DGV-Sport

Allgemeine Herausforderungen und Rahmenbedingungen


24. Februar 2022 ,


Herausforderungen und Rahmenbedingungen
Herausforderungen und Rahmenbedingungen | © DGV/stebl

Es ist dem DGV wichtig, die eigenen Strukturen zu überprüfen, sich den ständig wandelnden Herausforderungen im Sport, des Alltags und der Gesellschaft zu stellen und Ziele zu formulieren und daraufhin zu arbeiten.

Heterogenität der Mitgliedschaft

Die enorme Bandbreite des Angebots im Breiten- und im Leistungssport für viele Zielgruppen (s.o.) über beide Geschlechter und vor allem über die ganze Lebensspanne von der Kita bis zu den Senioren bedeutet gleichsam auch, die natürlich begrenzten Mittel und Möglichkeiten des Sportverbandes DGV mit Schwerpunkten und Prioritäten zu versehen. Die Mitglieder des DGV selber, ob Betreibermodell oder klassischer Golfclub, bis hin zu den Landesverbänden, haben dementsprechend ihre Ausrichtungen und Interessensprofile, die es möglichst auf Grundlage der Satzung des DGV zu bedienen gilt.

Selbstfinanzierte Sportart

Als nahezu selbstfinanzierte Sportart müssen sowohl der Bau und der Betrieb von Anlagen als auch alle sportorganisatorischen Bereiche des Breiten- und Leistungssports aus Mitgliedsbeiträgen oder sonstigen nicht öffentlichen Einnahmequellen (z.B. Wirtschaft) bestritten werden. Derzeit ist der DGV der einzige Olympische Spitzenverband, dem das Bundesministerium des Inneren (BMI) die Förderfähigkeit nicht attestiert, da, so das BMI, der Leistungssport und seine Ziele insbesondere durch eine zumutbare Umverteilung aus Mitteln des Verbandes zu stemmen seien.

Veränderung gesellschaftlicher Rahmenbedingungen

Die soziodemografischen Veränderungen sind offensichtlich. Immer weniger Kinder und Jugendliche treffen mit ihrem sich verändernden Freizeit- und Sozialverhalten auf immer mehr und veränderte Angebote, um ihren Neigungen und Zielen zu folgen. Der Trend zum spaßorientieren, informellen Sport führt zu einer vergrößerten Konkurrenz der Sportarten und Disziplinen um diese jungen Generationen und damit um Talente. Nur aus den älteren Generationen kann Golf derzeit seine organisierten Golfer gewinnen, um die Anlagen zu unterhalten. Hier wird die Solidarität des Breitensports mit dem kostenintensiven Leistungssport strapaziert. Mitgliedergewinnungseffekte, die durch den Leistungssport verursacht werden, werden vielfach als teuer eingekauft betrachtet. Hier gilt es zu vermitteln, dass die Grundlage der Gemeinnützigkeit nicht nur eine steuerrechtliche Komponente besitzt, sondern der Leistungssport auch hier im Golf einen prägenden gesellschaftlichen Abdruck hinterlassen möge. Der gesellschaftliche Auftrag des Sports hat hier ein sehr breites Spektrum. Vom Leistungssport über alle Altersklassen - das ist in keinem anderen Sport so möglich wie im Golf - bis hin zur gelebten Inklusion von behinderten Golfern (hier bekommt das Wort handicap eine besondere, doppelte Bedeutung).

Zeitbedarf

Noch gilt und ist Golf in seiner klassischen Form von 18 Löchern sehr zeitintensiv Inklusive An-/Abreise und Aufwärmen beansprucht diese Form des Spielens mitunter den ganzen Tag. So sind zukünftig kurzweiligere Spielformen notwendig (9 Loch Golf ist arriviert), und das Spiel ist durch Regel- und Regularienmodifikationen weiter zu beschleunigen (siehe Einführung von Ready Golf), um dem veränderten Zeitbudget in der Bevölkerung Rechnung tragen zu können. Teilweise werden mehrere Sportarten/Disziplinen gleichzeitig betrieben, die Verweildauer in einer Sportart hat sich verkürzt. Die Isochrone (Anfahrzeit) für eine Vollmitgliedschaft hat sich in den letzten Jahren fast halbiert, bei gleichzeitig steigendem Verkehrsaufkommen. Golfanlagen in Gegenden mit geringer Bevölkerung nah am Golfplatz werden sich in ihrem Angebot umstellen (müssen). All dies führt zu notwendigen Anpassungen in der Zukunft, die jedoch den Kern und werthaltige Attribute des Sportspiels Golf nicht korrumpieren dürfen.

