McNiven, seitdem als Greenkeeper dabei, hat die Entwicklung im Detail verfolgt. Die Herausforderung heute besteht darin bei möglichst geringer  Verwendung von Düngern und nahezu kompletter Reduzierung von Spritzmitteln die Qualität hoch zu halten. „Wir setzen inzwischen auf den Grüns auf ziemlich viel Handbewässerung“ stellt er fest. Die genaue Beobachtung der Spielflächen und der gezielte Einsatz der Ressource Wasser sind für ihn essentiell.

Regelmäßige Investitionen sorgen dabei für gemeinsamen Fortschritt sowohl in Sachen Nachhaltigkeit als auch bei der Qualität. Die hochmodernden Elektrocarts mit GPS sind eben auch mit modernen Lithium-Ionen-Akkus ausgestattet. Die großangelegten überdachten Parkflächen haben durchgehend Photovoltaik auf dem Dach, und die LED-Leuchten im Clubhaus sind selbstverständlich. E-Ladestationen sind ebenfalls installiert, und bei den Mähern hat man inzwischen eben auch Hybrid-Modelle im Einsatz. Das Thema Ressourcenschonung läuft einfach mit – auch wenn es bei diesen Details für den Golfer erst einmal nicht sichtbar ist.

E-Ladestationen

E-Ladestationen

Photovoltaikanlage auf dem Parkplatz

Photovoltaikanlage auf dem Parkplatz

Kurt Knote mit neuen Carts mit Lithium-Ionen-Akkus

Kurt Knote mit neuen Carts mit Lithium-Ionen-Akkus

 

Für die Golfer erlebbarer sind die Blühflächen auf dem Platz, in die man seit Jahren viel Arbeit investiert. Magerrasenflächen wurden angelegt, Nistkästen aufgehängt, ein Hornissenkasten installiert. Die Streuobstwiese umfasst mehr als 100 Bäume. Längst ist aus der Golfanlage eine Naturlandschaft geworden, an der es an allen Ecken blüht. „Gerade die Blühflächen nehmen immer mehr zu“, resümiert Kurt Knote, der das Team Golf&Natur leitet, dass in diesem Jahr auch die Randzonenverbreiterung bei den Wasserflächen initiierte.

Die Blühflächen auf dem Golfplatz wurden ausgeweitet

Die Blühflächen auf dem Golfplatz wurden ausgeweitet

Blühflächen auf dem Golfplatz

Blühflächen auf dem Golfplatz

 

Neues Projekt: Roughbeweidung durch Schafe

Die Vereinbarkeit aus guter Spielbarkeit, sinnvollem Naturschutz und ansprechender Optik bleibt dabei eine Herausforderung: Wiesenflächen sichtbar anlegen ohne dass sie das Spiel behindern. Bunkerkanten an den spielabgewandten Seiten nicht mähen. Heckenstrukturen verbessern und Rückzugsbereiche zum Beispiel mit Totholz schaffen. Das alles sind Pflegeaufgaben, die sich jenseits der klassischen Spielflächen abspielen, die hier ohnehin nur 27,5 % der kompletten Spielfläche ausmachen.

Auf der 86 Hektar großen Fläche leben Teichmolche, Mehlschwalben, Feldsperlinge und vieles mehr. Mehr als 180 verschiedene Arten wurden bereits 2016 dokumentiert. „Inzwischen sind es sicherlich mehr“, stellt Knothe fest. Darunter sind diverse Rote-Liste-Arten wie die Karthäuser Nelke oder die Schlüsselblume. Angesichts der hohen Biodiversität auf der Anlage hat der Club längst regen Kontakt mit Fachleuten, die sich für spezielle Arten interessieren. Die Fledermäuse in der Driving Range Hütte werden vom Fledermausbeauftragten der Region beobachtet, die Ameisenhügel von einem Ameisenschutzwart des Landesverbandes Bayern. 

Kooperationspartner des LBV Bayern

Kooperationspartner des LBV Bayern

Kurt Knote vor der Bienenstation

Kurt Knote vor der Bienenstation

Der Bienenwagen

Der Bienenwagen

 

Das nächste Projekt sind die Schafe: 30 der Tiere ziehen Mitte September auf der Anlage ein, um die Roughflächen abzuweiden. Eine Win-Win-Situation, wie Knothe und McNiven feststellen. Schließlich werde das Greenkeeping-Team entlastet und gleichzeitig die Biodiversität der Flächen gesteigert. Spannend ist das Projekt trotzdem: Wie fügen sich die Schafe ein, wie werden die Mitglieder reagieren? Detlev Hennings ist gelassen:  Die Vereinbarkeit von Sport, Tier- und Pflanzenwelt hat sich über die letzten drei Jahrzehnte eingespielt. Wie gesagt: „Wir leben das.“