Challenge Tour

Grand Final: Angriff, Verteidigung und viel Optimismus


3. November 2021 , Felix Grewe


Jubelt Marcel Schneider am Sonntag auf Mallorca ähnlich wie vor wenigen Wochen in Portugal?
Jubelt Marcel Schneider am Sonntag auf Mallorca ähnlich wie vor wenigen Wochen in Portugal? | © © golfsupport.nl/Ramiro de Jesus

Vier deutsche Spieler treten von Donnerstag bis Sonntag (4. Bis 7. November 2021) auf Mallorca zum Challenge Tour Grand Final an. Es geht um die Tourkarten für Liga eins. Die jeweiligen Taktiken unterscheiden sich dabei.

Nach 26 gespielten Turnieren in diesem Jahr spitzt sich auf der Challenge Tour alles auf das große Finale ab Donnerstag in Spanien zu. Zum zweiten Mal in Folge findet das Grand Final im T Golf & Country Club auf Mallorca statt (4. bis 7. November 2021) und wer die Gelegenheit hatte, den nahe bei Palma gelegenen Platz schon einmal zu spielen, weiß: Dieser Ort ist eines Finals würdig. Spätestens seit der 2015 durch den deutschen Geschäftsmann Heiner Tamsen in die Wege geleiteten Renovierung entspricht die Anlage höchsten Tourstandards. Ursprünglich wurde der Platz 1978 von John Harris entworfen – damals noch unter dem Namen Golf Poniente. Mit der Umbenennung fanden aber nun auch große Fische und Schildkröten ihren Weg auf den Kurs. Als T Golfs Aushängeschild gilt aber seit seinem Bestehen der Blick auf die Berge der Serra de Tramuntana – sowohl von vielen der 18 Bahnen als auch von der neuen Dachterrasse des Clubhauses.
 

Erst vor wenigen Wochen siegte Marcel Schneider bei der Open de Portugal, einem Event der Challenge Tour.

Erst vor wenigen Wochen siegte Marcel Schneider bei der Open de Portugal, einem Event der Challenge Tour.

Deutsche Starter mit Chancen auf European-Tour-Karten

Allzu sehr ablenken lassen sollten sich die 45 Spieler in dieser Woche davon aber nicht. Denn am Sonntag werden 20 European-Tour-Karten vergeben und theoretisch können noch alle Teilnehmer eine ergattern. Bereits sicher mit einer Spielberechtigung für die kommende Saison ausgestattet ist Marcel Schneider. Der 31-Jährige konnte in diesem Jahr zwei Events auf der Challenge Tour gewinnen und geht als Nummer sieben des sogenannten Road to Mallorcas ins Finale. Dabei versuchte Schneider zunächst lange Zeit sein Glück auf der European Tour. Nach ausbleibenden Ergebnissen entschied er sich aber für einen Kurswechsel und nahm noch einige Turniere in Liga zwei mit. „Unterm Strich war es die richtige Entscheidung“, so der Mann vom Greengolf Bad Saulgau, der zuletzt vier Events in Folge unter den Top Ten abschloss. Entsprechend forsch ist seine Zielsetzung für diese Woche. „Ich will die Saison mit einem Sieg abrunden.“ Der Aufstieg ist Schneider nicht mehr zu nehmen. Der Gewinn des Road to Mallorca würde eine bessere Kategorie für die European Tour bedeuten. Für ihn heißt es also: Volle Attacke.
 

Als 14. der Saisonwertung hat Marcel Siem beste Aussichten auf eine Karte für die European Tour 2022.

Als 14. der Saisonwertung hat Marcel Siem beste Aussichten auf eine Karte für die European Tour 2022.

Marcel Siem: „Das wäre Harakiri“

Ganz anders geht Marcel Siem das letzte Turnier der Saison an. Der 41-Jährige hat als 14. der Saisonwertung nämlich noch etwas zu verlieren. „Ich werde hier nicht auf Sieg spielen – das wäre Harakiri“, erklärte Siem im Vorfeld des Grand Finals. „Ich komme ja nicht von hinten, sondern muss eigentlich nur verteidigen.“ Vor allzu viel Selbstvertrauen strotzt der viermalige European-Tour-Sieger derzeit ohnehin nicht. Sowohl in Valderrama als auch bei der Mallorca Golf Open verpasste er den Cut. Nach einigen starken Wochen auf der European Tour seien dort etwas die Batterien leer gewesen. Gerne hätte sich Siem über das Race to Dubai die Tourkarte gesichert. Auch hier ging es, wie bei Schneider, um die Kategorie. „Das war das Ziel im Nachhinein“, so der Gewinner der Le Vaudreuil Golf Challenge, dessen Minimalziel für diese Saison der Aufstieg über die Challenge Tour war. Dies sollte Siem mit einer soliden letzten Woche einer ereignisreichen Spielzeit erreichen.
 

