Putter
Blade vs Mallet
29. Dezember 2021 , Marcel Czack
Moderne Putter gibt es in allen möglichen Formen, Größen und Ausführungen. Und doch lassen sich die unterschiedlichen Stile in nur zwei Kategorien einteilen: Blades und Mallets. Wir nehmen beide Stilrichtungen unter die Lupe.
Die Vielfalt bei Puttern ist größer als in allen anderen Schlägerkategorien. Formen, Größen und Ausführungen können sich extrem voneinander unterscheiden. Und doch lassen sich die verschiedenen Stile in nur zwei Kategorien einteilen: Blades und Mallets. Beide Arten bieten bestimmte Vor- und Nachteile. Wir werfen einen genaueren Blick auf die zwei Stilrichtungen, analysieren Vor- und Nachteile und erläutern, worauf es beim Kauf eines Putters ankommt.
Was sind Blade-Putter
Blade-Putter haben eine traditionelle Kopfform, die deutlich schmaler ist als die von Mallets. Ursprünglich waren Blade-Köpfe sehr dünn und flach. Einige Modelle konnten tatsächlich von beiden Seiten benutzt werden (Bulls-Eye-Stil). Im 20. Jahrhundert änderte sich viele Jahre lang nichts Grundsätzliches an diesem Erscheinungsbild.
Eine einschneidende Neuigkeit stellte in den 1960er Jahren Ping-Gründer Karsten Solheim mit seinem Anser-Putter vor, dessen Design sich zu einem der größten Erfolge der Golfschlägergeschichte entwickelte. Durch die Anordnung von mehr Masse an den Kopfrändern, eine dünne, reaktionsfreudige Schlagfläche und einen moderat ausgeprägten Sohlenflansch wies der Anser ein höheres Trägheitsmoment und einen niedrigeren Schwerpunkt als bisherige Putter auf. Der Sweetspot war größer als bei den Ur-Blades und der Ball rollte beständiger. Zudem war dieser Putter mit einem neuartigen Hosel versehen, das durch seine zwei rechten Winkel den Schlägerkopf hinter den Schaft versetzte (Offset). Dadurch wurde es ermöglicht, dass der Golfer seine Hände im Treffmoment vor dem Ball haben konnte.
Diese Eigenschaften überzeugten damals auch viele der besten Spieler der Welt. Die Bauart ist bis heute die Basis für moderne Blade-Putter und wurde – nach Ablauf des Patentschutzes – tausendfach kopiert. Alle großen und auch die meisten kleinen Hersteller führen heutzutage Blades im Anser-Stil in ihren Sortimenten.
Was zeichnet Mallet-Putter aus
Mallet-Putter sind normalerweise größer als Blades. Der Kopf eines klassischen Mallets zeichnet sich durch einen halbkreisförmigen Flansch hinter dem Schlägerblatt aus. Im Laufe der Jahre hat sich das Design von Mallets jedoch erheblich weiterentwickelt. Heute finden sich am Ausrüstungsmarkt zahlreiche weitere Formen. Die vielfältigen Geometrien umfassen flügelartige Kopf-Elemente, Trapezformen, trianguläre Köpfe sowie Kombinationen von geschwungenen Linien und eckigen Formen. Das Größenspektrum dabei ist breit und reicht von kleineren, meist klassischer gehaltenen, Designs bis zu modernen raumschiffartigen Oversize-Optionen.
Der größere Mallet-Kopf soll beim Golfer Vertrauen erwecken. Zudem sind Mallets fehlerverzeihender, da diese sich mit einer Massenträgheit (MOI) bauen lassen, die bei Blades nicht zu erreichen ist. Dabei geht es weniger um das Gesamtgewicht des Putters – Blade-Köpfe sind nicht immer leichter als Mallets – als vielmehr um die konkrete Masseverteilung. Das MOI lässt sich steigern, indem Masse möglichst weit weg von der Schlagfläche platziert wird, was bei Mallets logischerweise viel deutlicher darstellbar ist. Dass einige moderne Mallets so enorme Größen aufweisen, ohne dabei insgesamt zu schwer zu werden, ist der Nutzung verschiedener Materialien unterschiedlicher Dichte geschuldet. So kann schweres Material strategisch dort positioniert werden, wo es nützt und in anderen Bereichen durch sehr leichtes Material (z.B. Karbonfaser) Gewicht eingespart werden.
