Team-EM Herren

Deutsche Adler führen


9. Juli 2024 , Stefan Bluemer


Tiger Christensen vom Hamburger GC (© DGV/stebl)
Tiger Christensen vom Hamburger GC (© DGV/stebl)

Am Fuße der Alpen sammelt sich je nach Strömung feuchtwarme Luft. So geschieht es dieser Tage, an denen nördlich von Turin die Team-Europameisterschaften der Herren im Royal Park I Roveri ausgetragen werden. Am ersten Wettkampftag haben die Deutschen späte Startzeiten und kommen bei heißen Bedingung gut mit dem Platz zurecht. So gut, dass die Bundesadler am Abend an der Spitze des Feldes stehen.

Robassomero/Italien – Die Zauberformel, um tief zu gehen, ist auf diesem Platz ganz sicher, das Fairway zu treffen. Zumal mit „Besserlegen“ gespielt wird. Jeder Ball auf dem Fairway gibt gleich einen riesigen Vorteil gegenüber einem Ball, der im Rough oder auch nur im Semirough liegt. Dort macht Klee mitunter sogar das Auffinden des Balls unmöglich und erschwert auf jeden Fall den nächsten Schlag beträchtlich.

Den Bundesadlern ist es zum Auftakt dieser Titelkämpfe sehr gut gelungen, große Dramen zu vermeiden und etliche Glanzlichter zu setzen. Lohn des starken Auftritts der Mannschaft ist die Führung. Damit bestätigt die Mannschaft zunächst, dass sie zu den Top-Favoriten gezählt wird, schon weil jeder Spieler mindestens einmal einen Titel als Team-Europameister feiern durfte. Das gab es noch nicht oft in der Geschichte dieses Wettbewerbs.

Zweimal eingepitcht

Den tiefsten Score für Schwarz-Rot-Gold hat Tiger Christensen mit einer 66 (-6) in die Wertung gebracht, obwohl der Hanseat nur vier Birdies unterbringen konnte. Der Youngster des Hamburger GC macht es lieber spektakulär und umgeht die Nutzung des Putters. So geschehen auf den Löchern 7 und 14. Auf diesen Par 4 lochte Christensen direkt vom Fairway aus jeweils 103 Metern ein. „Ich habe beide Male einfach gute Schläge gemacht. Dass die Bälle rein gehen, ist natürlich ein Bonus“, freute sich der Falkensteiner nach der guten Runde.

Bogeyfrei zur 67

Carl Siemens, der beim Berliner GC Stolper Heide zum Leistungssport Golf gefunden hat, ehe er zum GC St.Leon-Rot wechselte, hat zum zweiten Mal in der Zählspielqualifikation einer Team-EM eine bogeyfreie Runde absolviert. Vor zwei Jahren beim Sieg der deutschen Jungen in St. Leon-Rot war es in der zweiten Zählspielrunde gewesen und nun, zwei Jahre später ist es wieder soweit. Mit zwei Birdies auf der Front Nine und drei Birdies auf der Back Nine schraubte Siemens seinen Score auf 67 (-5) Schläge herunter.

BILDER DES TAGES

Entsprechend zufrieden war der Wahl-Kurpfälzer, der meist auf gut-bayerisch mit „Servus“ grüßt: „Heute war ein sehr guter Tag. Ich denke mal, auch für das Team generell. Wir haben es alle sehr gut gemacht. Bei mir war es so, dass ich am Anfang ein paar Birdie-Chancen ausgelassen habe, ich aber geduldig geblieben bin und weiterhin auf die Schläge vertraut habe. Heute war das Erfolgsgeheimnis, einfach geduldig zu bleiben, denn man kriegt Chancen und genau darum hoffe ich, dass wir morgen genau so weitermachen können, wie es heute war.“

Gedreht

Nach eher nicht so gutem Start mit drei Bogeys auf den ersten sechs Löchern drehte Yannick Malik das Bild noch kräftig und brachte innerhalb von fünf Löchern vier Birdies unter. Zwar kassierte der Spieler, der zu dieser Saison vom GC St. Leon-Rot zum GC Hubbelrath gewechselt ist, noch ein Bogey auf Loch 13, aber danach gab es nur noch Pars, so dass unter dem Strich eine solide 72 (Even Par) steht. Dieser Score ist für die Mannschaft ungemein wertvoll.
Auch der finale Eagle, mit dem Tom Haberer seine gute Runde krönte, sorgte mit dafür, dass Deutschland am Abend in Führung liegt. Der Niedersachse, der ebenfalls zu dieser Saison zum GC Hubbelrath gewechselt ist, hatte zuvor drei Birdies und drei Bogeys gespielt. Der letzte Bogey war auf Loch 17 auf die Karte gerutscht, was Haberer so nicht stehen lassen wollte. Mit guten Schlägen gelang es, auf der 18 zum Eagle zu lochen und dadurch den Score auf 70 (-2) zu drücken.
Auch Tim Wiedemeyer, der erst um 15.20 Uhr als letzter Deutscher gestartet war, kam mit einer 70 (-2) vom Platz. Nur ein Bogey hatte der Bayer notieren müssen. Wie wichtig es ist, die Konzentration bis zum letzten Schlag hoch zu halten, wurde auch bei Wiedemeyer klar, denn auch hier fiel auf dem 18. Grün noch ein Birdie.
Peer Wernicke hatte zwar einen guten Start und notierte gleich auf Loch 1 ein Birdie. Danach wollte aber kein weiteres Birdie fallen. Am Ende ist der Score des Hubbelrathers nicht in der Wertung.