Hurly Long spielte 2021 eine konstante Saison – und erlebte mit den olympischen Spielen in Tokio ein Highlight.

Hurly Long spielte 2021 eine konstante Saison – und erlebte mit den olympischen Spielen in Tokio ein Highlight.

So stehen die Aussichten von Hurly Long

In einer ähnlichen Position wie Siem befindet sich Hurly Long, der im Road to Mallorca nur einen Platz hinter seinem Landsmann rangiert. Beide spielen die erste Runde gemeinsam, da sich die Tee Times nach den entsprechenden Platzierungen im Ranking richten. Long blickt auf eine konstante Saison mit einem zweiten Rang in Cadiz sowie fünf weiteren Top-Ten-Resultaten zurück. Auch hier gilt der Blick zunächst nach hinten, um den Platz in den Top 20 abzusichern. Ein Abschneiden wie in den vergangenen beiden Wochen in Spanien (T16; T28) dürfte aber auch auf Mallorca reichen, um die Tourkarte zu sichern.  „Ich versuche diese Woche, so langweilig das klingt, einfach mein Golf zu spielen und zu schauen, was dabei herauskommt“, so Long nach seiner ProAm-Runde am Mittwoch. „Mir bringt es nichts, mich da verrückt zu machen. Ich will natürlich jedes Turnier gewinnen – das ist immer so.“

Yannik Paul startet 2022 auf der European Tour.

Yannik Paul startet 2022 auf der European Tour.

Yannick Paul – sichert auch er sich eine Tour-Karte?

Der vierte Deutsche, der Stand jetzt den Aufstieg meistern würde, ist Yannik Paul. Als 19. steht er jedoch am meisten unter Druck. Doch seine Leistungen in dieser Saison geben wenig Grund zur Sorge. Paul gehörte zu den konstantesten Spielern auf der Tour, verpasste nur vier Cuts und erreichte sechs Mal die Top Ten. Entsprechend zufrieden zeigte er sich nach seinem Pro-Am am Dienstag: „Ich kam am Anfang der Saison nur über Einladungen in die Turniere und da habe ich dann sehr gut gespielt“, sagte Paul, der zu Saisonbeginn noch kein Mitglied der Challenge Tour war. „Hätte mir jemand gesagt, dass ich vor dem Finale eine gute Chance auf die European-Tour-Karte habe, hätte ich das natürlich unterschrieben.“ Den Optimismus sieht man dem 27-Jährigen an. Auch weil er vom Platz im T Golf & Country Club angetan ist. „Der Platz ist geil und in einem richtig guten Zustand. Ich glaube, es hat viel geregnet, weswegen die Grüns weich sind. Das macht es etwas einfacher.“ Optimismus als Basis für den Erfolg also – auch wenn es im Feld mit den besten 45 Spielern der Saison nicht einfach für ihn werden dürfte. Dennoch: Es ist durchaus denkbar, dass sich am Sonntag gleich vier Deutsche gegenseitig zum Aufstieg gratulieren dürfen. 
 

Santiago Tarrio siegte 2021 bei zwei Events und startet als Nummer eins der Tour in das Event auf Mallorca.

Santiago Tarrio siegte 2021 bei zwei Events und startet als Nummer eins der Tour in das Event auf Mallorca.

78.000 Euro für den Sieger

Das Gesamtpreisgeld beim Grand Final (4. Bis 7. November 2021) beträgt 450.000 Euro, von denen 78.000 Euro an den Sieger gehen. Zur Einordnung: Long verdiente bei seinen 21 Starts etwas mehr als 76.000 Euro. Die kommenden Tage können die Rangliste also nochmal durcheinander bringen. Als Nummer eins startet Santiago Tarrio in das Abschlussturnier, der zwei Events in dieser Saison gewann. Der Portugiese Ricardo Gouveia liegt nur knapp dahinter und könnte zum zweiten Mal in seiner Karriere sowohl das Grand Final als auch die Order of Merit auf der Challenge Tour für sich entscheiden. Für Spannung ist also gesorgt – es kann losgehen!