EM AK 50

Starke EM für die deutschen Damen


16. Juni 2024 , Christopher Tiess


Nationalspielerin Alexandra Kölker (GC Bergisch Land) gewinnt bei der EM AK 50 die Bronzemedaille.
Nationalspielerin Alexandra Kölker (GC Bergisch Land) gewinnt bei der EM AK 50 die Bronzemedaille. | © privat

In einem spannenden Europameisterschafts-Finale der AK 50 kämpft sich Nationalspielerin Alexandra Kölker (GC Bergisch Land) zur Bronzemedaille. Stephanie Kiefer (G&LC Kronberg) und Britta Schneider (GC Neuhof) holen Top-Ten-Ergebnisse. In der Wertung der Herren spielt sich Felix Banzhaf (Frankfurter GC) als bester Deutscher auf einen geteilten 24. Platz.

Es war wieder soweit: 144 der besten europäischen Seniorengolfer und -golferinnen trafen sich im luxemburgischen Kikuoka Golf & Country Club, um die European Senior Men's und Ladies' Championships auszutragen. Es war die inzwischen 29. Ausgabe des Turniers. Und die Teilnehmer kämpften erneut über 54 Löcher Zählspiel um die Krone des europäischen Seniorengolfsports. 

Gipfeltreffen der AK 50

Gastgeber war der Kikuoka Golf & Country Club. Dieser liegt nur 10 Kilometer östlich von Luxemburg Stadt entfernt und bietet mit seinem anspruchsvollen 18-Loch Championship-Platz eine mehr als beeindruckende Kulisse. Die schmalen Fairways, über 80 Sandbunker, mehrere Wasserhindernisse und dazu die zentrale Lage in Europa machen den Platz zum geradezu idealen Austragungsort, um die Elite des europäischen Senioren-Golfsports auf die Probe zu stellen. Eindrucksvoll waren die riesigen Grüns mit mehr als 50 Meter Durchmesser, die ausgeprägte Gastfreundschaft, die vielen Volunteers, die zahlreichen Vor-Caddies. Der Kikuoka G&CC hat gezeigt, wie eine EM organisiert sein sollte. 

Die Champions des Jahres 2023 waren übrigens mit am Start, doch für eine Titelverteidigung reichte es bei beiden nicht. Edward McCormack, der 2023 mit einer beeindruckenden Schlussrunde von 67 (-4) im Douglas Golf Club gewann, erkämpfte sich immerhin ein Top-Ten-Ergebnis. Alison Taylor, die ihren Sieg im vergangenen Jahr mit einem spektakulären Eagle auf dem Schlussloch sicherte, verpasste hingegen den Cut. 

Auch bei den Deutschen war der Kampf um die Medaillen keineswegs ein Selbstläufer. Immerhin: Deutschland stellte mit neun Herren und neun Damen die am stärksten vertretene Nation des Turniers. Doch bei den Herren wurde vor allem einer stark vermisst: der im Frühjahr verstorbene Martin Birkholz, der mit seinem Killerinstinkt europaweit bekannt und als Gegenspieler - auf sportliche Art - gefürchtet war. An seine Einzelerfolge konnten seine Teamkollegen zumindest in diesem Turnier nicht anknüpfen. 

Nur zwei Deutsche auf der Finalrunde

Zunächst verpassten gleich sieben Deutsche den Cut, der bei 154 Schlägen (+10) lag. Die beiden Verbliebenen, Ulrich Schulte (Bochumer GC) und Felix Banzhaf (Frankfurter GC) schafften es immerhin, ihr Abschneiden im Gesamtklassement mit starken Finalrunden noch einmal deutlich zu verbessern. Schulte beendet das Turnier nach seiner abschließenden 73 (+1) mit 226 Schlägen (+10) auf Platz 33. Er rutscht damit nochmal um neun Plätze nach vorne. Banzhaf quittiert zum Abschluss ebenfalls eine 73 (+1) und landet mit insgesamt 224 Schlägen (+8) auf dem geteilten 24. Rang. Bei ihm sind es sogar 12 Plätze, um die er sich verbessert.

Das Rennen um die Medaillen fochten allerdings andere aus. Nach Tag eins teilten sich Rodrigo Lacerda Soares (Frankreich) und Andreas Bauer (Schweiz) mit 68er Runden (-4) die Führung. In Runde zwei musste Soares dann eine 73 (+1) einstecken, während Bauer erneut eine 68 servierte. In beiden Durchgängen gelang es dem Schweizer dabei, am Abschlussloch zum Eagle zu lochen. Mit fünf Schlägen Vorsprung ging Bauer in die Finalrunde und sah lange Zeit als der sichere Sieger aus. Doch dann geschah Golfsport. 

