Natur

Kaffee-Tees sind profi-tauglich


11. Juli 2024 , Petra Himmel


Kaffeemehl ist ein Upcycling-Hit
Kaffeemehl ist ein Upcycling-Hit | © P.Himmel

Greenup Golf Tees, die in Kooperation mit KaffeBueno, einer Upcycling Firma für Kaffeeabfall, hergestellt werden, sind inzwischen auf der ECCO Tour in Dänemark bei Profi-Golfern im Einsatz.

Der schnelle Espresso vor dem Turnier. Der Cappucchino nach der Runde. Eiskaffee auf der Terrasse. Affogato als Dessert. Der Kaffee fließt in Strömen. Auch in den Clubhäusern von Golfanlagen. 2,5 Kilogramm Kaffe- und Espressobohnen werden in einem durchschnittlichen Club mit einer 18 Löcher Anlage durchaus pro Tag verbraucht, das sind mehr als 300 Tassen.

Rund 2,25 Milliarden Tassen Kaffee werden laut Statistiken pro Tag weltweit verzehrt. Mit einher kommt der Müll – der entsteht reichlich. Nach Angaben des Nachhaltigkeits-Experten Gunter Pauli, Gründer von The Blue Economy, erzeugt die weltweite Kaffeeproduktion jährlich rund 20 Millionen Tonnen Kaffeesatz. Der reicht von der Verpackung des Endprodukts bis zu den nicht verwendeten Teilen der frischen Kaffeebohne.

Zuviel findet Kristian Kohn, Mitgründer von Greenup Golf, einem dänischen Unternehmen, das sich der Produktion von Tees für Golfer verschrieben hat, die aus schwedischem Biomaterial und recyceltem Kaffesatz bestehen. Greenup Golf Tees, die in Kooperation mit KaffeBueno, einer Upcycling Firma für Kaffeeabfall, hergestellt werden, sind inzwischen auf der ECCO Tour in Dänemark bei Profi-Golfern im Einsatz. „Damit zeigen wir, dass die Stabilität und Spielbarkeit der Tees gewährleistet ist”, stellt Kohn fest.

Nicht immer gewährleisten Tees, die mit dem Anspruch daherkommen, nachhaltig zu sein, nämlich genau das: Eine normale Runde Golf für den Spieler. Mal sind sie wabbelig, mal zersetzen sie sich im Regen. Beides aber, da ist sich Kohn nach Beobachtung des Golfmarktes sicher, ist essentiell für den Erfolg des Produktes. Die Greenup-Tees jedenfalls halten dem Test stand, die Spielbarkeit ist exzellent. Das bedeutet auch, dass sie sich nicht sofort auf dem Golfplatz zersetzen. Im Schnittgutabfall aber können sie – anders als Plastiktees – problemlos mitentsorgt werden, weil sie sich auf Dauer zersetzen.

Billig aus China ist oft die Variante

Wobei das Thema nachhaltige Tees ohnehin kein einfaches ist. Das hat zuletzt Anfang des Jahres 2024 die Insolvenz der britischen Firma Ocean Tee bewiesen, die als einer der Vorreiter beim Thema nachhaltige Tees aus Bambus die Diskussion um die Verwendung der üblichen Plastiktees auf Golfplätzen anstieß. Nachdem Ocean Tee bei diversen Profiturnieren und anderen Veranstaltungen als Sponsor aufgetreten war und dem Thema durchaus Sichtbarkeit verliehen hat, wurde die Wirtschaftlichkeit des Bambustees zum Problem. Der Golfmarkt feierte die nachhaltigen Tees zwar gerne öffentlichkeitswirksam, wenn es um den Einkauf in Massen für Veranstaltungen, Clubs oder große Turniere ging, hielten sich die Käufer aber lieber zurück. Ocean Tees sind nicht mehr erhältlich.

Stattdessen werden in den meisten Proshops, die sich dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben haben, inzwischen andere Beutel mit Bambustees verkauft, die meist in China produziert werden.

