US Open

DeChambeau und seine Mission in Pinehurst


16. Juni 2024 , Thomas Kirmaier


Bryson DeChambeau ist auf einer Mission und geht als Führender mit drei Schlägen Vorsprung auf seine Verfolger in die Finalrunde der US Open in Pinehurst. © Logan Whiton/USGA
Bryson DeChambeau ist auf einer Mission und geht als Führender mit drei Schlägen Vorsprung auf seine Verfolger in die Finalrunde der US Open in Pinehurst. © Logan Whiton/USGA

Der 30-jährige Bryson DeChambeau übernimmt nach drei Runden der US Open in Pinehurst die Führung und geht mit drei Schlägen Vorsprung auf seine Verfolger in den Finaltag. Die beiden Deutschen fallen im Klassement zurück.

„Er ist bei mir und ich muss jedes Mal an ihn denken, wenn ich auf diesem Platz unterwegs bin“, sagt Bryson DeChambeau. Gemeint ist Payne Stewart, sein großes Vorbild. Als DeChambeau als junger Mann erstmals die Southern Methodist University in Dallas betrat, fiel ihm in den Sportstätten der Hochschule dieses riesige Wandgemälde auf. „Ich fragte noch: ,er war auch hier?´ und sie meinten: ,Ja, wusstest du das nicht?´“ Und so ging alles seinen Weg. „Das war der Grund, warum ich mich für die SMU entschied“, so DeChambeau.

Diese beiden Männer verbindet so viel. Die auffällige Schiebermütze zum Beispiel, die DeChambeau bis zu seinem Wechsel auf die LIV Tour regelmäßig trug. Oder das eher aggressive, unorthodoxe Golfspiel. Stewart verstand es, seine Fans mitzureißen, die Massen zu bewegen. Und beide feierten ihren ersten Sieg auf der PGA Tour bei der John Deere Classic. Als Stewart 1999 bei einem Flugzeugabsturz tragisch ums Leben kam, war DeChambeau gerade einmal sechs Jahre alt.

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Wenige Monate vor diesem Unglück hatte Stewart noch die US Open auf Pinehurst No. 2 gewonnen und sich gegen seinen Widersacher Phil Mickelson durchgesetzt – dank eines gelochten Monster-Putts, nach dem dieses legendäre Bild jenes Mannes entstand, der in Knickernocker-Hosen und Schiebermütze unterwegs war. Nun, genau ein Vierteljahrhundert später, schickt sich einer von Stewarts größten Bewunderern an, das Turnier an der selben Stelle für sich zu entscheiden. Einen Major-Sieg hat DeChambeau schon: 2020 triumphierte er schon einmal bei der US Open. Er weiß also genau, wie das geht.

Runde drei in Pinehurst wurde am Samstag so etwas wie eine One-Man-Show des heute 30-jährigen DeChambeau. Mit einer 67 (-3) spielte er den zweitbesten Score des Tages (nur Landsmann Collin Morikawa war besser/66, -4) und kletterte zur Freude seiner Fans an die Spitze. Dabei hätte die Führung noch höher ausfallen können, wäre da nicht sein Doppelbogey auf Bahn 16 gewesen. Aber solche Rückschläge musst du schnell schlucken auf so einem schwierigen Golfplatz. Die Zuschauer lieben ihn und feuern ihn an, was er sehr genießt: „Das gibt mir sehr viel, sorgt für Adrenalin. Es ist ein Segen, wirklich. Ich kann diesen Fans nicht genug danken.“


Es ist mehr das „langweilige Golf“, das bei einer US Open gefragt ist. Weniger das Spektakel. Die Taktik auf diesem Platz verriet DeChambeau auch: die Mitte der Grüns zu treffen, denn die bewegt sich nie. DeChambeau (-7) geht von der Pole Position aus in den letzten Durchgang – mit drei Schlägen vor dem Trio Rory McIlroy, Matthieu Pavon und Patrick Cantlay (je -4). Aber auch Hideki Matsuyama und Shooting-Star Ludvig Aberg (je -2) liegen noch sehr gut im Rennen.

DeChambeau hat seine Mission. Er trägt eine Mütze seines Idols Payne Stewart bei sich am Bag. 25 Jahre später am selben Ort eine US Open zu gewinnen – das wär's. Zumal: Er scheint Major-Hunger zu haben. Beim Masters 2024 war er Sechster, bei der PGA Championship Zweiter. Vielleicht ist er einfach dran. Aber auch McIlroy wird nicht locker lassen. Seit zehn Jahren hat der Nordire kein Major mehr gewonnen. „Ich liebe diesen Test hier in Pinehurst. Du musst dich auf jeden Schlag absolut konzentrieren. Genau so sollte eine US Open sein“, so McIlroy.

Ein nach wie vor starkes Turnier spielt aber auch Stephan Jäger. Zwar musste sich der Münchner aus dem Elite Team Germany am Samstag mit einer 73 begnügen und fiel mit gesamt +3 um einige Plätze auf T20 zurück. Aber eine Top-Platzierung ist für den Houston-Open-Champion durchaus noch drin. Weniger Glück hatte an einem sonnigen Moving Day Martin Kaymer. Dem US-Open-Champion von 2014 war kein einziges Birdie vergönnt. Kaymer unterschrieb eine 77. Mit gesamt +10 ging es für ihn um 24 Ränge nach unten auf T61.

Und was macht Scottie Scheffler? Der Dominator der vergangenen Wochen hat die Tür aufgemacht für die Konkurrenz. Der Weltranglistenerste war als großer Favorit in diese US Open gegangen, wird das Event aber nicht gewinnen. Scheffler sorgte sogar für eine ungewöhnliche Premiere: Zum ersten Mal in seiner Profikarriere blieb er in vier aufeinanderfolgenden Runden über Par. Nach der 74 im letzten Durchgang des Memorial Tournaments liegt Scheffler in Pinehurst nun nach Scores von 71, 74 und 71 Schlägen bei gesamt +6 und damit weit weit von der Musik. Das ist die Chance für DeChambeau, McIlroy und Co.

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