LET

Doppelte Premiere! Sieg für Briem auf LET


23. September 2024 , Stefan Bluemer


Stolze Siegerin, stolzer Vater und Caddie (© Mark Runnacles/LET)
Stolze Siegerin, stolzer Vater und Caddie (© Mark Runnacles/LET)

Die La Sella Open, eines der am höchsten dotierten Turniere der LET, wird Helen Briem wohl für immer in besonderer Erinnerung halten. Es ist der erste Auftritt auf der LET nach dem Wechsel ins Profi-Lager. Und der Athletin des Stuttgarter GC Solitude gelingt bei dieser Premiere auch gleich der ersten Sieg. Es ist dabei nicht einfach ein Sieg, sondern einer, der ein Schlaglicht darauf wirft, was man in Zukunft von Helen Briem noch erwarten kann, denn die 19-Jährige gewinnt unter höchstem Druck in einem sehr spannenden Duell um die Spitze mit einer bogeyfreien Runde und einem coolen Birdie auf dem 18. Grün.

Die Siegerin war von den Medien in Spanien schon vorab in den Kreis der Favoriten erhoben worden. Vier Siege in der LET Access Series und dazu noch die ganz starken Auftritte bei den beiden bisherigen LET-Turnieren, die Helen Briem noch als Amateurin bestritten hatte, waren auch international nicht unbemerkt geblieben. Die Spielerin des National Team Germany selbst war nach diesem fulminanten Sieg stolz und dankbar: „Ich war durchaus etwas überrascht, dass ich im Vorfeld des Turniers als Favoritin gehandelt wurde. Aber am Ende bin ich sehr froh, das heute durchgebracht zu haben. Es war ein mega Fight mit Pauline. Wir waren ja bis zur 13 schlaggleich. Das war hintenraus schon brutal mit den vielen Kameras und Zuschauern. Mittlerweile bin ich das ja schon gewohnt, aber so viele wie heute, waren es noch nie. Am Ende war es eine sehr solide Woche. Ich hatte viele Grüntreffer und habe mir dadurch viele Birdiechancen gegeben. Das war der Schlüssel zu diesem Ergebnis.“

Glücklicher Caddie

Vater und Caddie Jochen Briem betonte kurz vor dem Weiterflug zum nächsten Turnier, dass jeder Sieg seine eigene Geschichte hat: „Das war gestern unglaublich spannend. Wir hatten vor der Finalrunde eher mit einem Duell gegen die Italienerin gerechnet, aber Pauline ging dann ab wie eine Rakete. Wenn Du von Platz eins startest, willst Du das Ding natürlich auch gewinnen. Bei Helen sind die Birdies erst nicht so leicht gefallen. Auf der Back Nine wurde der Wind böig. Auf Loch 12 ist der Drive dadurch um 20 Meter verzogen und Helen konnte die Fahne nicht mehr direkt anspielen, hat aber auch noch ihr Birdie gespielt. Pauline hat tolle Schläge gemacht und einfach alles gesafed. Deshalb hat sie auf der 13 auch das Birdie gespielt. Helen hatte Pech mit einer Böe, hat dann aber einen super Chip gemacht und das Par gehalten. Auf Loch 18 hatte Pauline mal keinen Vorteil durch den Roll ihres Drives, weil es bergauf geht. Es ist schon ein erhebendes Gefühl, wenn Du auf dem 18. Grün stehst und weißt, dass der Sieg sicher ist. Das ist der Lohn für vier harte Tage. Besonders gefreut hat mich, dass in La Sella so viele Deutsche auf dem Platz waren. Das war eine tolle Atmosphäre. Jeder Sieg hat seine eigene Geschichte. Natürlich spielt es sich auf der LET leichter, wenn man vorher schon einige Turniere gewonnen hat. Die LET fühlt sich daher jetzt auch schon nicht mehr fremd an und die anderen Spielerinnen gehen ganz anders mit Helen um, als noch am Anfang der Saison. Dieser Sieg ist eine tolle Sache. Wir sind sehr happy und schauen jetzt ganz entspannt nach vorne.“
Viel Zeit, diesen Sieg zu feiern, bleibt Helen Briem nicht, denn es geht direkt weiter in die Normandie. Im mondänen Küstenort Deauville spielt die Athletin, die in der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf für den Stuttgarter GC Solitude antritt, bei der Lacoste Open de France mit. Jetzt nicht mehr als Aufsteigerin von der LETAS, sondern als aktuelle Siegerin der LET. Dies macht auch für die kommende Saison einen großen Unterschied, weil Briem dadurch die Chance bekommt, auch bei den großen Turnieren im Feld zu sein.

