Natur

Natur positiv: Ein Zukunftsziel für den Golfsport


19. November 2024 , Petra Himmel


| © Shutterstock

Natur positiv lautet der Begriff, mit dem sich die globale Golfindustrie genauer befassen sollte.

Bei der derzeit stattfindenden COP in Kolumbien spielt er seit Tagen eine wesentliche Rolle. Im Kern bezeichnet Natur positiv das Ziel, den Verlust an Natur bis 2030 anzuhalten und umzudrehen. Ziel ist dabei eine völlige Erholung der Natur im Jahr 2050. Als Ausgangspunkt wird dabei der Bestand des Jahres 2020 gewählt. Formuliert wurde dieses Ziel zum ersten Mal 2020, nachdem führende weltweite Forschungsinstitute, Naturschutzorganisationen und Unternehmen daran gearbeitet hatten. Im Dezember 2022 wurde dieses Ziel auch im Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework festgehalten.

Golf punktet mit großen Flächen

„Golf is good for biodiversity” formuliert es nicht nur der R&A als eine der weltweit führenden Golforganisationen auf seinen Plakaten. Tatsächlich gilt gerade das Thema Steigerung der Artenvielfalt als eine der großen Möglichkeiten des Golfsports, sich für die Gemeinschaft nützlich zu machen. Aufgrund der weitläufigen, rein natürlichen Flächen einer Golfanlage und der vergleichsweise kleinen faktischen Spielfläche sind die Möglichkeiten für eine Aufwertung der Extensiv-Flächen außerhalb von Fairways und Grüns hoch. Zahlreiche Wissenschaftler haben sich in den vergangenen Jahren mit den Möglichkeiten der ökologischen Optimierung beschäftigt, Kooperationen zwischen Umweltorganisationen werden zunehmend populär. Das Ziel eine Natur positive Sportart zu werden, ist für den Golfsport mit Sicherheit leichter zu erreichen als CO2-Neutralität.

Dabei bedeutet die Verpflichtung zur Verfolgung des Natur positiv-Ziels mehr, als nur einem einfachen Motto zu folgen. „Natur positiv ist kein Slogan – es ist ein ehrgeiziges Ziel, das nicht dafür verwendet werden soll, etwas als grün oder naturnah zu verkaufen.“ So formulieren es für die Realisierung und Forschung verantwortlichen Organisationen und Wissenschaftler. „Natur positiv bezieht sich auf messbare Ergebnisse, die dazu dienen den Naturverlust aufzuhalten und umzudrehen, sodass die Gesellschaft davon profitiert.“

Festlegung eines internationalen Standards

Das Thema der Messbarkeit von Biodiversität wird damit zu einem wesentlichen Punkt, auch für Golfplätze. Dabei ergeht es der internationalen Wissenschaft nicht anders als der Golfindustrie – einen einheitlichen Standard zur Messung von Biodiversität gibt es derzeit nicht. Vielmehr liegen allein für Biodiversität auf dem Land international über 440 Messpraktiken vor. Deshalb wird derzeit ein einheitlicher Standard entwickelt, der sich der Abstimmungsphase befindet. Sobald er auf dem Tisch liegt, können sich alle Industrien weltweit daran orientieren.

Natur als fester Bestandteil des Sports

Generell aber gilt: Wie kaum eine andere Freizeitindustrie hat der Golfsport im Rahmen der Biodiversitätskrise die Möglichkeit im Dienste der sozialen Gemeinschaft zu punkten und sich einem konkreten und messbaren Ziel zu verschreiben. Nachdem gerade das Thema Natur auch bei den Golfern selbst positiv angenommen wird und der Erholungseffekt beim Sport in einer aktiven Natur eine wesentliche Rolle spielt, sollte auch die Realisierung auf den einzelnen Golfanlagen Unterstützung von der Mitgliedschaft finden.

Wie immer, wenn es um messbare Daten geht, dürfte der Prozess mit Aufwand sowohl in zeitlicher wie finanzieller Hinsicht verbunden sein. „Das konstante Messen der Veränderungen beim Status der Natur ist essenziell, um positive Ergebnisse zu dokumentieren“, erklären die 28 Organisationen, die an der Festlegung des Standards arbeiten. Dazu gehören ausschließlich international anerkannte Namen wie IUCN (International Union for Conservation of Nature), das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung oder der WWF.

Wann die Verantwortlichen von Natur positiv den Standard zur Messung von Biodiversität genau veröffentlichen wird, steht derzeit noch nicht fest. Der Prozess aber sollte von der Golfindustrie genau beobachtet werden. Er könnte aus dem Slogan „Golf ist gut für Biodiversität“ die Tatsache „Golf ist Natur positiv“ machen.