Olympia
Tag zwei in Paris - mit Jägers Training, Schmids Bett und Besuch im Deutschen Haus
31. Juli 2024 , Deutscher Golf Verband e.V.
Wir berichten täglich in unserem Olympia-Tagebuch von den Golfwettkämpfen in Paris. Tee zwei: Stephan Jäger ist da und trainiert. Dazu Kulinarik im Deutschen Haus und Matti Schmids Olympia-Bett.
Mittwoch 9 Uhr. Es hat geregnet heute Nacht; nein, es hat gewittert mit allen Schikanen. Jetzt ist die Sonne zurück. Wir werden die 30 Grad sehr bald knacken. Die Seine soll trotzdem sauber sein und Le Golf National liegt da, als ob nichts gewesen wäre. Die Greenkeeper verstehen ihr Geschäft. Ein grüner Teppich breitet sich vor den Spielern aus, den man tunlichst nicht verlassen sollte. Das Rough wird früh mörderisch, die Drive-Landezonen sind schmal. Es ist nach wie vor fast windstill. Ungewöhnlich, normalerweise bläst der Wind von Westen und macht den Platz gerne mal zum Monster. Für Olympia wird es wohl sanft bleiben, bei den Herren und bei den Damen, die ab kommenden Mittwoch dran sind. Mir soll es recht sein. Ich sehe die besten der Welt lieber tief schießen als verzweifelt den Platz verfluchen.
Ach ja, Stephan Jäger ist in Paris gelandet. 8.15 Uhr. Der Weg zum Platz ist lang. Bis das Gepäck (natürlich mit den Schlägern, die die Medaille bringen sollen) ausgeladen ist, alle Akkreditierungen ausgestellt sind, das Hotel bezogen, das Shuttle bestiegen und die Flugmüdigkeit abgeschüttelt ist, dauert es einige Zeit. Die Crew von Golf Team Germany hat trotzdem den Evergreen im Kopf: „Wo ist Jäger (Behle)“. Matti hat seine Platzbegehung schon hinter sich, die zweiten Neun heute. Mit dem legendären Schlussturn ab der 15. Matti ist jedenfalls beeindruckt: „Ja, das sind wirklich Megalöcher. Der Platz ist insgesamt super in Schuss und gerade die Schlusslöcher sind ja wirklich ideal für so einen Riesen-Event, das war schon beim Ryder Cup perfekt, das wird auch in dieser Woche richtig cool werden.“
Bis es so weit ist, genießt Schmid das Olympia-Feeling im Olympischen Dorf: „Die erste Nacht war ein bisschen schwieriger, weil man sich doch erst ans Bett gewöhnen musste, die Wände sind sehr dünn. Aber heute war wunderbar, ich habe sehr gut geschlafen. Insgesamt ist da natürlich eine sehr coole Stimmung. Man sieht sehr viele in Team Germany Kleidung und viele sagen Servus (lacht), nee, es ist nett, wirklich nett.“ Wer Matti kennt, der weiß, dass das ein schon fast überschwänglicher Gefühlsausbruch ist und Schmid sich wirklich wohl fühlt im Kreise des deutschen Olympiateams. Aber wo ist Jäger?
Mittwoch etwas später. Wir machen einen Ausflug zum Deutschen Haus, bei gefühlten 50 Grad in der Sonne zum Rugby-Stadion Jean Bouin, direkt bei Roland Garros und dem Prinzenparkstadion. Ein absoluter Olympia-Hotspot mit vielen Events die gleichzeitig stattfinden. Viele Fans, Polizisten, Ordner, Absperrungen, Kontrollen, Passanten, lebender Wahnsinn, der irgendwie trotzdem funktioniert und das auf eine sehr freundliche Art. Man spürt einfach bei allen den Willen nach einem friedlichen und schönen Event. Da nimmt man es auch gerne in Kauf, erst im vierten Anlauf den richtigen Weg zu finden. Fragen sollte man besser nicht. Es ist erstaunlich, mit welcher Überzeugung und demonstrativer Sicherheit man immer wieder in die vollkommen falsche Richtung geschickt wird. Der gute Wille zählt.
Am guten Willen zweifeln muss man aber, wenn man dann die durchaus beeindruckende Fan Zone erreicht hat. 20 Euro Eintritt, Getränke gibt es ab 5 Euro, Hauptgerichtsverpflegung beginnt bei 9 Euro für Kässpatzen. Außerdem gibt’s Currywurst, Nudeln mit Sahnesauce, Leberkäs mit Kartoffelsalat, Frikadelle, Wurstsalat mit Brezen, Rollbraten mit Kartoffelsalat. Hört sich sehr nach Winterolympiade an. Bei glühender Sonne in Frankreich steht mir der Sinn nach leichterer und bitte auch günstigerer Kost. Ansonsten ist es schön. Man kann im Wasser plantschen, Tischtennis spielen, Menschen treffen, zum Beispiel Ruderfans aus dem Erzgebirge (sehr nett), Bands auf der Riesenbühne (Megawatt, eine Art Schlagerhardrock) bejubeln und auf Riesenleinwänden deutsche Erfolge erhoffen.
Mittwoch 12 Uhr. Es ist Mittag auf Le Golf National. Heute ist erstmals der Food Truck für akkreditierte Journalisten geöffnet. Ein Traum in Braun. Ärgerlich, dass bei annähernd 35 Grad vergessen wurde, den Kühlschrank einzuschalten. Es geht nichts über warmen Eistee, alternativ Cola. Dafür konnte man zwischen Chicken Nuggets mit Pommes und Chicken Nuggests mit Pommes wählen. Kein Problem, es werden zwei Saucen serviert. Scharf und Barbecue. Kostenpunkt Tee plus Huhn 24 Euro. Ach ja, es waren vier Nuggets.
Parallel zum Luxury-Diner kann Jäger endlich auf den Platz. Im vorbildlichen Olympia-Outfit. Einziges Problem: Gewitterwarnung. Der Medaillen-Jäger in spe muss los. Die zweiten Neun muss man vorher gespielt haben. Speedgolf ist angesagt. Kein Problem bei nur 60 Startern. Jetzt läuft’s - ruck zuck ist Loch 13 erreicht.
Mittwoch 14.30. Ab der 15 wird es richtig interessant auf Le Golf National. Ach ja, Tee Time morgen für Stephan: 11:33 Uhr mit Nicolai Hoojgard und Thomas Detry. Matti hat die Ehre, um 9 Uhr die Olympischen Golfspiele 2024 in Paris zu eröffnen. An seiner Seite Matthieu Pavon und C.T. Pan. Es dürfte munter werden, die Franzosen unterstützen ihre Olympioniken in der Regel euphorisch.
An der 17 Traumschlag von Stephan Jäger tot an die Fahne aus 152 Metern. So kann's gehen. Er wirkt entspannt und fit, spielt schnell, entschlossen, olympiafit. Wir sind gespannt auf unsere beiden Medaillenjäger und drücken die Daumen.
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