A. Schleining
Ein Leben für den Leistungssport
22. November 2021 , Thomas Kirmaier
An der Trainerakademie Köln des Deutschen Olympischen Sport-Bundes (DOSB) sind die Absolventen des 25. Diplom-Trainer-Studiengangs verabschiedet worden - darunter sechs Frauen und 18 Männer aus insgesamt 16 Sportverbänden. Lehrgangsbeste war diesmal eine Golferin: Alexandra Schleining, Landestrainerin im Golfverband Nordrhein-Westfalen, erhielt für ihre herausragenden Studienleistungen (Note 1,0) einen Ehrenpreis. Wir haben uns mit der gebürtigen Österreicherin, die am 16. Dezember ihren 37. Geburtstag feiern wird, über Inhalte und Mehrwert des Studiums sowie über Persönliches und den Stellenwert von Damengolf unterhalten.
Frau Schleining, Glückwunsch zur Auszeichnung als Jahrgangsbeste. Bitte geben Sie uns in Stichpunkten Ihre wichtigsten Karriere-Stationen als Spielerin!
„Ich bin 1984 in Wien geboren, allerdings mit 18 aus beruflichen Gründen nach Deutschland gekommen. In Österreich hatte ich sehr früh angefangen mit Golf, allerdings auch andere Sportarten wie Skifahren, Snowboard oder lange Zeit auch Judo ausgeübt. Tennis und Golf habe ich lange parallel gemacht, mich dann aber für Golf entschieden und war dann sehr schnell im Golf-Nationalkader Österreichs. Deswegen hat man mich wohl weniger als Spielerin in Deutschland auf dem Schirm, sondern eher als Trainerin. Als solche wollte ich schon immer eine bestmögliche Ausbildung, weswegen die PGA of Germany mit meinem Ausbilder Günter Kessler ein gutes Standbein war. So war ich dann bald im Leistungssport als Kader-Trainerin in NRW tätig.“
Seit wann sind Sie Landestrainerin in NRW und dort konkret für wen zuständig?
„Landestrainerin in NRW bin ich seit 2013. Zuerst kommissarisch, 2014 habe ich dann die Mädchen betreut und 2017 bin ich hauptamtlich in den Verband gewechselt. Davor war ich zwölf Jahre im Golfclub Bergisch-Land für die Bundesliga zuständig, habe dort sowohl Bundesliga-Herren als auch -Damen trainiert. Mit den AK14-Jungs bin ich Deutscher Meister geworden. Seit diesem Jahr betreue ich im Verband die Jungs und die Mädchen als Landestrainerin in Nordrhein-Westfalen. Seit Oktober dieses Jahren bin ich dort für den gesamten Leistungssport zuständig.“
Warum haben Sie sich als PGA-Professional für den Studiengang Diplom-Trainerin entschieden?
„Das liegt auch daran, weil man als Landestrainerin langfristig diesen Studiengang brauchen wird, gerade wenn man hauptamtlich in einem Verband arbeitet. Das kann irgendwann ein Pflichtkriterium sein. Für die Bundestrainer ist es schon jetzt verpflichtend. Ich habe in diesem Bereich einfach meine Berufung gefunden, arbeite gerne im Leistungssport, möchte dort auch bleiben und betreue inzwischen auch zwei Profis auf der Symetra und der Ladies European Tour.“
Welche Schwerpunkte bzw. Schnittpunkte mit anderen Sportarten hatte es während des dreijährigen Studiums gegeben?
„Ja, die gibt es und gerade diese sind tatsächlich mit das interessanteste an diesem Studiengang. Ich hatte da so einige Sportarten wie Judo, Biathlon oder Schießsport, Ringen, Segeln, Kanu, Tischtennis. Es ist unglaublich spannend, Bundes- und Landestrainer aus anderen Sportarten zu hören; zu sehen, wie Athleten in anderen Disziplinen ticken und trainieren. Da gibt es einfach sehr viele Leute, die für den Leistungssport leben und schwärmen. Das ist eine ganz tolle Sache mit einer Gruppendynamik, die einen großen Mehrwert hat. Es entsteht ein tolles Netzwerk mit Sportart übergreifenden Meinungen.“
Lernen von anderen Sportarten
Wie ist Ihr toller Erfolg als Lehrgangsbeste für Sie persönlich einzuordnen?
