Tour-Vorschau

Ist McIlroy noch einzuholen?


5. November 2024 , Daniel Dillenburg


Geht als großer Favorit auf den Gesamtsieg in die DP World Tour Playoffs: Rory McIlroy.
Geht als großer Favorit auf den Gesamtsieg in die DP World Tour Playoffs: Rory McIlroy. | © Andrew Redington/Getty Images

Auf der DP World Tour steht quasi das Halbfinale an. Vieles spricht dafür, dass Rory McIlroy zum sechsten Mal die Harry Vardon Trophy gewinnt. Sein Punktevorsprung ist immens. Alles zur Abu Dhabi HSBC Championship sowie etlichen Deutschen auf Hawaii in unserer Tour-Vorschau:

DP World Tour: Abu Dhabi HSBC Championship

Yas Links, VAE, 7. bis 10. November

Die DP World Tour geht in ihre dritte und letzte Saisonphase. Die Playoffs stehen an. Diese bestehen lediglich aus zwei Events, die einige der besten Golfer der Welt in die Vereinigten Arabischen Emiraten locken. Den Anfang macht die Abu Dhabi HSBC Championship, für die sich die Top 70 des Race to Dubais qualifizierten. Die besten 50 nach dieser Woche sind für das Saisonfinale in Dubai spielberechtigt. Und am Ende dieser Playoffs steht der Gewinner der Harry Vardon Trophy fest. Einen klaren Favoriten auf den Gesamtsieg gibt es seit Anfang des Jahres: Rory McIlroy.

Der Nordire führt das Rennen komfortabel an. Sein Vorsprung auf den Zweitplatzierten, Thriston Lawrence (Südafrika), beträgt mehr als 1.500 Punkte. Weitere knapp 400 Punkte dahinter folgt Rasmus Höjgaard (Dänemark) auf Rang drei. Zur Einordnung: In dieser Woche sammelt der Sieger 1.500 Punkte. Der Zweitplatzierte erhält 1.000. Also sollte McIlroy, der seine sechste Harry Vardon Trophy jagt und damit mit Seve Ballesteros gleichziehen könnte, eine ganz miese Woche in Abu Dhabi erwischen, könnten die Verfolger aufschließen und für ein spannendes Saisonfinale sorgen.


Doch so wirklich daran glauben will niemand. Dafür spielt McIlroy in dieser Saison einfach zu konstant. Von zehn Turnieren auf der DP World Tour konnte der 35-Jährige eines gewinnen und vier auf Rang zwei beenden. Einzig bei der Open Championship verpasste er den Cut, ansonsten sammelte er immer Punkte. Was McIlroy aber noch fehlt: Ein Titel bei der Abu Dhabi HSBC Championship. Das Turnier, das seit 2006 stattfindet, bescherte dem viermaligen Major-Sieger etliche Top-Platzierungen (neunmal Top Fünf), aber für einen Sieg reichte es noch nie.

Rechnerisch kann McIlroy noch von 36 Spielern eingeholt werden. Dafür müsste der Weltranglistendritte aber bei beiden Playoff-Events Letzter werden. Unwahrscheinlich. Und so bleiben wohl maximal Lawrence und Höjgaard übrig, die McIlroy seinen sechsten Gesamterfolg auf der DP World Tour streitig machen können. Ein Sieg in dieser Woche ist dabei aber fast schon Pflicht. Um das Rennen um die Harry Vardon Trophy für das Finale spannend zu halten, darf McIlroys Abstand auf den Zweitplatzierten nicht auf 2.000 Punkte anwachsen. Sonst steht der Race-to-Dubai-Champion 2024 schon vor dem Saisonfinale fest. McIlroy kann also mit einem Sieg in dieser Woche alles klar machen.


Mit Yannik Paul und Marcel Siem stehen auch zwei Deutsche im Feld der Abu Dhabi HSBC Championship. Elite-Team-Germany-Spieler Paul geht als 43. im Ranking in das vorletzte Event, sollte seinen Startplatz beim Finale (Top 50) also sicher haben. Siem dagegen benötigt in Abu Dhabi ein Top-Ergebnis. Als 63. hat er gut 150 Punkte Rückstand auf den aktuell 50., Andy Sullivan (England). Für den 44-jährigen Siem ist es der erste Start bei der Abu Dhabi HSBC Championship seit 2019. Sein bislang bestes Ergebnis bei diesem Turnier war ein geteilter fünfter Rang 2016.

Gespielt wird zum dritten Mal in Folge auf Yas Links, einem Kyle-Phillips-Design, das 2010 eröffnet wurde und seitdem als erster echter Links-Platz im Nahen Osten promotet wird. Das Par-72-Layout liegt direkt neben der Rennstrecke Yas Marina Circuit und acht Löcher führen entlang der Küste des Persischen Golfs. Die Spieler erwarten breite Fairways, die in diesem Jahr von etwas längerem Rough umgeben sind als die vergangenen beiden Jahre.

Die großen Grüns laden zu Drei-Putts ein, weswegen vor allem präzise Annäherungen gefragt sind. Ein Bereich, in dem Tommy Fleetwood (England), zweimaliger Champion der Abu Dhabi HSBC Championship, zu den besten auf der Tour zählt. Auch daher zählt der Ryder-Cup-Star zu den Top-Favoriten in dieser Woche. Titelverteidiger bei dem mit neun Millionen US-Dollar dotierten Rolex-Series-Event ist der Franzose Victor Perez, der sich als 142. im Ranking jedoch nicht qualifiziert hat.

