Estland

Der Geheimtipp im Nordosten


10. September 2024 ,


Offiziell hat Estland knapp 4.000 Golfer
Offiziell hat Estland knapp 4.000 Golfer | © PR

1993 entstehen im Baltikum die ersten Golfplätze. Mittlerweile bietet Estland sieben erstklassige Spielwiesen und auch sonst deutlich mehr, als die meisten Reisenden erwarten würden. So beispielsweise fast 30 Guide Michelin Restaurants und noch viel mehr unberührte Natur.

Text: Stefan Waldvogel

Der finnische Meerbusen trennt die beiden Hauptstädte Helsinki und Tallin. Mit der Fähre sind es gut zwei Stunden nach Süden. Ryanair bringt die Gäste mit Direktflügen aus Wien und Berlin in die äusserst interessante Destination für Städtereisen und mehr. 

Die von einer teilweise erhaltenen Stadtmauer umgebenen Altstadt von Tallin gilt als eine der schönsten der Welt und wird von der UNESCO als Weltkurerbe eingestuft. In der "Old Town" kann man laut der Weltgesundheits-Organisation WHO auch noch die beste Luft der Welt einatmen. Überall kostenloses Internet gilt eigentlich im ganzen Land, dass mit etwa zehn Prozent mehr Fläche als die Schweiz gerade mal 1,4 (!) Millionen Einwohner beherbergt. Gut die Hälfte von Estland ist Wald, zum Gebiet gehören auch noch rund 1.500 Inseln. 

Da bleibt auch genug Platz für spektakuläre Golfanlagen entlang der langen Küsten und innerhalb von Estland. Aktuell werben sieben um ausländische Golftouristen, alle sind Dank Top-Infrastruktur schnell zu erreichen und es gibt sogar einen Golfplatz, der allein schon einen Trip nach Estland rechtfertigt: Pärnu Bay Golf Links in der alten Bäderstadt an der Ostsee.

Pärnau Bay
Pärnau Bay | © PR


Der klassische Golftrip beginnt von Tallin aus, im Estonian Golf & Country Club, rund 30 Kilometer westlich der Hauptstadt. Der Club verfügt als einzige Anlage des Landes über 27 Löcher, die 9 des Stone Course und die 18 des Sea Course. Obwohl die Anlage nahe an der Ostsee liegt und der Name viel verspricht, kann man nur an zwei Löchern einen Blick aufs Meer ergattern, an einigen Bahnen wird die Aussicht aufs Wasser von hohem Schilf verdeckt. Aber auch ohne grandiose Aussichten ist dieser Platz mit einigen Wasserhindernissen ein echter und reizvoller Championship Course, der auch für höhere Handicaps spielbar ist. 

Nach der Runde lohnt sich ein Besuch im hochmodernen Clubhaus und dem hervorragenden Restaurant. Ergänzt wird der Sea Course durch seinen Schwesterplatz, den Stone Course, der aus einer alten archäologischen Stätte entstand und von der zehnfachen Major-Siegerin Annika Sörenstam als Teil der ehrgeizigen Pläne für ein komplettes Familien-Freizeitresort neu gestaltet werden soll. Zwei weitere Golfplätze in unmittelbarer Nähe der Hauptstadt machen Lust auf mehr.

Estonian Golf & Country Club
Estonian Golf & Country Club | © PR


Europäische Kulturhauptstadt Tartu

Etwas weiter weg von Tallin liegt der Otepää Golf & Country Club in einem uralten Wald zwischen wunderschönen Seen im gleichnamigen Naturpark. Die sanften Hügel machen das Golfspiel zu einem Vergnügen und einer Herausforderung zugleich. Nach dem Golfen wartet für Interessierte hier eine Menge Kultur: Tartu, die zweitgrösste Stadt Estlands und Sitz einer der ältesten Universitäten Nordeuropas, gilt nicht nur als geistiges Zentrum des Landes, sondern beherbergt auch das Estnische Nationalmuseum. Im Jahr 2024 ist Tartu Europäische Kulturhauptstadt.

In der Nähe der mittelalterlichen Stadt Kuressaare auf Estlands grösster Insel Saaremaa können Golfer in spezieller Kulisse abschlagen. Saare Golf wurde von dem renommierten finnischen Golfarchitekten Lassi Pekka Tilander entworfen, und sein Design nutzt die Vorzüge der Natur, um Golfer aller Spielstärken herauszufordern. Nur zehn Gehminuten vom Platz entfernt finden die Besucher die vielen Attraktionen von Kuressaare. Auch sie lockt mit einer reizvollen Altstadt, einer Burg sowie Badehäusern und schönen Stränden. 

