Regelfest

Unwissend ins Aus: Bhatia überliest Platzregel


20. Januar 2025 , Daniel Dillenburg


Akshay Bhatia bekommt von einem Referee die entsprechende Platzregel gezeigt.
Akshay Bhatia bekommt von einem Referee die entsprechende Platzregel gezeigt. | © Richard Heathcote/Getty Images

Akshay Bhatia versucht sich bei der Dubai Desert Classic aus einer schwierigen Lage zu befreien und wählt den Umweg über eine benachbarte Spielbahn. Diese liegt für ihn jedoch im Aus. Die entsprechende Platzregel ist ihm durchgerutscht.

Im Golf bezeichnet „Out of Bounds“, auch einfach „Aus“ genannt, einen Bereich des Golfplatzes, der außerhalb der erlaubten Spielfläche liegt. Diese Zonen sind in der Regel durch weiße Pfähle oder Linien markiert, die eine klare Grenze darstellen. In der Regel. Denn es gibt auch Ausnahmen. Mit einer solchen kam US-Star Akshay Bhatia bei der Dubai Desert Classic in Berührung. Der 22-jährige PGA-Tour-Sieger spielte seine zweite Runde und verzog seinen Drive auf der 13 (Par 5) des Emirates GC nach rechts unter die Bäume. Der Weg zum Grün war versperrt und selbst das Fairway der 13 nur schwer zu erreichen. Also entschieden sich Bhatia und sein Caddie für einen kleinen Umweg über die benachbarte achte Spielbahn – eine Entscheidung mit Folgen.

Was Bhatia nämlich beim Spielen über das Fairway der Acht nicht bedachte: In den Platzregeln gilt für diejenigen, die das 13. Loch spielen, Loch acht als internes Aus. Weiße Pfähle oder Linien geben den Spielern in diesem Fall keinen Hinweis darauf, dafür aber ein Zettel mit den Platzregeln, die jede Spieler-Caddie-Paarung vor dem Turnier erhalten hat. Dieser Zettel wurde von Bhatia und seinem Caddie offensichtlich nicht sorgfältig studiert. Denn erst als der US-Amerikaner seinen dritten Schlag vom achten Fairway ausführen wollte, griff ein Rules Official ein und informierte den Youngster über die interne Ausgrenze.

Die DP World Tour hielt den Fall auf Kameras fest und postete die Serie an Videos auf ihrem Instagram-Account:


Bhatia, sichtlich überrascht von der Platzregel, musste zurück zur Stelle seines zweiten Schlags und fuhr nach Hinzunahme eines Strafschlags mit seinem vierten Schlag fort. Sein Punch unter die Bäume hindurch zurück auf das 13. Fairway – der Schlag, den er sich wenige Minuten zuvor nicht zugetraut hatte - gelang ihm vortrefflich und auch das anschließende Holz ins Grün war Bhatia-like. Nur der Bogey-Putt aus gut drei Metern verpasste das Loch knapp und damit wanderte das Doppel-Bogey auf die Karte. Eine äußerst bittere „7“, die nur zustande kam, weil Bhatia die Platzregeln nicht gründlich studierte.

Unter dem beschriebenen Post häuften sich die Kommentare, die sich kritisch zu der für Bhatia verhängnisvollen Platzregel äußerten: „Internes Aus ist eine der von mir am wenigsten geschätzten Regeln im Golfsport“, machte ein User seinem Unmut Luft. In der Tat zählt die Platzregel seit Jahren zu den kontroverseren Platzregeln. Sie wird meist eingeführt, wenn die Turnierleitung der Meinung ist, dass das Schlagen auf eine bestimmte Stelle entweder unfair, unsicher oder beides ist. Golfer wiederum argumentieren gerne, dass dies die Aufgabe des Platzdesigners sei, solche Situationen gar nicht erst entstehen zu lassen.

Das sagt DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:

Und wieder haben wir einen Fall, der damit zu tun hat, dass sich ein Spieler nicht vollständig informiert hat. Man könnte neidisch auf die Tennisspieler werden, bei denen der Platz überall gleich gekennzeichnet ist und die sich nie mit örtlichen Besonderheiten beschäftigen müssen.

Ja, es stimmt, dass interne Ausgrenzen nicht beliebt sind und ich versuche auch immer, ihre Einrichtung zu vermeiden, wenn es irgendwie geht. Nun ist leider nicht jeder Platz so gebaut, dass das Nachbarfairway generell uninteressant ist. Etliche Par-5-Löcher mit einem Dogleg lassen sich über das Nachbarfairway als Par 4 spielen. Auch bei parallel verlaufenden Löchern mit gleicher Länge kann eine Penalty Area oder einen Bunkerlandschaft auf dem zu spielenden Loch einen Umweg über das Loch nebenan lohnend erscheinen lassen. Wenn ein Golfplatz auf vorgegebenen beschränkten Flächen gebaut werden muss, sind Löcher, die nahe zusammen liegen nicht zu vermeiden.

In den letzten Jahren wurde es zunehmend beliebt, auf eine Reihe weißer Pfähle zwischen zwei Löchern zu verzichten, denn dies sieht dies mitten auf dem Platz nicht schön aus und es erschwert auch die Pflege, denn die Pfähle stören beim Mähen und müssen immer auf Vollständigkeit kontrolliert werden. Die Option, genau die Fläche (das andere Fairway) über ihre Mähkante als Aus zu definieren, die nicht angespielt werden darf, ist da verlockend und macht dem Greenkeeping keine zusätzliche Arbeit. Es hat sich bewährt, auf solchen Plätzen zusätzlich zu der Platzregel am Abschlag ein kleines Schild anzubringen, auf dem nochmals darauf hingewiesen wird, wo es „gefährlich“ ist: (Achtung, internes Aus links auf Fairway 7).

Es kann vorkommen, dass erst im Verlauf der Übungsrunden vor einem größeren Turnier von der Spielleitung festgestellt wird, dass Spieler eine Abkürzung entdeckt haben, die über das Nachbarfairway führt. Dieses Nachbarfairway dann zum Aus zu erklären ist letztlich nur fair, denn die ersten Gruppen können ggf. dort ohne Probleme abkürzen, wenn noch keine Spieler auf dem benachbarten Loch spielen, während es später am Tag zu gefährlich wäre, da dann auch dort Spieler laufen und/oder es eine Verzögerung gäbe, wenn ein Spieler abwarten möchte, bis das benachbarte Fairway frei ist.

Wirklich schade, dass eine völlig normale Platzregel, die ein Spieler nicht gelesen hat, nun in der Öffentlichkeit als unfaire Maßnahme der Spielleitung angesehen wird.

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