Acht Gründe
Warum Golf die beste Schule für das Leben ist!
10. November 2022 , Felix Grewe
Eine Geschichte, die Ihnen nichts darüber erzählt, wie Sie Ihr Handicap verbessern. Stattdessen erfahren Sie, was Sie zwischen Tee und Grün über sich selbst und das Leben lernen können.
Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, warum Sie Golf spielen? Ja, Sie haben die Frage richtig verstanden: Was ist wirklich der Grund, weshalb Sie über grüne Fairways marschieren (oder fahren Sie?) und einem kleinen weißen Ball hinterherjagen, der viel zu selten dort landet, wo Sie ihn gern sehen würden?
Geht es Ihnen um Ihre Gesundheit? Golfer leben bekanntlich länger. Spielen Sie, weil Sie nirgendwo besser die Bewegung an der frischen Luft mit kurzweiliger Unterhaltung verbinden können? Vielleicht auch „nur“ aus Liebe zu Ihrem Mann oder zu Ihrer Frau? Weil Sie es im Leben etepetete mögen? Oder weil Sie den Wettkampf brauchen, das Spiel gegen andere und vor allem gegen sich selbst? Treibt es Sie an, jede Woche aufs Neue das Duell gegen Ihren inneren Tyrannen aufzunehmen? Diesen penetranten Miesepeter zwischen den Ohren, der Sie so gern mit nagenden Gefühlen von Versagen und Minderwertigkeit bestraft, wenn Sie Ihren Drive zum 99. Mal in den gleichen Bunker bugsieren oder den finalen Putt eine Grashalmbreite am Loch vorbeischieben. Der Sie aber genauso – nur äußerst kurzzeitig! – in einen Glücksrausch versetzen kann, wenn’s dann doch mal klappt und irgendwie alles zusammenpasst. Am Ende macht‘s wahrscheinlich – wie fast immer – der gute Mix. Von allem ein bisschen, bitte! Richtig?
Lieber eine Ehekrise als ein Haken im Schwung
Der Alltagsgolfer ist eine sonderbare Spezies, voller Eigenheiten und Eitelkeiten. Er liebt ein Spiel, das ihn zuweilen wahnsinnig macht. Wird bierernst, wenn er glaubt, dass es irgendwo im Schwung hakt, riskiert zur Not sogar eine Ehekrise für seinen Traum von der technischen Vollkommenheit – und wird sie doch niemals erreichen.
Seine Scorekarte entscheidet über seinen inneren Frieden; die Glückseligkeit, sie hängt an ein paar Millimetern. Der legendäre Arnold Palmer, der vor wenigen Wochen 92 Jahre alt geworden wäre, philosophierte einmal: „Golf ist trügerisch einfach und unendlich kompliziert; es befriedigt die Seele und frustriert den Intellekt. Es gibt dir so viel und macht dich gleichzeitig verrückt – und es ist zweifelsohne das beste Spiel, das die Menschheit jemals erfunden hat.“
Eines ist sicher: Die Abhängigkeit der Zufriedenheit von den eigenen Resultaten sorgt für das größte Leid, das einem in seinem Golfer-Leben widerfährt. Und damit sind wir mitten im Thema: Golf ist eine Schule für das Leben! Ein Mikrokosmos, in dem wir alle so viel mehr über uns erfahren, so viel mehr über das Leben lernen können, als wir bisher angenommen haben. Ganz nach US-Autor Grantland Rice, der einmal sagte: „18 Golflöcher werden Ihnen über Ihren Mitspieler mehr verraten als 19 gemeinsame Jahre am Schreibtisch.“
Was Sie auf dem Golfplatz lernen können...
1) Akzeptanz
Sie kennen dieses Phänomen: Ihre eigene Vorstellung von Perfektion harmoniert wieder einmal nicht ganz mit Ihrer Tagesform. Die Akzeptanz dieser Kluft kann zermürbend sein, eine brutale Herausforderung. Aber: Es ist der vielleicht größte Schritt zu einer stetigen Zufriedenheit. Sicher ist: Wer lernt, Situationen auf dem Golfplatz zu akzeptieren, dem gelingt dies auch in anderen Lebenslagen besser.
2) Perfektion – eine Illusion!
Tom Watson sagte einmal: „Am Golfschwung zu arbeiten, ist wie ein Hemd zu bügeln. Kaum hat man eine Seite fertig, ist die andere wieder voller Knitter.“ Der Wunsch nach Perfektion wird immer das Tor zur Unzufriedenheit aufstoßen – auf und abseits aller Golfplätze. Sie vergleichen sich oder Ihr Spiel mit einem Zustand, den Sie niemals erreichen können.
3) Fokussierung und Konzentration
Die Voraussetzung für jeden Erfolg ist ein ruhiger Geist. Konzentration und Fokussierung sind die Basis auf dem Golfplatz – und sie funktionieren dort nicht anders als in allen anderen Lebenssituationen.
4) Vertrauen
Kennen Sie das Gefühl der Gewissheit, dass der nächste schwierige Putt fallen wird, weil Sie ihn schon einmal erfolgreich gemeistert haben? Das Phänomen nennt sich Vertrauen und ist das Gegenteil von Angst. Vertrauen in die eigenen Stärken brauchen Sie jeden Tag aufs Neue.
5) Wertfreies Wahrnehmen
Beim Golf können Sie wunderbar üben, weniger zu bewerten und zu beurteilen – und nur zu sehen, was wirklich ist, ohne etwas hinzuzufügen. Zwei verzogene Abschläge bedeuten nicht, dass Sie einen miesen Tag erwischt haben. Eine schlechte Runde macht Sie nicht zu einem schlechten Golfer. Ein hohes Handicap sagt nichts über Ihre Eigenschaften als Mensch aus.
Golf als Schule für das Leben
6) Umgang mit Druck
Eine ganz einfache Weisheit, die auch fernab jeglicher Golfplätze Gültigkeit besitzt: Nicht das Golfspiel an sich setzt Sie unter Druck. Es ist die Bedeutung, die Sie Ihrem Ergebnis beimessen.
7) Mut
Wagen Sie auf der letzten Bahn den langen Abschlag über das Wasser? Riskieren Sie den Angriff aufs Grün mit dem Wedge über die Bäume? Auf einer Golfrunde erleben Sie immer wieder Gratwanderungen zwischen Mut und Leichtsinn – eine wunderbare Schule für das Leben.
8) Dankbarkeit
Sie haben einen funktionierenden Körper, der es Ihnen ermöglicht, diesen fantastischen Sport in der Natur auszuüben. Denken Sie daran, wenn Sie das nächste Mal maulend im Clubhaus eintrudeln. Wie wichtig ist die Scorekarte wirklich? Buddha sagte einmal: „Wer sich über das freut, was er hat, hat keine Zeit mehr, über das zu klagen, was er nicht hat.“
Die Liste könnte ewig fortgeführt werden. Beim Golfspielen können Sie so viel mehr lernen als das Spiel selbst. Ist diese Tatsache nicht der schönste Grund, so schnell wie möglich wieder auf die Runde zu gehen?