Ab in den Süden

Von Tallinn sind es gerade einmal zwei Stunden mit dem Auto bis nach Pärnu, der offiziellen Sommerhauptstadt Estlands. Mit zwei Golfplätzen kann man die ehemalige Hansestadt auch als den Mini-Golf-Hotspot des Landes bezeichnen. Das liegt vor allem an den Pärnu Bay Golf Links. Zehn Millionen Euro investierte der estnisch-stämmige schwedische Unternehmer Peter Hunt in diesen Platz auf einem Küstenstreifen am Rigaer Meerbusen. 

Der Platz gilt bei Experten unbestritten als die Nummer eins im Baltikum, ja als einer der Top-Plätze in ganz Nordeuropa. Es ist zwar kein klassischer Links Course, dafür stehen auf dem Platz zu viele Bäume, aber diese Hindernisse machen die Runde nur noch reizvoller. An vielen Fairways ziehen sich vom Abschlag bis fast zum Grün entlang der Spielbahn Waste Areas. Das sieht aus wie Bunker, aber natürlich darf man darin den Schläger aufsetzen. 

Die Runde endet spektakulär: Die letzten vier Löcher verlaufen parallel zur Ostsee und werden auf einer Seite von hohen Pinien und auf der anderen vom Strand begrenzt. Ein Hingucker auch das Clubhaus. Man sieht, hier gib es genug Geld. Dies für offiziell knapp 4.000 Golfer in Estland, wobei Pärnu Bay keine Mitgliedschaften kennt.

White Beach Golf mit viel Wasser

Pärnu verfügt über viele alte Badehäuser, eine malerische Altstadt, vorzügliche Restaurants, etliche gute Hotels und einen herrlichen Strand, der dank seiner Südlage viel Sonne abbekommt und das Wasser im Sommer oft auf 22 oder 23 Grad erwärmt. Ideal für eine Abkühlung nach der Runde. Für Golfer ist der Herbst eine noch bessere Zeit für einen Besuch, denn dann können Sie das herrliche Herbstlaub und eine sehr entspannte Nachsaison-Atmosphäre geniessen.

Wasser spielt auch im White Beach Golf Club, ebenfalls wenige Kilometer ausserhalb der Stadt gelegen, eine Hauptrolle. Er befindet sich unweit des schönsten Strandes der Pärnuer Bucht, Valgeranna. Auf dem 84 Hektar grossen Gelände sind neben den Grüns und Fairways insgesamt 19 Hektar Wasserhindernisse. Wer die 18 Löcher ohne Ballverlust übersteht, kann sich mehr als glücklich schätzen. Unabhängig von der persönlichen Ballbilanz, kann man auf diesem 2005 eröffneten Platz seinen Spass haben.

Hier gehören die tiefen Pottbunker zum Spiel, anders als bei klassischen Linksplätzen gilt er als «Marshlinks» mit vielen Bächen, Wald und Schilf-Flächen rund um die Spielbahnen. Jedenfalls ein Platz, den man ebenfalls gespielt haben sollte. Vor allem weil die Anlagen sehr selten überlaufen sind, weil Estland noch immer als Geheimtipp für Golferinnen und Golfer gilt.

Fakten 

  • Estland hat eine spannende Geschichte: Die Oberschicht der Stadtbürger und Gutsbesitzer war deutschsprachig, bis 1885 war Deutsch Unterrichts- und Behördensprache. Später wurde das Land unter anderem zwei Mal von Russland übernommen.
  • Estland ist seit mehr als 30 Jahren von der ehemaligen Sowjetunion unabhängig, seit März 2004 gehört es zum NATO-Bündnis. Kurz danach wurde Estland auch in die EU aufgenommen und seit 2011 gilt der Euro als offizielle Währung. Estland hat je eine gemeinsame Grenze mit Lettland im Süden und Russland im Osten. 
  • Klar stellen die Finnen mit grossem Abstand die grösste Touristengruppe, dies vor den Letten.
  • Die Saison dauert normalerweise von Mai bis November, und alle Plätze sind von Tallinn aus leicht zu erreichen, auch die etwas entfernteren.