Natur

Weißstorch schätzt Golfplatz als Lebensraum


14. August 2024 , Petra Himmel


Weißstörche
Weißstörche | © Golf Sustainable

Seit Mitte Februar sind die Weißstörche aus ihren Winterquartieren im Süden zurück - und auch auf den Golfplätzen in ganz Deutschland anzutreffen.

Die Winterreisen der Weißstörche werden auch in Schleswig-Holstein von zahlreichen Vogelkundlern intensiv beobachtet, ihr Bestand genau festgehalten. In Dithmarschen zum Beispiel entdeckte der Storchvater die ersten Störche des Jahres schon im Februar. Dass Störche so unter Beobachtung stehen, ist kein Wunder: Der Bestand der Weißstörche ist nicht üppig. In Schleswig-Holstein ermittelte der NABU 2022 insgesam 428 Paare, nachdem die Anzahl zwischenzeitlich schon auf rund 200 Paare abgesunken war.  Die jährliche Anzahl der Jungvögel reicht dabei nicht aus, um die Lücken zu füllen, die durch natürliche Verluste entstehen.

Golfplatz bietet viel Nahrung

Golfplätze können eine positive Rolle bei der Ansiedlung und Vermehrung von Weißstörchen spielen, vor allem dann, wenn sie über weitläufige Wasserflächen oder Überschwemmungsgebiete verfügen. Diese Bereiche sorgen dafür, dass der Storch reichlich Futter findet und sein Jagdgebiet auf dem Golfplatz etabliert. Die erfolgreiche Ansiedlung von Störchen hängt also wesentlich von einer hohen Artenvielfalt auf der Golfanlage ab. Dabei geht es keineswegs nur um den Frosch, der häufig im Maul von Störchen zu sehen ist, wenn sie auf Bildern gezeigt werden. Regenwürmer, Insekten und kleine Mäuse schätzt der Storch genauso wie Aas als Imbiss.

Wie ortsverbunden Störche sind, lässt sich an einigen Golfanlagen im Golfverband Schleswig-Holstein beobachten. Im GC Großensee zum Beispiel, wo man 2019 mit viel Aufwand ein Storchennest in der Nähe der Driving Range installierte, bezog sofort im ersten Jahr ein Storchenpaar den Horst. 2022 wurde erstmals ein Jungtier aufgezogen. Überraschend ist das nicht: Während in weiten Teilen Deutschlands Feuchtgebiete trockengelegt, Wiesen entwässert und Landschaftsflächen besiedelt werden, finden sich hier zahlreiche Feuchtflächen, die den Störchen als natürlicher Lebensraum dienen.

Trotzdem haben die Störche im GC Großensee, der beim Programm Golf & Natur mit Gold zertifiziert ist, im vergangenen Jahr auch für eine fast tragische Geschichte gesorgt. Eines der erwachsenen Tiere wurde bei einem Ausflug auf Bahn 2 von einem Golfball getroffen und kann seitdem nicht mehr fliegen. Auf einer Storchenstation in der Nähe des Golfplatzes wird er nun versorgt. Weil damit eines der Elternteile für die Futtersuche ausfiel, stieß der andere Storch einen Jungvogel aus dem Nest. Nur der zweite Jungstorch überlebte, er fand nach Aussagen von Platzwart Norbert Prigge zuerst ein Zuhause in der Storchenstation und wurde dann ausgewildert. „Das war insgesamt schon traurig“, zieht Prigge Bilanz, hofft aber trotzdem, dass sich auch in diesem Jahr ein Pärchen im Horst nahe der Driving Range niederlässt. „Eigentlich war unser Nest zum Teil sogar umkämpft“, erzählt er. Der Golfplatz galt offenbar unter den Störchen als begehrtes Quartier.

NABU gibt Tipps

Golfanlagen, die mit dem Gedanken spielen, ebenfalls Weißstörche auf ihrer Anlage zu etablieren, sollten sich zuerst von Experten beraten lassen. In Schleswig-Holstein betreibt der NABU eine AG Storchenschutz, die mit zahlreichen Gebietsbetreuern vor Ort nicht nur die Kontrolle von Weißstorch-Nestern übernimmt, sondern auch die Beringung von Jungvögeln und Tipps für die Konstruktion und den richtigen Platz der Nester gibt.