Regelfest

Eine „lustige“ Situation – vier Regeln


6. Januar 2025 , Daniel Dillenburg


Hangelte sich in Runde zwei des The Sentry von Regel zu Regel: Corey Conners.
Hangelte sich in Runde zwei des The Sentry von Regel zu Regel: Corey Conners. | © Tracy Wilcox/PGA TOUR via Getty Images

Ein verzogener Abschlag ins hohe Gras führt zu einer kuriosen Aneinanderreihung von Regelanwendungen, die Corey Conners im Nachhinein selbst als „lustig“ beschreibt.

Sich auf einer Golfrunde mit dem Regelwerk auseinanderzusetzen, kommt regelmäßig. Manchmal tauchen auch mehrere Regelfälle pro Runde auf. Dass in einer einzigen Situation gleich vier Regeln zum Tragen kommen, ist dann aber doch eine Seltenheit. Der Kanadier Corey Conners beschrieb seinen Fall in Runde zwei des The Sentry auf Hawaii als „lustige“ Situation. Dabei hätte der PGA-Tour-Sieger sicherlich gerne auf dieses wortwörtliche Regelfest verzichten können. Letztlich kam er dann aber doch glimpflich davon.

Was war geschehen? Auf Loch neun des Plantation Course im Kapalua Resort verzog Conners seinen Abschlag nach rechts. „Ich habe beim Abschlag einfach einen unmotivierten Schwung gemacht“, sagte der 32-Jährige nach seiner Runde über den Auftakt einer kuriosen Regelfolge. Sein Ball landete im hohen Gras – eigentlich unspielbar. Aber Conners hatte eine Idee: Denn sein Ball war auch eingegraben. Also rief er einen Referee zu sich. „Ich hatte also den Offiziellen dort und versuchte, Erleichterung von dem eingebetteten Ball zu bekommen, was mir nicht zustand, weil ich keine Chance auf einen Schlag hatte.“

Unspielbar unvermeidbar

In Regel 16.3a heißt es: „Erleichterung nach Regel 16.3b wird nicht gewährt, wenn das Spielen des Balls, wie er liegt, eindeutig unvernünftig ist wegen einer Beeinträchtigung durch etwas, für das der Spieler keine straflose Erleichterung in Anspruch nehmen darf (zum Beispiel, wenn ein Spieler aufgrund der Lage des Balls in einem Busch keinen Schlag ausführen kann).“ Conners musste selbst zugeben, dass er keine Chance auf eine vernünftige Schlagausführung gehabt hätte, weswegen er den Ball nach Regel 19.2 für unspielbar erklärte.

So weit, so gut. Halbzeit der Regelsituation. Nachdem Conners den Drop mit Strafschlag in Kauf nahm, musste er feststellen: „Der Shot-Link-Turm war mir im Weg.“ Also kam die dritte Regel ins Spiel: Erleichterung von ungewöhnlichen Platzverhältnissen (Platzregel F-23). Doch auch bei diesem Drop gab es ein Problem: Dieses Mal kam ein Cartweg ins Spiel, von dem Conners eine weitere Erleichterung in Anspruch nehmen durfte (Regel 16.1).

Als dies geschehen war, konnte endlich Schlag Nummer drei gespielt werden. Conners verlor den Kampf ums Par und ging mit einem Bogey vom Grün. Die Minuten zwischen seinem ersten und dritten Schlag, die kleine Auffrischung einiger essentieller Regeln, dürfte er aber lange Zeit in Erinnerung behalten.

Das sagt DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:

Es gibt zwei Arten von Referees: Die einen freuen sich, wenn sie den ganzen Tag keine Regelfragen beantworten müssen, obwohl sie natürlich gut sichtbar auf dem Platz unterwegs sind, während es für andere schrecklich langweilig ist, wenn sie nicht „ausgelastet“ sind, weil es keine Fragen gibt. Dieser Fall hier ist eher für die zweite Kategorie geeignet, die diese Geschichte sicher ausgiebig beim Abendessen erzählen werden.

Sofern der Spieler auch weiß, worum es bei den einzelnen Regeln geht, ist ein solcher vielfacher Regelfall schneller und harmonischer zu klären als ein Fall, bei dem man einem Spieler umständlich erklären muss, dass seine Vorstellung von einem Freedrop nach den Golfregeln nicht mit dem Inhalt des Regelbuchs übereinstimmt.

Wichtig ist es bei solchen Fällen, alles der Reihe nach zu entscheiden, um nicht den Überblick zu verlieren. Das war dann hier:

1. Eingebetteter Ball im Gelände. Eigentlich ein Freedrop, aber da der Ball wegen des hohen Grases nicht spielbar war, kein Freedrop.

2. Wenn der Ball nicht spielbar ist, darf der Spieler ihn für unspielbar halten und mit einem Strafschlag droppen.

3. Der gedroppte Ball hat dann plötzlich einen Kameraturm in der Spiellinie, wofür es hier eine Platzregel für straflose Erleichterung von „zeitweiligen unbeweglichen Hemmnissen“ (TIO / temporary immovable obstructions) gab.

4. Aus der Lage von 3. droppt der Spieler auf einen Weg, von dem aus es wieder straflose Erleichterung gibt.

Zu den vorgenannten Punkten muss festgehalten werden, dass es nicht verboten ist, bei einem Erleichterungsverfahren mit Absicht (oder versehentlich) an einer Stelle zu droppen, an der es wiederum Erleichterung von etwas anderem gibt als dem Umstand, von dem man gerade weggedroppt hatte. Dies ist dann ein weiterer Drop nach einer anderen Regel und kein erneutes Droppen wie in einem Fall, in dem ein Drop ungültig war, da er die Bedingungen der Regel 14.3 nicht erfüllt hat.

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