Natur

Besser gerüstet für Extremwetter


31. Juli 2024 , Petra Himmel



Die Vorbereitung auf das nächste Extremwetter ist bei zahlreichen Clubs im Gang. Schließlich häufen sich starke Gewitter und Regenfälle.

Beim Thema Wetter ist ein Elefantengedächtnis auch für Golfer hilfreich. In der langfristigen Rückschau lässt sich erkennen, wie sich die Wettermuster ändern. In Schleswig-Holstein, wo das Jahr 2024 mit extremer Feuchtigkeit begann, war schon 2023 ein einziges Aha-Erlebnis: Der zweitsonnigste Juni aller Zeiten sorgte zusammen mit einem trockenen Mai vielerorts für Dürre und in Teilen des Bundeslandes für sinkendes Grundwasser. Dafür regnete es im Juli an 26 von 31 Tagen und im Oktober folgte an der Ostseeküste eine der schwersten Sturmfluten, die man bis dato erlebt hatte.

Von entspannter Wetterlage kann im Golf-Business also keine Rede mehr sein. Für die Golfanlagen im hohen Norden heißt das: Auch hier, wo eigentlich niemand Dürre vermutet, muss man sich über Wassermangel Gedanken machen. Andererseits setzen extreme Niederschläge Golfplätze unter Wasser, machen das Greenkeeping zeitweise aufgrund des nassen Bodens unmöglich.

Auf dem Festland im Förde Golf-Club Glücksburg hat Head-Greenkeeper Frank Hansen seit dem vergangenen Jahr vor allem die Drainagen in den Blick genommen und kontinuierlich verbessert. 1200 statt der üblichen 800 bis 900 Millimeter Niederschläge sind 2023 gefallen, was allerdings auch einen positiven Nebeneffekt hatte. Die Regenwasser-Teiche, die bis dato allerdings nicht für die Bewässerung genutzt werden, waren randvoll. Bis dato verwendet die Golfanlage Wasser aus dem Tiefbrunnen und bleibt bei der Menge deutlich unter der behördlichen Obergrenze.

Fairwayberegnung kein Thema mehr

Diese gibt anderen Clubs in Schleswig-Holstein zu denken. „Wir haben uns aktiv auf einer Vorstandssitzung entschieden, keine größeren Investitionen mehr in die Fairwayberegnung zu tätigen“, erklärt Peter Gloistein, Präsidiumsmitglied beim Mittelholsteinischen GC Aukrug. Schließlich wisse man nicht, wie die Verlängerung der derzeit bestehenden Wasserentnahmegenehmigung ausfallen werde und auch die Preisentwicklung bei Wasser sei ein offener Punkt. „Das kann auf Dauer ja durchaus teuer werden“, ahnt Gloistein, der zusammen mit seinen Vorstandskollegen nun dabei ist, den Clubmitgliedern die Umstellung im Greenkeeping auch kommunikativ nahezubringen. „Wir haben unseren Platz früher durchaus immer komplett grün gehalten, weil das Wasser ja vorhanden war.“ In Zukunft könnten sich in Dürrephasen eben auch Brauntöne auf den Fairways einschleichen. Dieser Trend ist allerdings europaweit zu verfolgen und keineswegs automatisch mit einer Minderung der Spielqualität gleichzusetzen.

Ähnlich sieht man das im GC Escheburg, wo man das Thema Wassermanagement seit 2023 verschärft ins Visier genommen hat. Die 18-Loch-Anlage, die mehrfach im Rahmen des Projektes Golf & Natur mit Gold rezertifiziert wurde, wird mit Brunnenwasser versorgt. Das wolle man langfristig sparsamer verwenden, resümiert Platzvorstand Thomas Nowak, der nun zusammen mit dem Greenkeeperteam die Verwendung von Feuchtigkeitsmessern in zwei Grüns testet. „Zum anderen messen wir die anderen Grüns von Hand stichprobenartig um festzustellen, wie viel Wasser sie wirklich benötigen“, berichtet er von den Erfahrungen des Clubs. Alles in allem gelinge dadurch eine zunehmende Wassereinsparung, mit der man auch in der nächsten Trockenphase punkten will.

Ein ähnliches Konzept verfolgt man im Golfclub Gut Grambek, wo man aufgrund eines sandigen Bodens zwar selten Drainageprobleme hat, für die nächste Trockenphase aber unbedingt gerüstet sein will.  „Ja, wir bereiten uns auf Extremwetter vor“, stellt der Erste Vizepräsident Ingo Bernien fest. „Im ersten Schritt haben wir unsere gesamte Bewässerungsanlage für den Platz digitalisiert. Im zweiten Schritt sind wir gerade dabei die einzelnen Grüns durch direkte Ansteuerung auszustatten.“ Dadurch werde das Wasser gezielter und obendrein sparsamer auf die Grüns gebracht. Außerdem kommen auch hier Feuchtigkeitsmesser zum Einsatz. „Wir haben zwar einen eigenen Brunnen, dennoch ist die Menge, die wir entnehmen dürfen, limitiert“, gibt Bernien zu bedenken. Mit unseren Maßnahmen gehen wir mit dem Wasser besser um als in der Vergangenheit und gleichzeitig sind wir auf längere Trockenzeiten besser vorbereitet.“

Zunehmend Turnierausfälle

Ein Ansatz, den auch Kolja Hause, Leiter der Geschäftsstelle des Golfverbandes Schleswig-Holstein, unterstützt. „Wir sehen gerade bei der Turnierabwicklung im Bereich des Verbandes, dass wir mit zunehmend Ausfällen und Verschiebungen aufgrund von Extremwetter leben müssen. Das Thema können wir leider nicht ignorieren.“ Der vorausschauende Umgang mit großen Niederschlägen oder Trockenheit, sei deshalb vorbildlich, findet Hause. „Je mehr Clubs sich dieser Bewegung anschließend, desto besser.“