Natur

GolfLandscapes untersucht Biodiversität in 40 Clubs


19. Februar 2025 , Petra Himmel


| © Himmel/Shutterstock

Welche Faktoren steuern die Biodiversität auf Golfplätzen? Mit dieser Frage beschäftigt sich derzeit ein Team von europäischen Wissenschaftlern aus Norwegen, Schweden, Großbritannien und Deutschland im Rahmen des Projekts GolfLandscapes. Insgesamt nehmen 40 Golfanlagen teil, darunter auch acht Golfclubs aus dem Raum München in Deutschland.

„Wir haben hier durchaus unterschiedliche Landschaftstypen ausgesucht und wollen nun verstehen, wie Biodiversität auf den Golfanlagen gefördert werden kann“, erklärt Prof. Dr. Johannes Kollmann, der den Lehrstuhl für Renaturierungsökologie an der Technischen Universität München leitet.

Dabei spielt die Lage eines Golfclubs oftmals eine wichtige Rolle. Während der GC Olching zum Beispiel sehr ortsnah liege, befindet sich der GC Feldafing in einer historischen Parklandschaft. Die Golfanlage Aschheim wurde  in Teilen auf einer ehemaligen Kiesgrube, die Bahnen des GC Eichenried teilweise im Umfeld von ehemaligen Mooren gebaut. Außerdem sind noch die zwei Golfplätze des Münchener GC in Straßlach und Thalkirchen eingebunden, der GC Wörthsee und der GC Dachau.

„Wichtig für die Biodiversität auf den Golfplätzen ist, welche Landschaftsstruktur in der Umgebung des Golfplatzes vorhanden ist“, erklärt Kollmann. Eine isolierte Position eines Golfplatzes inmitten von Monokulturen der Landwirtschaft kann demnach durchaus dazu führen, dass die Biodiversität geringer ist. Gleiches gilt für Anlagen, die von rein städtischen Bereichen umgeben sind.

Monitoring von Vögeln und Pflanzen

Bis dato wurden im Rahmen eines standardisierten Prozesses bei GolfLandscapes Vögel und die Vegetation erfasst. Dabei wurde nach bestimmten Nutzungs- und Habitattypen unterschieden – zum Beispiel Roughs oder Bunkern. In einer Zwischenbilanz wurde den Golfanlagen inzwischen eine Übersicht der bei Ihnen gefundenen Pflanzen und Vögel weitergeleitet.

Im Golfclub Olching hat man die ersten Daten mit Interesse analysiert und hofft daraus zu lernen. „Wir sind bei dem Thema Natur noch nicht so lange dabei, arbeiten aber gerade an der Zertifizierung für Golf & Natur Gold. In diesem Zusammenhang ist das Projekt für uns hilfreich“, resümiert Kai-Otto Landwehr als Vize-Präsident des GC Olching. „Unser Greenkeeper ist in dem Bereich sehr engagiert und auch in der lokalen Presse konnten wir mit den ersten Auswertungen schon für Aufmerksamkeit sorgen.“ Mit der Feldlerche und dem Kuckuck wurden auf der 18-Löcher-Anlage zwei Vogelarten identifiziert, die laut der Roten Liste Deutschland gefährdet sind.

Wissenschaftliche Erhebungen wie diese, sind für Golfanlagen „extrem wichtig“, findet Florian Kohlhuber, Clubmanager im GC Feldafing. „Nur so können wir für Nicht-Golfer und Behörden dokumentieren, dass auf unserer Golfanlage viel für die Natur getan wird. Wir machen mehrmals im Jahr Begehungen, um an entsprechende Daten zu kommen.“

Was aber resultiert aus den Daten? Wie können Golfanlagen weiter damit arbeiten? Hier weisen die Wissenschaftler im Rahmen von GolfLandscapes auf Defizite hin und geben Tipps. Alle acht Anlagen erhalten im Rahmen der Auswertung einen Hinweis darauf, ob sie zum Beispiel im Bereich der Wiesen, der Gewässer oder auch bei Heckenstrukturen mehr für eine Aufwertung tun müssen. „Hier gibt es ja generell sehr viel Potential bei Golfanlagen“, findet Kollmann, der derzeit auch in das Projekt GolfBiodivers des Deutschen Golf Verbandes mit 64 Golfanlagen und vier deutschen Universitäten eingebunden ist. „Golfanlagen gehen bei dem Thema  manchmal etwas opportunistisch vor, statt mit Struktur an das Thema zu gehen“, ist seine Beobachtung von manchen Anlagen.

Abhängig von der Lage der Golfanlage und ihrer Umgebung, den vorhandenen Lebensräumen und Spielflächen, sind die Möglichkeiten für die Förderung der Artenvielfalt jeweils unterschiedlich. Auch deshalb lassen sich die Ergebnisse der 40 europäischen Golfanlagen nicht vergleichen. „Unser Ziel ist es aber, am Ende die Frage zu beantworten, was degradierte Natur und was hochqualitative Natur auf Golfanlagen ist“, fasst Hans Martin Hanslin, Forscher am Norwegian Institute of Bioeconomy Research (NIBIO) die Zielsetzung zusammen. Er koordiniert das Projekt, das auch von STERF, der Scandinavian Turfgrass and Environment Research Foundation gefördert wird.

Nach drei Jahren werden 40 Golfanlagen in Europa diese Frage auch mit Blick auf die individuellen Ergebnisse ihrer Anlage beantworten können – und können mit den richtigen Aufwertungsarbeiten beginnen.