LPGA Tour: Lotte Championship

Hoakalei Country Club, Hawaii, 6. bis 9. November

Auf ihrem Weg von Asien zurück in die USA macht die LPGA Tour praktischerweise auf Hawaii Halt. In den vergangenen Jahren schon im April angesetzt, findet die Lotte Championship erstmalig im November statt und schmiegt sich so besser in den Reiseplan vieler Spielerinnen. Wobei viele große Namen auf den Stopp im Hoakalei Country Club verzichten. Das mit drei Millionen US-Dollar dotierte Event ist das vorletzte Event der regulären Saison und die meisten Topstars ruhen sich für das große Saisonfinale Ende November aus.


Für das qualifizieren sich nur die besten 60 Damen im Ranking. Eine Teilnahme an der CME Group Tour Championship ist allein finanziell reizvoll. Elf Millionen US-Dollar werden beim Finale ausgeschüttet, wovon vier Millionen an die Siegerin gehen. Es ist der größte Preisscheck im Damengolf. Mit Elite-Team-Germany-Spielerin Esther Henseleit hat eine Deutsche ihren Platz bereits sicher. Die Olympiazweite ist in dieser Woche nicht auf Hawaii. Stattdessen treten sieben andere Deutsche an, die alle auf Top-Ergebnisse angewiesen sind, um das Jahr zumindest unter den Top 100 zu beenden.

National-Team-Germany-Spielerin Polly Mack ist als 96. noch am besten platziert. Die 25-jährige Longhitterin überzeugte zuletzt mit zwei Top-15-Ergebnissen bei ihren vergangenen vier Starts. Sollte sie ihre Form in die beiden verbleibenden Turniere transportieren können, darf sie sich ganz vielleicht sogar noch Hoffnungen auf die Top 60 machen. Die weiteren Deutschen im Feld: Olivia Cowan (116.), Caroline Masson (127.), Alexandra Försterling (130.), Sophia Popov (136.), Aline Krauter (142.) und Sandra Gal (166.).

PGA Tour Champions: Charles Schwab Cup Championship

Phoenix Country Club, Arizona, 7. bis 10. November

Finale. 35 Spieler. Vier Runden. Die Charles Schwab Cup Championship beschließt die Saison auf der PGA Tour Champions. So eng wie in diesem Jahr war es vorne an der Spitze noch nie. Zehn Golfer haben noch die theoretische Chance, den Charles Schwab Cup nach Hause zu nehmen. Die beste Ausgangsposition hat Ernie Els als Führender im Ranking. Der Südafrikaner konnte in diesem Jahr drei Turniere gewinnen und peilt im Alter von 55 Jahren seinen ersten Gesamtsieg bei den Champions an. Ihm hängen aber etliche weitere Siegkandidaten im Nacken: Steven Alker (Neuseeland), Stephen Ames (Kanada), Padraig Harrington (Irland), Y.E. Yang (Südkorea) und viele mehr.

Definitiv nichts mit dem Gesamtsieg am Hut haben die beiden deutschen Vertreter, Alex Cejka und Bernhard Langer. Cejka ist 19. im Ranking und Langer belegt Rang 22. Beide sind bislang sieglos in diesem Jahr, haben aber mehrmals die Top Ten erreicht. Cejka kommt auf fünf Top Tens, Langer sogar auf sieben – trotz monatelanger Verletzungspause. Gewinnen konnte das Saisonfinale der Champions noch kein Deutscher. Cejka wurde aber 2022 Zweiter und auch Langer belegte schon dreimal Rang zwei (2013, 2015 & 2016). Seitdem das Turnier im Phoenix Country Club stattfindet (2017), konnte Langer aber nur selten ganz vorne mitspielen. In diesem Zeitraum entpuppte sich Alker als Spezialist. 2021 wurde er hier Zweiter und im vergangenen Jahr konnte er gewinnen. Das Rennen um den Gesamtsieg verspricht also ein spannendes zu werden. Auch wenn die Deutschen in diesem Fall außen vor sind.

PGA Tour: World Wide Technology Championship

El Cardonal at Diamante, Mexiko, 7. bis 10. November

In dieser Woche wird der Name Tiger Woods fallen. Dies liegt nicht daran, dass der 15-malige Major-Sieger sein Comeback feiert. Nein, die PGA Tour macht zum zweiten Mal auf seinem Platz in Mexiko Halt. El Cardonal at Diamante debütierte im vergangenen Jahr als Austragungsort der World Wide Technology Championship und war damit der erste von Tiger Woods designte Kurs, auf dem die PGA Tour gastierte. Gelegen an der Pazifikküste von Cabo San Lucas werden Spieler mit wunderschönen Ausblicken sowie reichlich Birdie-Chancen verwöhnt. Im vergangenen Jahr gewann der Südafrikaner Erik van Rooyen mit einem Gesamtergebnis von 27 unter Par.

Gerne richtig tief schießt zurzeit auch Elite-Team-Germany-Spieler Matti Schmid, dem einzigen Deutschen im Feld. Der gebürtige Regensburger erreichte zuletzt dreimal in Folge die Top 20 und hat seine Tourkarte für die kommende Saison in der Tasche. Ohne Druck und mit ganz viel Lust kann er nun seinen ersten Titel auf der PGA Tour anpeilen. Bei den Buchmachern zählt er jedenfalls zu den Top-Favoriten, was auch daran liegen dürfte, dass nicht viele Topstars die Reise nach Mexiko antreten. Die größten Namen lauten Harris English, Lucas Glover und Cameron Young (alle USA). Da braucht sich Schmid, der am 18. November 27 Jahre alt wird, als 95. der Weltrangliste nicht verstecken.

Weitere Turniere mit deutscher Beteiligung:

Legends Tour: European Senior Masters
La Manga Club, Spanien, 8. bis 10. November

Thomas Gögele