Biodivers

Hilfe für die Ameise


30. August 2024 , Petra Himmel


Ameisen auf dem Golfplatz
Ameisen auf dem Golfplatz | © Shutterstock/Golf Sustainable

Wer seinen Ball neben einem Ameisenhügel findet, stellt sich nicht selten die Frage, wie viele der sechsbeinigen Insekten sich wohl auf diesem engen Raum tummeln könnten.

Mit einer ähnlichen Frage zur außergewöhnlichen Ameisenpopulation weltweit bei den rund 30.000 geschätzten Arten haben sich auch Forscher der Universitäten Würzburg und Hongkong befasst. Die Veröffentlichung der Studie zur weltweiten Ameisenpopulation in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) gibt an, dass weltweit 20 Billiarden Ameisen auf der Erde leben sollen. Die Biomasse von 20 Billiarden („eine 20 mit 15 Nullen“) Ameisen ergäbe demnach zwölf Megatonnen Kohlenstoff, was in etwa 20 Prozent der Masse der gesamten Menschheit entspräche. Die Biomasse aller wildlebenden Vögel und Säugetiere zusammen ist laut Angaben der Wissenschaftler demnach geringer als diejenige der Ameisen.

Großes Ameisensterben

Ebenso wie rund um den Globus herrscht auch auf deutschen Golfanlagen ein reges Treiben von Ameisen, die ein äußerst nützliches Bindeglied im Kreislauf der Natur darstellen. Ameisen bewegen im wahrsten Sinne des Wortes massiv etwas. Weltweit sind es laut den Studienergebnissen der beiden Universitäten nämlich jährlich rund 13 Tonnen Erde auf einem Hektar Land, welches die emsigen Sammler transportieren.

Zudem verbreiten sie auch Samen von Pflanzen und reinigen ihre Umgebung von Aas und Schädlingen. Darüber hinaus stellen die Insekten selbst ein wichtiges Nahrungsangebot für andere Tiere wie Spechtvögel, Schwalben oder Auerwild dar.

In Deutschland schlagen Fachleute allerdings hinsichtlich des Wachstums von Ameisenpopulationen seit Jahren aus unterschiedlichen Gründen Alarm. „Wir verzeichnen seit sechs Jahren ein extremes Ameisensterben“, erklärt Hubert Fleischmann, ehrenamtlich als Ameisenschutzwart in Bayern tätig.

Was tun mit Ameisenhaufen? 

Golfanlagen haben dabei das Potenzial, an dieser Situation etwas zu verändern. Große ungenützte Flächen, strukturreiche Areale mit Hecken, Bäumen, Roughs und Biotopen dienen als geeignete Lebensräume. Diese sind auf einigen Golfplätzen im Speziellen vorzufinden, aber in diesem Ausmaß im Allgemeinen sonst nur noch selten anzutreffen.

Voraussetzung für einen sachgerechten Umgang mit stark gefährdeten Arten erfordert Expertenwissen, das sich allerdings auf Golfanlagen meist nur selten wiederfindet. Eine Entfernung oder Versetzung eines Ameisenhügels auf dem Golfplatz kann beispielsweise schon mal massive Auswirkungen auf das Ökosystem haben.

„Einen Ameisenhügel einfach umzusetzen, ist keine gute Idee“, erklärt Ameisenwart Fleischmann. Dieser Ameisenhügel werde oft über mehrere Generationen von einem Volk bewohnt. „Das ist, als wenn man einen Flüchtling mal eben umsiedelt.“ Dabei werde auch vergessen, dass die Ameisen eine wesentliche Nahrungsquelle für andere Tierarten darstellen, die ebenfalls bedroht seien – der Specht zum Beispiel. Schon deshalb bieten Ameisenschutzwarte in ganz Deutschland die Inspektion von Ameisenvölkern an, wobei diese oftmals nur schwer zu erkennen sind, wenn es sich nicht um die gut sichtbaren Waldameisen mit ihren großen Hügeln handelt.