Olympia

Henseleit holt sensationell Silber, Ko gewinnt


10. August 2024 , Redaktion Golf.de


Ein Selfie für die Geschichtsbücher: Esther Henseleit, Lydia Ko und Xiyu Lin bei der Siegerzeremonie.
Ein Selfie für die Geschichtsbücher: Esther Henseleit, Lydia Ko und Xiyu Lin bei der Siegerzeremonie. | © Kevin C. Cox/Getty Images

Elite-Team-Germany-Spielerin Esther Henseleit feiert bei den Olympischen Spielen in Paris einen historischen Erfolg. Dank einer sensationellen Finalrunde holt sie Silber und damit die erste Olympische Medaille für den deutschen Golfsport. Lydia Ko komplettiert ihre Medaillensammlung und vergoldet ihre Karriere.

Alle zeigten sie Nerven im Finale des Olympischen Golfwettbewerbs der Damen. Von Nelly Korda bis Ruoning Yin – irgendwann landete jeder der Topstars mal im Wasser des Le Golf National. Außer eine. Die blieb cool und schulterte souverän die Hoffnung einer ganzen Nation: Esther Henseleit. Die Elite-Team-Germany-Spielerin war mit fünf Schlägen Rückstand auf die Medaillenränge in die Finalrunde gegangen. Mit der Ruhe eines Champions spielte sich Henseleit Birdie um Birdie in den Kampf um Edelmetall. Die 25-Jährige schaffte das, was vor ihr noch niemand aus Deutschland gelungen war: Eine Olympische Medaille im Golf holen.

„Ich war überrascht“

Die 25-Jährige setzte bei idealen Bedingungen im Le Golf National früh etliche Ausrufezeichen. „Ich war so weit hinten, als ich heute auf die Runde ging, und ich hatte einen großartigen Start“, sagte Henseleit nach ihrer Runde. „Nach neun Löchern schaute ich auf das Leaderboard und ich glaube, ich war vielleicht Zweite, und ich war eher überrascht.“ Fünf Birdies gelangen Henseleit auf den ersten zehn Löchern. Damit war sie mittendrin im Kampf um die Podiumsplätze.

Daran änderte auch ihr einziges Bogey des Tages an der Zwölf nichts. Denn ihre Konkurrentinnen schwächelten. „Aber ich habe mir immer gesagt, na ja, ich glaube, es sind immer noch vier Gruppen hinter mir, und die können immer noch eine Menge Birdies machen. Besonders wenn man reinkommt, hat man einige Chancen. Die 18 ist eine große Chance.“ Etliche Spielerinnen aus den Finalgruppen, darunter auch Weltranglistenerste Korda oder Lokalmatadorin Celine Boutier, spielten in der entscheidenden Phase über Par. Henseleit ließ sich trotz der historischen Chance keine Nervosität anmerken. Sie beendete ihre Runde mit zwei Birdies und brachte eine famose 66 (-6) ins Clubhaus.


Beim Gesamtergebnis von -8 war sie alleinige Zweite. Auf dem abschließenden Par 5 huschte dann auch Henseleit endlich ein Lächeln ins Gesicht. Offensichtlich wurde ihr langsam bewusst, welche Leistung sie an diesem Samstag in Paris vollbrachte. Sie schrieb deutsche Golfgeschichte und feierte den bislang größten Erfolg ihrer Karriere. „Ich habe es noch nicht begriffen“, Henseleit bei der anschließenden Pressekonferenz. „Ich glaube, ich brauche noch ein paar Tage. Aber es ist unglaublich, hier oben mit zwei der besten Golferinnen der Welt zu sitzen, und ich glaube, ich bin die erste Europäerin, die eine olympische Medaille gewinnt. Das ist also etwas ganz Besonderes.“

Dass sie zu Außergewöhnlichem imstande ist, hatte sie bereits 2019 unter Beweis gestellt, als sie als Rookie die Order of Merit der Ladies European Tour gewann – auch das damals eine deutsche Premiere. Henseleit, die wie gewohnt ihren Trainer und Ehemann Reece Phillips an der Tasche hatte, ist offensichtlich gemacht für die ganz großen Golfmomente. In Paris bescherte sie ganz Golfdeutschland einen der größten Momente aller Zeiten.