Nicht zuletzt bieten die größeren Köpfe mehr Platz für Ausrichtungs- und Zielhilfen, in Form von Linien (oftmals mehrere parallel verlaufende), Punkten und golfballgroßen Kreisen.
Vor- und Nachteile
Grundsätzlich sagt man, dass Mallets aufgrund ihrer Größe und des Trägheitsmoments die bessere Fehlertoleranz bieten. Blade-Liebhaber betonen oft, dass Blades ihnen einen besseres Schlaggefühl und höhere Distanzkontrolle ermöglichen. Lange Zeit galten Blades als favorisierte Wahl von sehr guten Golfern und Mallets eher als geeignet für Durchschnittsspieler und Anfänger. Diese Zeiten sind vorbei. Heute ist das zahlenmäßige Verhältnis zwischen Blades und Mallets auch unter Tour-Pros ausgeglichen.
Balance und Stroke
Eine wichtige Rolle bei der Wahl eines passenden Putters spielt das Verhältnis von dessen Balance zum individuellen Puttschwung. Als Faustregel gilt: Führt die Puttbewegung den Schlägerkopf in einer leicht bogenförmigen Kurve durch den Ball (Rückschwung nach innen und Durchschwang nach dem Impact auch wieder nach innen), passt ein Modell mit sogenanntem Toe-Hang oft besser. Schwingt man dagegen sehr gerade zurück und auch gerade durch den Ball, empfehlen sich Face-Balanced-Modelle. Feststellen lässt sich die Balance-Eigenschaft, indem man den Putterschaft auf den Fingern austariert. Zeigt die Schlagfläche nach oben ist er face-balanced, hängt die Kopfspitze nach unten hat der Putter Toe-Hang.
Blades weisen fast immer einen Toe-Hang auf, der verschieden stark ausprägt sein kann, während Mallets lange Zeit ausschließlich in Face-Balanced-Ausführungen angeboten wurden. Mittlerweile sind die großen Hersteller dazu übergegangen, in ihren Mallet-Serien zusätzlich Modelle mit Toe Hang anzubieten, in dem Bestreben, die Vorteile eines großen, fehlerverzeihenden Malletkopfs auch für Golfer mit bogenförmigen Strokes attraktiv zu machen. Dafür werden andere Hosels und Schaftbiegungen genutzt als bei den Face-Balanced-Varianten. Denn die Balance des Putters wird maßgeblich dadurch bestimmt, wie die Schaftachse zum Schwerpunktzentrum des Kopfs steht. Ein Putter dessen Schaft an der Ferse des Kopfs ansetzt, wird im Normalfall Toe-Hang aufweisen. Trifft der Schaft auf die Mitte des Kopfs (center-shafted) ist der Putter face-balanced.
Schlussfolgerungen
Man kann lange über die Unterschiede und Vorzüge von Blades und Mallets diskutieren, absolute Wahrheiten gibt es hier kaum. Am Ende geht es darum, den Putter zu finden, der für das eigene Spiel am besten geeignet ist. Und dafür muss man verschiedene Stilarten und Modelle ausprobieren und miteinander vergleichen. Achten Sie auf das Schlaggefühl. Vielen Golfern ist auch wichtig, dass ihnen ihr Putter optisch gefällt. Es ist eine Frage der eigenen Prioritäten, ob man sich moderne Technologien zunutze macht und dabei eventuell Abstriche bei der Ästhetik eingeht, im Ergebnis aber weniger Schläge auf dem Grün benötigt. Und tatsächlich soll es auch durchschnittlich begabte Golfer geben, die mit klassischen Blades im Anser-Design oder Heel-Shafted-„Klingen“ besser zurechtkommen als mit High-MOI-Mallets. Hilfreich bei der Entscheidung für oder gegen einen Putter kann auch der Rat Ihres Golflehrers sein. Und auch beim Thema Putter kann ein professionelles Fitting nicht schaden. Denn neben den beschriebenen Faktoren sind auch noch andere Parameter, wie Putterlänge, Lie-Winkel, Offset, Kopfgewicht, Schlagflächenmaterial und -textur sowie die Form und Größe des Griffs wichtig.