The Am

Drei von fünf im Cut


25. Juni 2024 , Stefan Bluemer


Charly Back vom GC St. Leon-Rot (© DGV)
Charly Back vom GC St. Leon-Rot (© DGV)

Bei der 121. Womens Amateur Championship, die noch bis Samstag vor den Toren der irischen Hauptstadt Dublin ausgetragen wird, stehen drei der fünf Deutschen in den Matchplays. Nicht zuletzt wegen einiges Pechs mit den Startzeiten ist es aber ein hartes Stück Arbeit und Geduld ist gefordert.

Portmarnock/Irland – Lange sah es so aus, dass Paula Schulz-Hanßen und Marie-Agnes Fischer am Abend noch ins Stechen um den Cut gehen müssen. Daher wartete Bundestrainer Sebastian Rühl mit den Athletinnen, bis das Klassement gemacht war. Kurz vor Ende der Zählspiel-Runden ging der Cut dann doch noch einen Schlag hoch und so waren die beiden Bundesadler erlöst und sicher im Cut.
Später am Abend kommentierte der Bundestrainer, wie erleichtert er ist: „Wir sind jetzt gerade sehr happy im Hotel angekommen. Drei der vier Spielerinnen des Junior Team Germany sind ab morgen in den Matchplays dabei. Der Platz spielt sich generell schwer, aber wir waren bei diesem Turnier wirklich auf der wrong side of the draw. Heute ab Mittag war es fast windstill. Als drei von uns heute früh am Morgen raus gegangen sind, hatten wir kräftige Sturmböen. Das war brutal. Gestern haben wir am Nachmittag im Sturm gespielt, während morgens fast gar kein Wind war. Dieses Jahr hatten wir nicht wirklich Glück mit unseren Auslosungen, auch wenn es sich über die Jahre irgendwie ausgleicht.“

Andere Taktik

In den Matchplays gibt es für die Athletinnen eine andere taktische Marschrichtung. „Morgen ist dann wichtig, auf jeden Fall den Transfer zum Matchplay zu schaffen, denn hier gibt es schon Strategien, die man im Matchplay sicherlich aggressiver wählen kann und muss, um nachher erfolgreich zu sein. Das sind natürlich deutlich aggressivere Strategien, die sich in der Zählspielqualifikation nicht unbedingt ausgezahlt hätten.
Ist ist wichtig, auf jeden Fall morgen den Schalter umzulegen und etwas mehr Aggressivität und Zug zur Fahne an den Start zu bringen“, ist Sebastian Rühl zuversichtlich, dass seine Schützlinge so flexibel agieren und die Chancen der ganz eigenen Spielform Matchplay nutzen.

Cooles Birdie

Paula Schulz-Hanßen hätte ohne die eine ganz hohe Hausnummer auf Loch 18 den Cut ganz lässig gemacht. So aber war es nach der 78 (+6) vom ersten Tag ein echter Ritt auf der Rasierklinge, bei dem die Spielerin des GC St. Leon-Rot am Ende ihre ganz große mentale Stärke unter beweis stellte. Die Runde plätscherte lange ohne Birdie so vor sich hin und mit jedem Bogey wurde es spannender. Auf Loch 17 musste PSH dann aber einen Doppelbogey notieren. Damit war der Cut nun wirklich in höchster Gefahr. Aber die Kurpfälzerin blieb cool und knallt auf Loch 18, wo sie gestern alleine fünf Schläge verloren hatte, ein Birdie auf den Platz. Das erste Birdie des Tages und ein ganz besonders wertvolles noch dazu. Erneut standen unten rechts 78 Schläge, so dass am Ende des Zählspiels die zwölf über Par standen, die für den Cut reichten.
„Die beiden Tage waren auf jeden Fall echt knifflig. Zu meinen Startzeiten war immer sehr viel Wind, egal ob morgens oder dann über den Mittag. Zum Glück habe ich den Regen heute nicht mehr abbekommen, konnte also noch im Trockenen meine Runde beenden. Ich habe meinen Driver nicht sicher auf die Bahn gekriegt, deswegen musste ich ein paar Mal einfach sicher auf Bogey spielen. Es waren auf jeden Fall sehr schwere Konditionen und das Birdie an der 18 hat mir nochmal sehr geholfen, mit in den Cut reinzuspielen. Matchplay ist ein neues Spiel, das heißt morgen: neuer Tag, neues Glück. Ich bin zuversichtlich“, zieht die Europameisterin von 2020 aus dem Verlauf viel Zuversicht.