Finaltag Damen Paris 2024

Esther Henseleit holt Silber in Paris. © DGV/Kirmaier
Das Podium mit Henseleit, Lydia Ko und Xiyu Lin © DGV/Kirmaier
Yes! Damen-Bundestrainer Stephan Morales, DGV-Sportvorstand Marcus Neumann und Henseleits Manager Christian Reimbold © DGV/Kirmaier
Die Esther-Fans feiern ihre Medaillengewinnerin. © DGV/Kirmaier
Damen-Bundestrainer Stephan Morales umarmt Esther Henseleit in der Mixed Zone. © DGV/Kirmaier
DGV-Sportstand Marcus Neumann freut sich mit Silber-Esther. © DGV/Kirmaier
Selfie der drei Medaillensiegerinnen © DGV/Kirmaier
Esther Henseleit bei der Pressekonferenz © DGV/Kirmaier
Lydia Ko hat nach Silber in Rio und Bronze in Tokio nun den kompletten Medaillensatz - und weinte auf dem Podium. © DGV/Kirmaier
Und alle drei Medaillengewinnerinnen vor der internationalen Medienwelt © DGV/Kirmaier
Esther Henseleit mit Marcus Neumann und DGV-Vizepräsident Achim Battermann © DGV
Lydia Ko ist Olympiasiegerin 2024. © DGV/Kirmaier
Damen-Bundestrainer Stephan Morales ist total begeistert von der Leistung seines Schützlings. © DGV/Kirmaier
Die Weltranglistenerste Nelly Korda (USA) geht in Paris leer aus. © DGV/Kirmaier
Blick auf Grün 3 von Le Golf National © DGV/Kirmaier
Zuschauermassen am Finaltag des olympischen Damenturniers in Paris © DGV/Kirmaier
Die Japanerin Miyu Yamashita © DGV/Kirmaier
Mariajo Uribe aus Kolumbien spielte am Finaltag lange Zeit gut mit. © DGV/Kirmaier
Die Chinesin Xiyu Lin an Tee eins © DGV/Kirmaier
Alex Försterling spielte ebenfalls eine starke Finalrunde. © DGV/Kirmaier
Die Australiern Hannah Green an Tee eins © DGV/Kirmaier
Die Kanadierin Brooke Henderson klatscht ihre Fans ab. © DGV/Kirmaier
Los geht's: Esther Henseleit an Tee eins © DGV/Kirmaier
Für die 18 hatte Henseleit diesmal einen anderen Plan. © DGV/Kirmaier
Für die Fans auf dem Platz wurde Esther Henseleit immer wieder auf den Bildschirmen eingeblendet. © DGV/Kirmaier
Celine Boutier war der absolute Liebling der Franzosen. © DGV/Kirmaier
Selfie auf dem Weg zu Tee eins: die Schweizerin Morgane Metraux und Rose Zhang aus den USA © DGV/Kirmaier
Blick Richtung Tee 2 von Le Golf National © DGV/Kirmaier
Patty Tavatanakit aus Thailand an Tee eins © DGV/Kirmaier
Alexandra Försterling freute sich über eine starke Finalrunde in Paris. © DGV/Kirmaier
Esther Henseleit holt eine Medaille für Team D. © DGV/Kirmaier
Esther Henseleit beim Interview im Deutschen Haus. © DGV
Esther Henseleit mit Marcus Neumann (DGV-Vostand Sport) und Bundestrainer Stephan Morales © DGV

Ko im Olymp

Nur eine Spielerin war an diesen vier Tagen in Paris noch besser als Henseleit: Lydia Ko. Die Neuseeländerin führte im Laufe der Finalrunde zwischenzeitlich mit fünf Schlägen. Sie sah früh wie die sichere Siegerin aus. Zumal trat Ko als zweimalige Medaillensiegerin an. Sowohl in Rio (Silber) als auch in Tokio (Bronze) stand sie auf dem Treppchen. Niemand zweifelte daran, dass die 27-Jährige diese goldene Medaille sicher nach Hause bringen würde. Doch auch sie strauchelte. Ein Wasserschlag auf der 13 führte zu einem Doppel-Bogey. Aber Ko stabilisierte sich, beendete die Runde mit vier Pars und einem Birdie und setzte die Bestmarke bei -10.

Für Ko bedeutete dieser Erfolg nicht nur die Komplettierung ihrer beeindruckenden Medaillensammlung bei den Olympischen Spielen. Sie sammelte auch den letzten nötigen Punkt, um in die LPGA Hall of Fame aufgenommen zu werden. Damit wird sie nun in einem Atemzug mit Legenden wie Annika Sörenstam aus Schweden oder der 88-maligen LPGA-Siegerin Kathy Whitworth genannt.


„Dass es hier bei den Olympischen Spielen passiert ist, ist unwirklich“, erklärte Ko. „Ich fühle mich wie eine mythische Figur in einem Märchen. Es hätte wirklich nicht besser kommen können, als ich es mir vorstellen konnte, und ich habe so viele dankbare Dinge in meiner bisherigen Karriere erlebt, und das hier toppt es wirklich. Um ehrlich zu sein, hätte ich mir nicht mehr wünschen können.“

Bronze ging an die Chinesin Xiyu Lin.

Für Alexandra Försterling aus dem National Team Germany war es ein erfreuliches Finale. Ihr gelang mit einer 70 (-2) das beste Tagesergebnis der Woche. Damit verbesserte sich die Berlinerin auf den 35. Rang bei +4.

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Henseleit konnte auf ordentlich Unterstützung zählen, unter anderem von Marcus Neumann, Vorstand Sport des Deutschen Golf Verbandes.
Henseleit konnte auf ordentlich Unterstützung zählen, unter anderem von Marcus Neumann, Vorstand Sport des Deutschen Golf Verbandes. | © Thomas Kirmaier

Team Esther hatte in Paris einiges zu feiern.
Team Esther hatte in Paris einiges zu feiern. | © Thomas Kirmaier