EM Herren

Wiedemeyer in Front


27. Juni 2024 , Stefan Bluemer


Tim Wiedemeyer (© DGV/stebl)
Tim Wiedemeyer (© DGV/stebl)

Bei der Europameisterschaft der Herren ist Tim Wiedemeyer kräftig auf dem Vormarsch. Seiner guten 70 (-2) aus der Auftaktrunde lässt der Youngster, der zweimal die Germany Boys Open in St. Leon-Rot gewinnen konnte, am zweiten Tag eine famose 67 (-5) folgen. Besser ist an diesem Tag keiner der 143 Konkurrenten.

Farum/Dänemark – Der Bayer, der jüngst vom Münchener GC zum GC St. Leon-Rot gewechselt ist, machte einen großen Sprung bis an die Spitze des Klassements. Die Runde des Bundesadlers war von einer Wellenbewegung gekennzeichnet. Nach vier gespielten Löchern hatte Wiedemeyer schon drei Birdies auf der Karte und schien sich auf den Weg zu machen, den New Course des Scandinavian GC vor den Toren der dänischen Kapitale Kopenhagen auseinander nehmen zu wollen.

Nach Bogeys auf den Löchern 7 und 8 war der Ansturm auf die Spitze aber erstmal deutlich eingebremst. Von diesem Dämpfer erholte sich der 19-Jährie Olchinger aber schon bald wieder und verbesserte sich mit Birdies auf den Löchern 13 und 15 wieder. Einen richtigen Schub nach oben gab es dann nochmal, als Wiedemeyer auch auf den Löchern 17 und 18 Birdies notieren durfte.
Mit nun 137 Schlägen hat der Bundesadler die alleinige Führung übernommen und geht mit einem Schlag Vorsprung auf gleich vier Kontrahenten, die sich den zweiten Platz teilen, in die dritte Wettkampfrunde.

Unaufgeregt und konzentriert

Auch wenn er den besten Score des Tages ins Clubhaus getragen hat, war Tim Wiedemeyer konzentriert und weit davon entfernt, durch vorzeitigen Jubel den Fokus auf das große Ziel zu verlieren: „Ich habe recht gut angefangen. An der 4 habe ich einen ziemlich langen Putt gelocht, nachdem mein Lay-up ein bisschen unglücklich ins Rough gegangen ist. Ich war sehr zufrieden mit dem Start, dann habe ich zwischendurch ein bisschen gestruggelt, hatte aber auch ein bisschen Pech. An Loch 9 habe ich den Fahnenstock getroffen und dadurch ist der Ball ins Vorgrün gesprungen. Da war ich erst ein bisschen frustriert, bin dann aber wieder relativ gut zurückgekommen. Mit vier Birdies auf den letzten sechs Löchern war ich dann wiederum sehr zufrieden. Generell fühlt sich mein Spiel sehr gut an. Es is aber noch viel Golf zu spielen, also mal schauen, was die nächsten zwei Tage bringen.“

Achterbahnfahrt

Am zweiten Tag etwas an Boden verloren hat dagegen Thomas Schmidt. Am ersten Tag hatte er auf den Löchern 1 bis 6 ein paar Probleme, seinen Rhythmus zu finden. Ab Loch 7 ging es besser. „Da habe ich dann endlich angefangen, ein Gefühl für meinen Schwung zu bekommen und habe die letzten Bahnen auch strategisch gut gespielt. Dazu kamen noch ein, zwei glückliche Putts. Auf Bahn 18 habe ich den Eagle mit Wind von vorne links gespielt. Nach dem gut getroffenen Driver hatte ich noch 209 Meter zur Fahne. Mein Eisen 4 habe ich auf drei Meter zum Stock gehauen und dann einen perfekten Putt gemacht, der Mitte Loch fiel“, war Schmidt nach der 69 (-3) ganz zufrieden.
Am zweiten Tag erlebte der Spieler des GC Hösel eine echte Achterbahnfahrt.
Zwei Eagle, zwei Birdies, zwei Bogeys und ein Quadruple-Bogey summierten sich auf 73 (+1) Schläge auf. Damit rutschte der Rheinländer erstmal aus der Top Ten. Bei dem einen Eagle war es ein Chip-In, beim Eagle auf Loch 18 hatte Schmidt nur noch ein Eisen 7 aus 177 Metern. Dieses setzte der Höseler auf einen Meter an den Stock und lochte sicher ein.
Schmidt geht von Rang 15 in den dritten Tag. Diese gute Platzierung teilt sich der Rheinländer mit Wolfgang Glawe. Der Athlet vom GC Mannheim-Viernheim war mit einer 73 gestartet und legte am zweiten Tag eine starke 69 (-3) nach.
Auch für Finn Kölle und Carl Siemens (beide SLR) geht diese EM weiter. Kölle steht nach Runden mit 73 und 72 Schlägen auf Rang 38, während sich Carl Siemens nach 77 und 73 Schlägen auf Position 85 am dritten Tag wird steigern müssen, um den Cut für die Finalrunde zu machen.
Für Tom Haberer, Laurenz Schiergen und Marian Ludwig ist dieses Turnier vorzeitig mit dem ersten Cut beendet.

Das sagt der Bundestrainer

Bundestrainer Christoph Herrmann analysierte die Ergebnis zum Bergfest dieser EM sachlich: „Natürlich sind wir erst mal von dem Zwischenstand begeistert. Man kann noch überhaupt nicht absehen, wie es weitergehen wird,  aber wir freuen uns natürlich, dass Tim Wiedemeyer nach zwei wirklich herausragend guten Runden wieder in so guter Form ist. Wir wollen den Zwischenstand nicht so überbewerten, sondern jetzt einfach in Ruhe weiterarbeiten. Und genau das passiert jetzt hier gerade. Unser Physio behandelt die Athleten, so dass dann alle morgen wieder fit sind. Das Geheimnis von Tim Wiedemeyer ist, dass er mutig nach vorne spielt und in der Lage ist, diesen Platz im richtigen Maß aggressiv und an der richtigen Stelle smart zu spielen. Heute hat er ab und zu mal auch einen Putt lochen können. Dann kommt so ein Ergebnis zustande und macht ihn zum Führenden nach der ersten Turnierhälfte. Jetzt wollen wir mal die Ruhe bewahren und kühl im Kopf die nächsten beiden Tage angehen.“