Tiger Woods
Rückkehr an den Ort, an dem vor 30 Jahren alles begann
15. Februar 2022 , Thomas Kirmaier
Die PGA Tour macht diese Woche mit dem Genesis Invitational im Riviera Country Club Station. Das Turnier in Los Angeles wird für Gastgeber Tiger Woods ein ganz besonderes sein, denn an diesem Ort gab er fast auf den Tag genau vor 30 Jahren sein Debüt auf der Tour – im zarten Alter von 16. Ein Rückblick.
Der 27. Februar 1992 ist ein ganz normaler Donnerstag. Eigentlich. In Pacific Palisades, einem wohlhabenden Viertel im Westen von LA, sind zahlreiche Golf-Stars versammelt. Kein Wunder, im örtlichen Riviera Country Club steht die Nissan Open an. Ein Event, bei dem die Welt zum ersten Mal einen jungen Teenager zu Gesicht bekommt, der später der Beste aller Zeiten werden würde.
Tiger Woods, der mit seinen Eltern im nur eine Autostunde entfernten Cypress wohnt, steht am ersten Tee. Es ist 8:28 Uhr, Temperatur: knapp 20 Grad. Seine Mitspieler: Bob Friend und Dicky Thompson. Normalerweise, so berichtet die Sports Illustrated damals, sollte Woods zu dieser Zeit Geometrie an der Western High School pauken. Stattdessen tritt der amtierende US Junior Amateur Champion erstmals auf die PGA-Bühne. Und es sollte der Anfang von allem werden. „Ich denke, dieses Turnier hat mich herausgebracht. Die Welt war nach 1992 eine ganz andere“, erzählt er später.
Zuschauer, Mitspieler, Veranstalter – alle scheinen damals, an diesem 27. Februar 1992, irgendwie zu spüren, dass hier etwas passiert. Dass diesmal ein junger Mann dabei ist, der ein besonderes Talent hat. Tiger Woods trifft mit seinem ersten Drive auf der PGA Tour das Fairway mit einem Holz 3. Die Annäherung auf diesem knapp 470 Meter langen Par 5 landet auf dem Grün. Zwei Putts, Birdie. Das 16-jährige Greenhorn schreibt Birdie auf seinem ersten Loch auf der Tour. Etwas Außergewöhnliches passiert. Da wollen die Menschen dabei sein.
Das Publikum wird immer größer, den jungen Woods scheint das wenig zu stören. Mit einer 72 (+1) und einer 75 (+4) scheitert der Schüler zwar am Cut, das Bad in der Menge genießt er aber. „Das waren die zwei besten Tage meines Lebens. So viel Unterstützung hatte ich noch nie“, sagt er hinterher. Ein Interview mit einem 16-Jährigen, den eigentlich noch niemand kennt? Turnierdirektor Greg McLaughlin muss zugeben: „Es war alles ein bisschen hektisch. Wir waren nicht wirklich bereit dafür.“
Der Hype um diesen Teenager ist heftig. Erfahrene Tourspieler beobachten ihn, attestieren ihm ein sensationelles Ballstriking und eine außergewöhnliche Reife. Amerikanische Journalisten schwärmen. In der New York Times steht: „Dieser junge Mann hat eine Gabe, eine ganz besondere Gabe. Wenn er weiß, was er da hat, wird er ein Großer werden.“ Wird er. Und wie. Im August 1996 beginnt Woods seine Karriere als Profi-Golfer und unterzeichnet die bis dato höchstdotierten Werbeverträge der Golfgeschichte. 1997 gewinnt er das Masters, der erste von insgesamt 15-Majorsiegen. Mit 82 PGA-Tour-Titeln steht er gemeinsam mit Sam Snead heute in der ewigen Rangliste auf Platz eins.
Diese Woche kehrt Tiger Woods, inzwischen 46 Jahre alt, in den Riviera Country Club zurück – als Turnierveranstalter, denn seine Stiftung leitet jetzt das Genesis Invitational. Sponsor ist die gleichnamige Automarke der koreanischen Hyundai Motor Group. Genesis ist aber vor allem altgriechisch und heißt Schöpfung, Entstehung, Geburt. Woods selbst wird an diesem Wettkampf, der vom 17. bis 20. Februar 2022 in Pacific Palisades stattfindet, wegen einer Rückenverletzung nicht teilnehmen. Umso mehr Zeit wird bleiben, sich daran zu erinnern, dass auf diesem Fleckchen Erde vor genau 30 Jahren alles begann.