Natur

GC Lausanne: Zwischen Tradition und Transformation


9. Oktober 2024 , Petra Himmel


GC Lausanne
GC Lausanne | © Golf Sustainable

Dinge tun, die man noch nie getan hat, GEO-Zertifizierung seit 2018, Zehn-Jahresplan zum Thema Baummanagement, Umstieg auf neue Grassorten, Kooperationen mit Stadt und Naturschutzverbänden - das sind Headlines um den GC Lausanne.

Idylle ist der erste Begriff, den man als Besucher mit dem Golf Club de Lausanne verbindet. Verwinkelt ist die Fahrt hoch hinauf über die Hügel von Lausanne. Dort sitzt das charmante, hellgelbe Clubhaus, leicht versteckt hinter uralten Bäumen. Die Terrasse gibt den Blick frei auf den Golfplatz, der gleichzeitig auch als Park durchgehen könnte. Ruhe, Beständigkeit, das strahlt diese Anlage aus, deren Club 1921 gegründet wurde und der sich über die Jahrzehnte sowohl über seine sportlichen Aspekte als auch als gesellschaftlicher Treffpunkt einen Namen machte. Der GC Lausanne gehört zur Gruppe der Klassiker in der Schweiz.

„Dinge tun, die man noch nie getan hat“

In die ruhige Idylle ist Bewegung geraten, weil sich die äußeren Bedingungen verändert haben. Als Pächter eines städtischen Grundstücks steht die Anlage durchaus im Fokus der Öffentlichkeit. „Wir müssen vieles mit der Stadt Lausanne abstimmen“, erklärt Etienne Marclay, Schatzmeister im Verwaltungsrat des Clubs und im Präsidium von Swiss Golf mit dem Thema Nachhaltigkeit befasst. Mit zunehmend wachsendem Umweltbewusstsein, stehen gerade traditionelle Clubs vor der Herausforderung ihr Management anzupassen. „1986 haben wir unseren Mitgliedern erklärt, dass wir uns ändern müssen. Die meisten haben es verstanden“, erinnert sich der General Manager Pierre Rindlisbacher. Bedingt durch den Klimawandel wächst der Druck auf das Greenkeeping-Team. „Es ist verrückt. Man muss ständig darauf vorbereitet sein, etwas zu tun, was man noch nie getan hat“, stellt Head-Greenkeeper Laurent Liatard fest. Dass Sommergrüns teilweise während der Wintersaison gespielt werden können, ist nur ein Beispiel für die Auswirkungen veränderter Klimabedingungen.

GEO-Zertifizierung seit 2018 

Die langfristig umweltgerechte Ausrichtung ist dem Club dabei wichtig, was durch die GEO-Zertifizierung dokumentiert wird, die der Golfclub Lausanne als eine der ersten Anlagen der Schweiz bereits 2018 erhielt. Inhaltlich geprägt ist die Nachhaltigkeitsstrategie des Clubs vor allem durch vier Bereiche: Bäume, Biodiversität, Änderung der Grassorten und Wasser.

Mit einem Zehn-Jahresplan zum Thema Baummanagement begegnet der Club den Schwierigkeiten, die knapp 1600 Einzelbäume mit sich bringen. Allein 703 davon sind Nadelbäume, die oftmals unter Krankheiten leiden. „Wir haben in Abstimmung mit der Stadt zahlreiche Bäume herausgenommen, um damit die Wasserversorgung des Platzes, Mähprobleme durch Wurzeln aber auch die Beschattung der Grüns zu reduzieren“, resümiert Marclay das Konzept. Abgerundet wird es durch die Neuanpflanzung von Jungbäumen, wo nötig.

Eine der zahlreichen aufgewerteten Roughflächen I Der Club verfolgt ein zehnjähriges Baummanagement-Programm
Eine der zahlreichen aufgewerteten Roughflächen I Der Club verfolgt ein zehnjähriges Baummanagement-Programm | © GC Lausanne


Umstieg auf neue Grassorten

Damit verbessern sich für Head-Greenkeeper Liatard auch die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung der Grasumwandlung auf den Grüns, an deren Ende als Ziel der Ausstieg aus der Verwendung von Pflanzenschutzmitteln im Jahr 2030 steht. „Von eigentlich 100 Prozent Poa Annua sind wir inzwischen bei unter 20 Prozent“, stellt er zufrieden fest. 2014 stieg man mit einem externen Beratungsbüro tiefer in den Bereich des Grasmanagements ein. „Wir wussten, dass wir in der Zukunft immer weniger Pflanzenschutzmittel zur Verfügung haben würden“, erklärt er die Motivation für den Wandel. Gesunde Grüns sind gefragt, die weniger abhängig von Wasser und Dünger sind.

Gerade das Thema Wasser beschäftigt den Golfclub seit Jahren stark. Die teilweise Nutzung von Trinkwasser für die Beregnung ist kein zukunftsfähiges Modell. Sie ist zu teuer und in der Gesellschaft auf Dauer nicht vertretbar, das hat die Clubführung erkannt. Die Beregnungsmengen sind längst deutlich reduziert, jetzt arbeitet man gemeinsam mit der Stadt Lausanne an einem Wassermanagement, das die Rolle des Clubs im Rahmen eines Schwammstadt-Konzeptes betont und die Golfanlage auf lange Sicht wasser-autark machen soll.

Kooperationen wie jene mit der Stadt Lausanne oder Naturschutzverbänden spielen für den GC de Lausanne eine wichtige Rolle. Die diversen Biodiversitätsprojekte auf der Anlage, unterstützt durch eine clubeigene Arbeitsgruppe, werden oft gemeinsam mit Umweltverbänden wie Pro Natura entwickelt. Auf diese Weise hat der Golfplatz ein neues Gesicht entwickelt. Direkt im Blickfeld des ersten Tees ist einer der zahlreichen neuen Roughbereiche entstanden. Das äußerliche Erscheinungsbild des früher komplett kurz gemähten Platzes hat sich stark geändert. Blühwiesen und Biotopflächen sind entstanden, Streuobstwiesen wurden gepflanzt und Totholzbereiche angelegt.

„Dadurch dass wir die Änderungen langsam vorgenommen haben, haben sich die Mitglieder langsam daran gewöhnt“, bilanziert Rindlisbacher. Trotzdem: Ein Balance-Akt zwischen Neuausrichtung und Beibehaltung alter Werte ist es immer gewesen. Speziell im Bereich der Grüns hat die Transformation auch kurzfristig für Unmut gesorgt. „Die Umstellung braucht Zeit. Manchmal sahen die Grüns nicht perfekt aus. Das muss man in der Kommunikation unbedingt bedenken.“ Inzwischen haben sich die Wogen geglättet. Die Erkenntnis aller Beteiligung: Die Kombination aus Tradition und Transformation ist alternativlos – und ein spannender Prozess.

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