Womit wir wieder beim Thema Nachhaltigkeit wären: Bambus ist zwar ein schnell nachwachsender Rohstoff. Bei der Herstellung der Tees fällt aber wieder Abfall an, die Tees werden in der Regel in China lackiert und anschließend per Schiff auf die Reise geschickt. Einmal abgesehen vom Bambus an sich, fällt die Nachhaltigkeitsanalyse bei der Verwendung in Europa oder den USA also nicht besonders positiv auf.

Dort setzt Greenup Golf an. „Unsere Tees werden in Europa hergestellt, sie werden nicht lackiert und sie haben einen kurzen Transportweg“, erklärt Kohn. Und: Wir fördern die Kreislaufwirtschaft, indem wir einen Abfallstoff für die Herstellung verwenden.

Bleibt der Verkauf: Kein einfaches Thema in der Golfszene, hat der Däne inzwischen festgestellt. Kohn ist ein Fachmann sowohl was das Thema Kaffee als auch das Thema Sales und Marketing anbelangt. Vor seinem Einstieg als Investor bei Greenup war der Freizeitgolfer beruflich Countrymanager bei Segafredo in Dänemark. Jetzt also geht es um den Vertrieb von Tees statt von Kaffeekapseln.

Feilschen um Centbeträge

Der weltweite Markt für Tees wird von der Golfindustrie auf zirka fünf Milliarden Stück pro Jahr geschätzt. Gut laufende Golfanlagen in Großbritannien, bei denen die Tees für ihre Kunden, Gäste und Events verwendet werden, bestellen durchaus 200.000 Tees pro Jahr. In China liegt der Preis bei zirka fünf bis sechs Cent pro Stück. Mit Aufdruck kommt womöglich noch ein Cent dazu. Preise, die in Europa schwer zu halten sind.

„Ich glaube daran, dass wir im Golf beim Thema Nachhaltigkeit einen Schritt in die nächste Richtung machen müssen, und das Thema Kreislaufwirtschaft miteinbeziehen müssen“, erklärt Kohn die Devise von Greenup Golf. Die entscheidende Frage, die dann folgt: Wieviel ist die Golfszene generell bereit, für teurere nachhaltigere Produkte zu zahlen? Verzichten Kunden auf optische Elemente, wie zum Beispiel die Lackierung, zu verzichten, weil sie weniger nachhaltig ist?

Beim Team von Greenup Golf ist man optimistisch. „Wir versuchen langsam aber kontinuierlich zu kommunizieren, welche Aspekte der Begriff Nachhaltigkeit umfasst“, erklärt Kohn die Strategie

Kaffeemehl ist ein Upcycling-Hit

Dass gerade Kaffeeabfall für die Produktion der Tees verwendet wird, ist dabei keineswegs ungewöhnlich. Kaffee erweist sich, was seine Verwendung für weitere Produkte anbelangt, als ausgesprochen vielfältig. Kohn arbeitet gerade auch an der Entwicklung von Blumentöpfen für Gärtnereien und an der Verwendung für Stifte. In der Kosmetikindustrie werden die gefilterten Öle aus Kaffeeabfall ebenfalls gerne verwendet. Kaffeesatz als Dünger für Blumen ist vielen Hobbygärtnern ein Begriff.

Klar ist aber auch: Ein Großteil des Kaffeesatzes in der Gastronomie landet im Restmüll und damit auf der Mülldeponie. Schon das Trennen des Kaffeemülls und die Entsorgung im Biomüll wäre – auch in der Golf-Gastronomie – ein erster Schritt in die richtige Richtung. Laut Zahlen von The Blue Economy von Gunther Pauli benötigt man pro Tasse Kaffee nur 0,2 Prozent einer Kaffeebohne. 99,8 Prozent fallen als Müll an. 99,8 % aus denen man mehr machen kann – Golftees zum Beispiel.