Kosten

Noch gilt Golf als teuer, als Massensport taugt er tatsächlich nicht - dazu sind die Anlagen in der Unterhaltung zu aufwändig - als Sport für Viele aber wohl. Das Angebot, wie in Skandinavien beispielsweise, an relativ einfachen Anlagen ist vergleichsweise gering. Die Investitionsbereitschaft für neue Anlagen solcher Art (zzgl. City-Golf, Kurzplätze u.a.) ist derzeit kaum vorhanden. Attraktive Flächen zur Umwandlung in Golfanalgen sind selten. Die Zeiten, in denen dies möglich war (vor der Jahrtausendwende) wurden z.B. in Schweden genutzt, hierzulande hat sich eine andere, exklusivere Form durchgesetzt. Weiterhin gilt es, insbesondere auch Familien und Jugendliche spezifisch, z.B. durch Maßnahmen (Golferlebniswoche u.a.) und Programme (Abschlag Schule etc.) für Golf zu sensibilisieren. Denn, ist die Anfangshürde übersprungen und Menschen erleben Golf durch Probieren wird aus der Kostenüberlegung schnell eine Kosten-Nutzen-Betrachtung und die sieht vielfach günstig aus, sprich viel Spielspaß und eine psychophysische Erfüllung wiegen die Kosten auf.

Image und öffentliche Wahrnehmung

Die zunehmende Anerkennung von Golf als Sport in der Gesellschaft ist eng verknüpft mit der Aufnahme in den Olympischen Kanon für 2016 (Rio) und 2024 (Paris). Wenn Golf auch noch immer vom Touch der Exklusivität in der öffentlichen Wahrnehmung begleitet wird, so ist das Image des herausfordernden Spiels in der Natur an sich und seiner Sportler in der Bevölkerung nachweislich (Image-Studien) gut und sogar in letzter Zeit noch einmal gestiegen. Die Clubs als Institution gelten im Allgemeinen in der Öffentlichkeit immer noch als konservativ und wirken offensichtlich immer noch abschottend. Jährlich werden ca. 50.000 Menschen zu Mitgliedern, zu sogenannten organisierten Golfern, - in derselben Höhe liegen leider auch die Verluste. Ca. 1,8 Mio Menschen (Erhebungen 2017) spielen in Deutschland mehr oder weniger häufig Golf, Tendenz steigend. Ein Ausweis für das gute und verbesserte Image. Eine Verbesserung einer zielgruppenorientierten Willkommenskultur und Mitgliederbindung (CRM-Maßnahmen) hilft, die relativ hohe Anzahl an „volatilen“ Golferinnen und Golfern in die für die Finanzierung des Sports so wichtigen organisierten Mitgliedschaften zu bewegen.

Verankerung in der Gesellschaft

Dem DGV kommt es darauf an, ausgehend von seiner Vision und Mission (s.o.), bei der Golf- und Mitgliederentwicklung die Grundsätze von Tradition, Innovation, Verantwortung, Kooperation, Nachhaltigkeit, Kommunikation und Transparenz überzeugend zu leben (Selbstverständnis“ des DGV). Dabei ist es ein satzungsgemäßes Ziel, den Golfsport in der Gesellschaft noch tiefer und nachhaltiger zu verankern. Durch ein breites Sportverständnis vom Leistungssport, über den Breitensport bis zu zielgruppenscharfen Angeboten, z.B. Golf als Schulsport oder im Gesundheitssport, möge insbesondere über das lokale und regionale Wirken der Clubs und Anlagen die positiven Effekte des Golfspielens auch bei denjenigen, die Golf nicht zu ihrem Hobby machen können oder wollen anerkannt sein.