Regelfest
Teure Verwechslung: Balltausch kostet Profis Hunderttausende
7. Januar 2025 , Daniel Dillenburg
Beim hochdotierten Saisonauftakt der PGA Tour verwechseln zwei Spieler ihre Bälle und erhalten eine Strafe mit spürbaren finanziellen Folgen. Cameron Davis gehen mehr als 300.000 Dollar durch die Lappen.
Zwei Golfer, die definitiv nicht gut geschlafen haben dürften, nachdem sie das erste Turnier des Jahres beendet hatten, waren Cameron Davis und Will Zalatoris. Beide spielten in einer Gruppe am Finaltag des The Sentry, dem Saisonauftakt der PGA Tour auf Hawaii. Eigentlich konnten Davis und Zalatoris – ihr dritter Mitspieler war Tom Hoge - sehr zufrieden sein mit ihren bis dato gezeigten Leistungen. Gemeinsam waren sie in der drittletzten Gruppe des Tages unterwegs und spielten entsprechend um die vorderen Platzierungen. Doch auf der 15, vier Löcher vor Schluss also, erlaubten sich der Australier und der US-Amerikaner einen bitteren Fauxpas, der sich letztlich auch auf dem Konto bemerkbar macht.
Auf dem Par 5 des Plantation Course im Kapalua Resort legten beide Spieler ihren jeweils zweiten Schlag vor das Grün. Beide hatten also eine gute Chance auf ein Up-and-Down-Birdie. Dass wenig später sowohl Davis als auch Zalatoris mit einem Bogey vom Grün gingen, hatte einen Regelverstoß als Ursache. Versehentlich spielten sie nämlich den Ball des jeweils anderen. Immerhin bemerkten sie ihren Fehler beim Erreichen des Grüns und konnten so ihren Irrtum regelkonform berichtigen. Hätten sie das Loch mit dem falschen Ball zu Ende gespielt und den Abschlag am nächsten Loch ebenfalls noch ausgeführt, wären sie disqualifiziert worden.
Zweimal die Grundstrafe
In Regel 6.3c wird beschrieben, was zu tun ist, wenn der Ball des Spielers von einem anderen Spieler als falscher Ball gespielt wurde:
„Ist es bekannt oder so gut wie sicher, dass der Ball des Spielers von einem anderen Spieler als ein falscher Ball gespielt wurde, muss der Spieler den ursprünglichen oder einen anderen Ball an die ursprüngliche Stelle zurücklegen (die, wenn nicht bekannt, geschätzt werden muss).“ Wenn der eigene Ball von einem anderen Spieler gespielt wird, droht einem also keine Strafe. Da Davis und Zalatoris jedoch jeweils einen falschen Ball spielten, erhielten sie jeweils zwei Strafschläge und mussten ihren jeweils dritten Schlag von der ursprünglichen Stelle wiederholen. Mit der hinzugezogenen Grundstrafe handelte es sich hierbei dann um Schlag fünf.
„Im Zählspiel zieht sich der Spieler die Grundstrafe (zwei Strafschläge) zu und muss den Fehler nach den Regeln durch die Fortsetzung seines Spiels mit dem ursprünglichen Ball berichtigen, indem er diesen spielt, wie er liegt oder Erleichterung nach den Regeln in Anspruch nimmt.“ Der Analyst beim Golf Channel wusste sofort: Das war ein teurer Fehler. Das Turnier auf Hawaii zählte zu den Signature Events und kommt mit einem satten Gesamtpreisgeld in Höhe von 20 Millionen US-Dollar daher. Da kann jeder Schlag einen immensen finanziellen Unterschied machen – vor allem in den vorderen Gefilden des Leaderboards.
Satter Preisgeldunterschied
Davis beendete das Event als geteilter 13. und nahm 410.000 Dollar nach Hause. Ohne den Fehler wären es mehr als 715.000 (Platz fünf) gewesen – ein Unterschied von mehr als 300.000 Dollar. Zalatoris wurde geteilter 26., wäre mit zwei Schlägen weniger 15. geworden und kassierte 163.333 statt 283.200 Dollar. Die umgehende Reaktion der beiden Spieler nach ihrem Balltausch war entsprechend: Davis hielt seinen Putter fest umklammert, als er das Grün verließ, eine Hand am Griff, die andere am Schlägerkopf. Zalatoris nahm seine Kappe ab, schaute nach unten und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Es war ein kleiner Flüchtigkeitsfehler mit großen Folgen.
Das sagt DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:
Das sind zwei ganz bittere Pillen, die die beiden Spieler hier schlucken mussten. Falsche Bälle sind im Amateurgolf nicht selten: Keine Zuschauer, selten Caddies und auch sonst kaum Aufmerksamkeit von „außen“ auf das Spiel einer Gruppe.
Hier dagegen in der drittletzten Spielergruppe auf Loch 15 darf davon ausgegangen werden, dass die beiden Spieler ständig gefilmt wurden und die Fernsehbilder je nach Aktualität auch live gesendet wurden. Zuschauer werden am Grün gestanden haben, andere werden bei den Spielern mitgelaufen sein und deren Schläge beobachtet haben. Caddies waren natürlich auch dabei. Dennoch ist niemandem aufgefallen, dass die Spieler zum jeweils falschen Ball gingen. Es gibt Turniere, bei denen ein Referee am Fernsehen sitzt und von dort die Referees auf dem Platz direkt über Funk informieren kann, wenn er etwas beobachtet, was den Kollegen auf dem Platz nicht auffallen konnte. Leider war das hier wohl nicht der Fall.
Dass der zweite Spieler den gleichen Fehler gemacht hat, ist eher zu verstehen, denn er verlässt sich darauf, dass sein Mitspieler alles richtig macht und dann war nur noch ein Ball übrig.
Es gibt den Spruch „Einen falschen Ball spielt man nur einmal, dann geschieht einem so etwas nie wieder.“ Leider war das bei den beiden Spielern hier der denkbar ungünstigste Moment.
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