Bundestrainer mit erstem Tag einverstanden

Bundestrainer Christoph Herrmann war an diesem heißen Tag ständig unter Volldampf auf dem Platz unterwegs. Voller Einsatz für jeden einzelnen seiner Schützlinge zahlt sich unter dem Strich aus und trägt zum großartigen Gemeinschaftsgefühl dieser Truppe kräftig bei. „Am Ende des Tages kann man auf jeden Fall konstatieren, dass wir sehr gut in die Team-EM 2024 gestartet sind. Der absolute Start war teilweise etwas holperig, so dass wir in den ersten Zwischenergebnissen durchaus relativ weit hinten lagen. Aber im Laufe des Tages konnten wir uns dann auf dem Tableau schrittweise nach vorne schieben und haben natürlich erstmal ein tolles und motivierendes erstes Zwischenergebnis einfahren können. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Besonders hervorzuheben ist, dass Yannick Malik seine Runde, die nicht besonders gut angefangen hat, wirklich gut durchgekämpft hat und schließlich noch eine solide Parrunde reinbringen konnte. Das hat sehr geholfen. Dass wir mit einer Mannschaft da sind, die stark genug ist, dass wir zwei so überragende Ergebnisse liefern können, wie sie Carl Siemens mit fünf unter Par und Tiger Christensen sogar mit sechs unter Par gebracht haben, das ist uns ganz klar. Aber letztlich geht es bei einer Teamveranstaltung natürlich darum, welche weiteren Ergebnissen dazu kommen. Und da zählt dann eben genau auch diese Parrunde von Yannick als wahnsinnig wichtig mit rein. Schön waren die starken Finishes, insbesondere von Tom Haberer, der mit einem Eagle auf der 18 abgeschlossen hat. Das hat natürlich Spaß gemacht. Ich möchte aber gar nicht einzelne Spieler hervorheben. Das wäre sicherlich unangemessen. Es sind einzelne Schläge, die ich in Erinnerung behalten werde. Tiger Christensen hat heute zweimal aus über 100 Metern eingelocht. Das ist wirklich herausragend und da freut man sich einfach, wenn man dabei ist. Diese beiden Eagles waren aber auch kein Zufall. Tiger hat mit weiteren Wedges die Fahne getroffen und den Ball tot an den Stock gehauen. Er hat teilweise wirklich brilliert. Das ist umso bemerkenswerter, wenn man den Schedule kennt, den Tiger absolviert hat. Ein Turnier in Pinehurst, die Proberunde in Eichenried, dann Final Qualifying für die British Open, dann BMW International Open, dann die Anreise hier nach Italien mit annulliertem Flug. Dann hier mit so viel Lust an der Sache zu Werke zu gehen und so abzuliefern, das zeugt schon von seiner Qualität als Teamplayer und das hat uns natürlich auch beeindruckt. Es hat heute im Royal Park I Roveri Spaß gemacht. Morgen sind wir aber wieder gefordert. Morgen sind wir im frühen Slot und hoffen, dass wir die relativ weichen Grüns dann in einem guten Zustand vorfinden. Natürlich sind wir nach diesem Start erstmal zuversichtlich für den weiteren Verlauf, auch wenn man weiß, dass diese Meisterschaften eine Dynamik haben, die nicht berechenbar ist. Wir werden morgen sehr wachsam sein und auch am zweiten Tag der Zählspielqualifikation sehr engagiert zu Werke gehen“, ist auch dem Bundestrainer klar, dass dieser gute erste Tag noch nicht viel über den weiteren Verlauf aussagt.

Startzeiten

Am zweiten Tag der Zählspielqualifikation rückt das deutsche Team in den frühen Startblock vor. Dies hat den Vorteil, dass die Grüns etwas besser sein dürften, weil noch nicht so viele Spieler darauf geputtet haben. Da die Grüns relativ weich sind, gab es am Nachmittag recht viele Abdrücke von Schuhen rund um die Löcher.
Die Startzeiten der deutschen Athleten für die zweite Wettkampfrunde:
Tiger Christensen        7.50 Uhr
Carl Siemens        8.30 Uhr
Tim Wiedemeyer        9.10 Uhr
Yannick Malik        12.00 Uhr
Peer Wernicke        12.40 Uhr
Tom Haberer        13.20 Uhr

Tagesergebnis

Einzelwertung
2.    Tiger Christensen  -6
T3    Carl Siemens  -4
T21    Tom Haberer  -2
T21    Tim Wiedemeyer  -2
T44    Yannick Malik  Even
T80    Peer Wernicke  (+4)

Teamwertung
1.  Junior Team Germany  -15

BILDER DES TAGES