BMW Int. Open
Das ist der Mann an Langers Tasche
5. Juli 2024 , Thomas Kirmaier
Wer ist Langers Caddie? Die Frage ist bei der 35. BMW International Open in Eichenried häufiger zu hören. Hier ist die Antwort.
„Wer ist der Typ, der Langers Tasche trägt?“ Diese Frage taucht dieser Tage am Rande der Fairways bei der BMW International Open in Eichenried immer wieder auf. Wenn der Publikumsliebling und Altmeister seine Abschiedstour zu Hause in Bayern gibt, wollen die zahlreichen Fans, die ihn im GC München Eichenried begleiten und anfeuern, schon alles wissen. Nicht nur über Langer selbst, sondern auch über seinen Caddie.
Der Mann heißt Norbert Dehoust, ist 62 Jahre alt, Arzt aus Herrsching und selbst leidenschaftlicher Golfer. Und woher kennen sich Langer und Dehoust? Und warum trägt er seine Tasche beim letzten Event des Großmeisters auf der DP World Tour? Das ist eine längere Geschichte, die bis ins Jahr 2006 zurückgeht. Damals war Dr. Dehoust bekannt geworden durch das „Wunder von Bernhard“ - und das geht so.
2006 lernte Norbert Dehoust Bernhard Langer bei einem Pro Am kennen. Das sollte sich für den erfolgreichsten und immer noch bekanntesten deutschen Golfer auszahlen, denn ein Jahr später hatte er bei der BMW International Open in Eichenried so starke Schmerzen an der Halswirbelsäule, dass er aufgeben wollte. Immerhin war der Cut nach der 76 in Runde eins in weite Ferne gerückt. Also griff Turnierdirektor Marco Kaussler zum Handy und organisierte eine Sprechstunde bei Dr. Dehoust in Herrsching. „Das Wartezimmer war voller Golfer, und als Bernhard reinschaute und wir fragten, ob ich den Notfall vorziehen darf, haben alle gesagt ,natürlich, er muss ja spielen‘“, erinnert sich der Doktor.
Das ist Langers Caddie
Irgendwie muss es Zauberei gewesen sein, denn nach Dehousts Behandlung spielte Langer am zweiten Tag in Eichenried eine 66, schaffte den Cut und wurde am Ende Zweiter hinter dem Schweden Niclas Fasth. Seitdem hat Bernhard Langer großes Vertrauen in die heilenden Hände von Herrsching, reist seinem Arzt des Vertrauens sogar hinterher. Es gibt die Anekdote, dass Masters-Champion Langer verletzt nach München flog, von Dehousts Frau Brigitte am Flughafen abgeholt und an den Gardasee chauffiert wurde. Zwischen den beiden Männern hat sich längst eine Freundschaft entwickelt. Und immer wieder kümmert sich Dr. Dehoust um Langer, wenn es hier und da zwickt, was im Alter ja häufiger vorkommen kann.
Nach seiner Zeit an der Uni Heidelberg - Norbert Dehoust studierte Jura und Medizin parallel - begann er mit dem Golfen. „Der Bewegungsapparat hat mich schon immer fasziniert; ich habe allerdings früh gemerkt, dass ich mit schulmedizinischen Aspekten in der Praxis relativ wenig ausrichten kann.“ Im Klartext: In vielen Fällen habe er schlichtweg keine Ahnung gehabt, was der Patient hatte. Die bezüglich der Wirbelsäule häufigste Diagnose sei der unspezifische, chronische Rückenschmerz. „Das war mir einfach zu unspezifisch, weswegen ich mich mehr mit der manuellen Medizin beschäftigte.“
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Dr. Norbert Dehoust suchte nach Niederlassungsmöglichkeiten, vertrat einen Kollegen in Gilching (Landkeis Starnberg), kam nach Bayern - und blieb, nicht zuletzt der Liebe wegen. Durch seine zahlreichen Tätigkeiten überall auf der Welt bleibt nicht viel Zeit, um selbst Golf zu spielen. Norbert Dehoust ist ein gefragter Mann, wenn es um Verletzungen von Golfern und Sportlern allgemein geht. Er behandelte neben Langer zahlreiche weitere, namhafte Tour-Spieler, aber auch weitere Stars wie Ex-Weltmeister Manfred Nerlinger (Gewichtheben) oder die Klitschko-Brüder (Boxen). Sie alle führen ihre sportlichen Erfolge zumindest zu einem kleinen Teil auf die Therapien Dehousts und seine heilenden Hände zurück. Und damit sind sie nicht die einzigen. Auch Bernhard Langer vertraut dem Mann aus Herrsching. Sonst dürfte der ganz sicher nicht bei seiner Abschiedstour in Europa die Tasche tragen.