„Für mich persönlich ist es natürlich etwas ganz Tolles gewesen. Die letzten drei Jahre habe ich sehr viel Zeit ins Studium investiert. Da habe ich einfach einen hohen Anspruch, wenn man so etwas anfängt. Dass es jetzt eine 1,0 wird in allen Bereichen und ein Ehrenpreis aus dem Land NRW kommt, ist schon ein Stück weit eine Belohnung und freut mich natürlich sehr.“
Welche Preise bzw. Ehrungen haben Sie dafür erhalten?
„Vom DGV und vom Land NRW habe ich Ehrenpreise erhalten. Wir haben unsere Zeugnisse, unser Diplom bekommen, auf denen die Note steht, über die ich mich natürlich besonders gefreut habe. Die schönste Ehrung, die ich allerdings erhalten habe, waren persönliche Worte von unserem Studienkoordinator Frank Wieneke, der ja aus dem Judosport kommt und Medaillen bei Olympia gemacht hat. Er hat gesagt: ,Ich glaube, wenn ich mir einen Trainer backen könnte, wäre er so wie du'. Das waren sehr persönliche Worte und für mich schon so etwas wie die schönste Ehrung.“
Würden Sie deutschen Golf-Lehrern/-Lehrerinnen dieses Studien-Angebot empfehlen?
„Das würde ich auf jeden Fall. Tatsächlich würde ich aber rückblickend sagen, dass sich dieses Studium sehr lohnt, wenn man schon ein paar Jahre Berufserfahrung auf dem Buckel hat, da man schon mit namhaften Personen aus anderen Sportarten zu tun hat, die teils schon einige Erfolge als Athlet und als Trainer hatten. Man braucht ein bisschen Selbstreflexion und eigene Erfahrungen, aus denen man berichten kann, um selbst etwas mitzunehmen. Ich habe mit Mitte 30 angefangen, das war aus meiner Sicht ein perfektes Alter, um das Studium gut zu verdauen und einen Mehrwert für die Gruppe zu leisten.“
Findet Damen-Golf in Europa im Vergleich zu den Herren Ihrer Meinung nach immer noch zu wenig Beachtung?
„Das denke ich auf jeden Fall. Zwar hat sich die Ladies European Tour zuletzt ein bisschen besser aufgestellt, gerade im Social-Media-Bereich, wie er heute zur Verfügung steht. So findet Damen-Golf deutlich mehr Beachtung als noch vor ein paar Jahren. Ob es allerdings in Europa erstrebenswert ist, als Golferin auf die Tour zu gehen, das kann man mit dem Herrenbereich kaum vergleichen. Das ist nicht nur im Golfsport, sondern beispielsweise auch im Frauenfußball so. Gleichberechtigt ist es meiner Meinung nach in Europa noch nicht. Das ist in zumindest etwas Amerika anders. Auf der LPGA Tour sind die Preisgelder erheblich höher. Aber auch dort gibt es noch eine große Diskrepanz zum Männerbereich.“
Unterstützung durch Familie und Freunde
Was macht Alexandra Schleining, wenn sie gerade nicht golft, unterrichtet oder lernt?
„Die letzten drei Jahre gab es für mich neben Studium und dem Fulltime-Job im Verband nicht so viel Freizeit. Mit Corona waren viele Dinge dann doch auch anders als normal. Man braucht ein stabiles, gutes Umfeld, das das alles gut mitträgt. Jetzt bin ich gerade einfach nur froh, dass ich abends nicht lernen, eine Hausarbeit schreiben oder mich auf eine Prüfung vorbereiten muss. Ich verbringe gerne Zeit mit Familie und Freunden, gehe gerne spazieren, höre Musik, schaue mal Netflix-Serien, liebe Shopping. Ich reise gerne, war zuletzt eine Woche auf Rhodos, um einfach mal abzuschalten und Sonne zu tanken. Als Österreicherin liebe ich natürlich auch den Wintersport, freue mich auf Weihnachten und auf den Dezember, weil ich da auch Geburtstag habe.“
Vielen Dank für das Interview
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