Rot-Weiß-Rot

Austria feiert seine(n) Helden


28. Februar 2022 , Thomas Kirmaier


Der neue Golf-Held in Austria: Sepp Straka gewann als erster Österreicher auf der PGA Tour. © Aaron Gilbert/golfsupport.nl
Der neue Golf-Held in Austria: Sepp Straka gewann als erster Österreicher auf der PGA Tour. © Aaron Gilbert/golfsupport.nl

Nach Sepp Strakas historischem Sieg in Florida: Zahlen, Fakten und Reaktionen aus dem Golf-Land Österreich.

„Land der Berge, Land am Strome...“ - mit diesen Worten beginnt die Hymne der Republik Österreich. Das Land ist völlig aus dem Häuschen; zumindest, was die Golfer betrifft. Mit Sepp Strakas Sieg bei der Honda Classic in Florida ist nämlich ein neues Kapitel in der Golf-Geschichte unseres südlichen Nachbarlandes aufgeschlagen. Erstmals gewinnt ein Österreicher auf der PGA Tour. Die Reaktionen zwischen Vorarlberg und Burgenland sind heftig, das Medienecho im Land der Berge ist nahezu „narrisch“. Die Sportredakteure der Kronen-Zeitung berichten prominent über „Triumphator Straka“, den „Wegbereiter im österreichischen Golfsport“. Der ORF schreibt: „Meilenstein“ und „Historischer Sieg“.

Natürlich haben sich auch Österreichs oberste Golfer über den Erfolg ihres Schützlings riesig gefreut. Beim nationalen Verband ÖGV ist der Aufmacher Straka. Klar. Unter dem Bild, auf dem der Held die Trophäe küsst, steht in Großbuchstaben „SENSATION“ - logischerweise mit einem Ausrufezeichen dahinter. Die halbe Republik ist nach dem Premieren-Sieg voll auf Golf, denn auch in Österreich ist der Sport in den vergangenen beiden Jahren überdurchschnittlich gewachsen.

ÖGV-Präsident Dr. Peter Enzinger äußert sich über die Verbandsseite so: „Es ist unglaublich, was unsere Aushängeschilder über die letzten Jahre geleistet haben. Sepp Straka hat mit seinem Sieg auf der PGA Tour österreichische Sportgeschichte geschrieben. Ich kann noch gar nicht in Worte fassen, wie sehr ich mich für Sepp, aber auch für den gesamten heimischen Golfsport freue. Dieser Sieg ist nicht in Worte zu fassen! Unglaublich!“ Die PGA of Austria postet unter das Straka-Foto „BRAVO BRAVO“ . Emotion konnten sie schon immer, die Sportler aus Austria, die ihre Stars eigentlich besonders im Wintersport, und da vor allem im alpinen Skirennen, hervorbringen.

Apropos Ski Alpin: In den vergangenen sechs Jahren war Slalom-Spezialist Marcel Hirscher sage und schreibe sechsmal Österreichs Sportler des Jahres. Es tauchen zwischendrin zwar immer mal Athleten anderer Sportarten auf wie Fußballer David Alaba oder Tennisspieler Dominic Thiem, aber die Dominatoren sind die Wintersportler. Bei den Damen wie bei den Herren. Die Golfer holen auf, werden immer mehr und immer erfolgreicher, was durchaus hoch zu bewerten ist, denn mit knapp neun Millionen Einwohnern hat Österreich weit weniger als der Freistaat Bayern (13 Millionen) und ist flächenmäßig viermal kleiner als Deutschland.

Rot-Weiß-Rot: Die Farben Österreichs tauchen auf den Leaderboards weltweit immer häufiger auf.
Rot-Weiß-Rot: Die Farben Österreichs tauchen auf den Leaderboards weltweit immer häufiger auf. | © Pixabay


In den neun Bundesländern Österreichs gibt es mehr als 170 Golfanlagen. Im Participation Report der European Golf Association (EGA) ist die Zahl der registrierten Golfer mit knapp 94.000 angegeben. Nach den Corona-Jahren steuert man auch hier auf neue Höchstwerte zu. Und wenn die Aushängeschilder dann auch noch Erfolge einheimsen, ist das natürlich Wasser auf die Mühlen der Verbände. Eingeleitet wurde die positive Entwicklung im Bereich Leistungssport von Markus Brier. Der Wiener hatte 2006 als erster Österreicher einen Sieg auf der European Tour gefeiert. Inzwischen ist Bernd Wiesberger, ebenfalls gebürtiger Wiener und Ryder-Cup-Teilnehmer 2021, zur Nummer eins aufgestiegen. Und auch bei den Damen gibt es mit LET-Siegerin Christine Wolf, Sarah Schober und Katharina Mühlbauer konkurrenzfähige Profis.

„Ich kann mit großem Stolz sagen, dass sich der gesamte österreichische Golfsport in den letzten Jahren sportlich wie auch wirtschaftlich enorm erfolgreich entwickelt. Unsere Damen und Herren auf den internationalen Touren erreichen Woche für Woche Top-Platzierungen und bereiten uns auch bei den prestigeträchtigsten Großsport-Events wie Olympia und internationalen Meisterschaften viel Freude“, erklärt Präsident Dr. Enzinger. Sein ÖGV rangiert unter den mitgliederstärksten Fachverbänden des Landes auf Platz vier hinter Fußball, Tennis und Skilauf.

Und jetzt also Josef „Sepp“ Straka. Einer, der von seinem Bruder Sam einst überredet worden war, statt Fußball doch lieber Golf zu spielen. Mit seinem Triumph hat er in der Weltrangliste einen Satz von 176 auf Platz 83 gemacht. Somit hat die Fahne Rot-Weiß-Rot zwei Herren in den Top 100. Das wird dem Land wieder neuen Schwung geben in Sachen Golf. Bei der Honda Classic in Florida hat Matthias Schwab als Siebter das Top-Resultat für Austria übrigens komplett gemacht. Zwei Österreicher in den Top Ten. Der reinste Wahnsinn.

Im Netz nennen sie den gebürtigen Wiener Straka, der auch die US-Staatsbürgerschaft besitzt, liebevoll ihren „Austro-Amerikaner“. Der Olympia-Zehnte von Tokio hat österreichische Golf-Geschichte geschrieben. Was Austria jetzt noch fehlt, ist ein Major-Sieger. Wenn sie das schaffen, werden die medialen Lobgesänge wieder erklingen. Apropos: In der Hymne heißt es in Zeile vier: „Heimat großer Töchter und Söhne“.