Worte gehen aus

Marcus Neumann, Vorstand Sport im DGV, hat in diesem Jahr schon viele großartige Ergebnisse deutscher Golfer gesehen, erlebt und in einen großen Kontext eingeordnet. Die Superlative gehen aber auch nach der Silbermedaille von Esther Henseleit in Paris noch weiter.
Und wieder ist es eben Helen Briem, die für Aufsehen sorgt. Bei ihrem dritten Start auf der LET hat sie nach Platz 11 und Platz 2 nun den ersten Sieg auch auf dieser Major-Tour eingefahren. Aber nicht nur eingefahren, sondern strahlend und mit einer mentalen Stärke gegen Pauline Roussin-Bouchard fast in einer Matchplay-Situation gewonnen, obwohl die Französin das Momentum auf ihrer Seite hatte und mit zwei 65er-Runden des Turnier beendete. Aber Briem hielt dagegen und blieb sogar cool, als die Verfolgerin auf Loch 13 ausgleichen konnte.
Anschließend donnerte die Spielerin des Stuttgarter GC Solitude aber noch zwei Birdies auf den Platz, während die zweifache LET-Siegerin aus der Grande Nation keine weitere Verbesserung mehr schaffte. Nach dem finalen Birdie auf Loch 18 waren es zwei Schläge Vorsprung für den Bundesadler, der erst vor wenigen Wochen den Schritt ins Profilager machte und alleine in diesem Jahr mit vier Siegen in der LETAS und nun dem ersten Sieg auf der LET aufwarten kann.

Dem ehemaligen Bundestrainer der Damen, der seit 2013 als Sportdirektor und Vorstand Sport für die großen Leitlinien der Entwicklung des Spitzensports in Deutschland verantwortlich zeichnet, fehlten angesichts dieses Sieges ein wenig die Worte: „Ich habe eigentlich keine Worte mehr für diesen Sieg im Repertoire. Die habe ich in den letzten Wochen und Monaten schon „verbraucht“. Helens Karriereverlauf ist eigentlich für den Golfsport atypisch gradlinig. Man sieht eine stetige Verbesserung und daraus werden stetig weitere Erfolge. Nachdem sie die LETAS in unglaublicher Manier dominiert hat, setzt sie jetzt sofort ein massives Ausrufezeichen auf der LET. Helen Briem geht nun in die Saison 2025 nicht mehr „nur“ als Aufsteigerin von der LETAS, sondern als LET-Sieg-Spielerin. Nun kann man ja angesichts der Erfolgsgeschichte, die Helen schon bei den Amateuren geschrieben hat, beileibe nicht mehr von einer überraschenden Entwicklung sprechen. Aber im Welt-Damengolf sucht ein derartig kometenhafter Start Seinesgleichen. Ich kann nur wieder und wieder dem Team um Helen herum, der Familie und vor allem ihren Coaches sehr herzlich gratulieren! Damit solche Siege möglich sind, muss einfach vieles, wenn nicht sogar alles optimal zusammen passen und ein Zahnrad mit größter Präzision ins andere fassen. Große Klasse, Helen!“

Schnell, aber nicht zu schnell

Bundestrainer Stephan Morales freute sich auch über diesen Sieg der Athletin aus seinem Kader riesig: „Natürlich habe ich Helen Briem einen Sieg bei diesem Turnier zugetraut. Sie hatte ja schon beim letzten Turnier der LET das Stechen erreicht und hat auch aus der Situation etwas gelernt. Ich finde grundsätzlich gut, dass Helen den Weg über die LETAS genommen hat, denn dadurch hat sie gelernt, wie es ist, bei einem Profi-Turnier im Leaderflight zu spielen und die Situation in Siege umzusetzen. Bei Helen geht ja eh schon alles sehr schnell, daher ist es nur positiv, wenn sie auch dieses Fundament noch mitnimmt. Heute hat Helen zu dem, was sie bisher gezeigt hat, noch einen drauf gesetzt. Als Führende gestartet, dann war die Konkurrentin nach 13 Löchern gleichauf und trotzdem kann Helen noch mit zwei Birdies den Sieg klar machen. Dies auch noch bei einem der hoch dotierten Turniere, bei dem entsprechend ein sehr starkes Feld am Start war. Ich hoffe und glaube, dass die Entwicklung noch nicht am Ende ist. Es wird sicher auch bei Helen mal die eine oder andere Klippe zu umschiffen geben, aber sie hat das Rüstzeug, auch mal einen schwierigen Tag gut zu überstehen. Davon ist derzeit aber nichts zu sehen und so gilt es heute einfach, diesen grandiosen Sieg nur zu feiern!“