Glück mit Wind

Anders als Paula Schulz-Hanßen hatte Marie-Agnes Fischer mit ihren Startzeiten Glück und konnte bei viel weniger Wind spielen. Nach der soliden 76 (+4) wurde es am zweiten Tag mit einer 80 (+8) aber doch noch einmal richtig eng. Die Front Nine gestaltete die Münchenerin mit je zwei Birdies und zwei Bogeys noch ausgeglichen. Auf der Back Nine riss dann aber der Faden und nach sechs Bogeys musste die 18-Jährige auf Loch 18 sogar noch einen Doppelbogey auf die Karte nehmen. Dennoch reichte es für den Cut und entsprechend war Fischer am Abend auch sehr happy: „Ich bin natürlich sehr erleichtert, denn es war am Ende nochmal sehr knapp. Der Platz ist fantastisch! Es macht echt Spaß zu spielen und es ist absolutes Links Golf. Ich hatte in den vergangenen zwei Tagen echt Glück mit dem Wetter und konnte starken Wind vermeiden, aber es war natürlich trotzdem ziemlich herausfordernd. Für mich war es schwer, die Tee Shots richtig zu platzieren und dann bei den Schlägen ins Grün immer richtig zu planen, wie viel der Ball bouncen oder rollen wird. Oder ob er auch liegen bleiben wird, je nach Wind eben. Gestern war es eigentlich ganz solide, ich lag an zwei Löchern in einem Topf-Fairwaybunker und musste dann ein paar Bogeys hinnehmen.
Heute liefen die ersten Neun echt gut, es war allerdings auch ein ziemlicher Kampf mit vielen Up-and-downs. Auf den zweiten Neun wurde ich dann komplett vom Bogey-Train überfahren und kam einfach nicht mehr zurück. Ich hab einfach nicht gut gespielt. Ich freu mich auf jeden Fall jetzt auf morgen und werde mein Bestes geben um meine Chance zu nutzen!“

Back beste Deutsche

Charlotte Back lieferte von den deutschen Teilnehmerinnen das beste Zählspielergebnis ab. Die Athletin des GC St. Leon-Rot musste heute auf Loch 13, auf dem ihr gestern ein Eagle gelungen war, ein Doppelbogey notieren. Mit einem starken Birdie auf der 18 hielt sie ihren Score aber wieder sehr solide, so dass Back nach 75 (+3) und 76 (+4) Schlägen auf Rang 24 ins Matchplay startet.
„Die zwei Zählspieltage waren im großen und ganzen eigentlich ganz gut, auch mit sehr anstrengendem Wetter. Das Wetter war leider nicht so wie angesagt und auch heute morgen schon sehr frühzeitig sehr windig, was den Platz sehr anspruchsvoll macht“, war Charlotte Back über die Wetterkapriolen am Ufer der Irischen See auch nicht erfreut.

Sieg im Zählspiel

Die Weltranglistenerste Lottie Woad steigt als Siegerin der Zählspielqualifikation in die Matchplays der 121. Women's Amateur Championship in Portmarnock auf. Woad führte schon nach derersten Runde mit 69 (-3) Schlägen und legte eine fabelhafte 66 (-6) nach. Fünf Schläge dahinter folgt Meja Örtengren. Die Schwedin hatte 2021 die German Girls Open in St. Leon-Rot gewonnen.
Die Spanierin Julia Lopez belegte mit einem Schlag über Par den dritten Platz neben ihrer Landsfrau Paula Martin Sampedro und Farah O'Keefe aus den USA.

Die Augusta National Women's Amateur Champion aus England und R&A Girls' Amateur Champion 2022 bestätigte ihre ausgezeichnete Form. Die Studentin der Florida State University ihat im U.S.-Collegegolf in acht Platzierungen in der Top-Acht in den Büchern.

Der Cut lag bei 13 über Par. Deutlich über dieser Marke ist für Eva Ringwald vom Stuttgarter GC Solitude nach zwei Runden mit 81 (+9) Schlägen und Tessa Kremser vom GC St. Leon-Rot mit 88 (+16) und 85 (+13) Schlägen das Turnier vorzeitig beendet.

Alles Matchplay

Am Mittwoch geht es für die 64 Athletinnen, die den Cut gemacht haben, im Matchplay weiter. Paula Schulz-Hanßen trifft ab 10.23 Uhr auf die U.S.-Amerikanerin Farah O´Keefe. Neun Minuten später startet Charlotte Back in ihre Match gegen Sara Brentcheneff (Frankreich).
Marie-Agnes Fischer hat mit Meja Örtengren ab 10.59 Uhr eine besonders schwere Aufgabe zu bewältigen.