Denn während Bauer auf den Bahnen 14, 15 und 16 ganze fünf Schläge verlor, setzten Soares sowie die Iren Joe Lyons und Declan O’Neill zum birdiereichen Schluss-Spurt an. Lyons brachte sich dabei mit Eagle an Bahn 13 in Position und beendete das Turnier mit Birdie-Birdie. Dennoch sollte es für ihn nicht zum Titel reichen, denn zunächst kamen er, O’Neill und Soares schlaggleich mit 213 Zählern (-3) vom 18. Grün.

Rodrigo Lacerda Soares (Frankreich) und Annick Riff (Belgien) holen die Titel bei der Einzel-Europameisterschaft der Senioren.
Rodrigo Lacerda Soares (Frankreich) und Annick Riff (Belgien) holen die Titel bei der Einzel-Europameisterschaft der Senioren. | © EGA

 

Das nun folgende Stechen wurde auf Loch 10 ausgetragen. Soares entschied es am zweiten Extraloch für sich, indem er einen Vier-Meter-Putt zum Birdie versenkte. Platz zwei ging per Kartenstechen an Joe Lyons und Declan O’Neill kann mit Platz drei immerhin noch die Bronzemedaille der Herren für sich entscheiden. Andreas Bauer, der Langzeit-Führende, beendet das Turnier auf dem unglücklichen vierten Rang (215; -1).

Rochade am Finaltag

Bei den Damen war es Jannicke Nielsen Bakken (NOR), die das Feld nach dem ersten Tag mit einer 70 (-2) anführte. Und auch nach Runde zwei (75; +3) stand sie an der Spitze der Wertung. Der Finaltag sollte allerdings nicht ihrer sein. Mit ihren 84 Schlägen (+12) wurde sie regelrecht durchgereicht und beendet das Turnier auf dem undankbaren geteilten vierten Rang. Generell wurden die Top-Positionen nochmal einmal komplett neu besetzt. 

So gelang Annick Riff (Belgien) der Coup: Aus ihrem fünften Platz heraus spielte sie sich mit ihrer 74 (+2) an die Spitze und holt mit insgesamt 225 Schlägen (+9) den Sieg. Auf Platz zwei spielt sich Hélène Malvy (Frankreich) mit 227 Schlägen (+11). Malvy schaffte von allen topplatzierten Spielerinnen den größten Sprung: ganze acht Plätze machte sie am Abschlusstag des Turniers gut. 

Den dritten Rang holt sich die deutsche Nationalspielerin Alexandra Kölker. Mit ihrer 75er Runde (+3) zum Abschluss macht sie die kleine Sensation perfekt und bleibt knapp vor Stephanie Kiefer (G&LC Kronberg) und der vormals führenden Jannicke Nielsen Bakken. Dabei hat Kölker die Finalrunde auf Platz zehn begonnen. Sie selbst hatte Britta Schneider (GC Neuhof) die besten Chancen ausgerechnet. Der Durchmarsch in die Medaillenränge ist für sie noch gar nicht ganz zu fassen. 

Foto-Finish für Kölker

Nach ihrer Vize-Europameisterschaft im Jahr 2021 ist dies Kölkers zweiter Erfolg in einer Einzel-Europameisterschaft. Entsprechend positiv fällt ihr Fazit aus: „Es fühlt sich großartig an. Ich hab mit so einem Erfolg auch überhaupt nicht gerechnet. Allein von uns Deutschen lagen Stephanie Kiefer und Britta Schneider vor mir - die beiden waren einfach besser ins Turnier gestartet. Durch meine schlechtere Ausgangsposition bin ich eine halbe Stunde vor Stephanie und sogar 90 Minuten vor Britta gestartet. Dadurch, dass ich so früh gestartet bin, hab ich die anderen gar nicht im Blick gehabt.

Ich hab letztendlich einfach konstant solide gespielt und bin damit sehr zufrieden. Ich wollte den Ball im Spiel halten und das ist mir auch gelungen. Dass ich so einen Medaillenerfolg wiederholen kann, hab ich nicht gedacht.“ Und tatsächlich war es ihr abschließender Zwei-Meter-Putt zum Birdie, der die Podestplatzierung sicherstellte. Stephanie Kiefer (G&LC Kronberg) holt mit 229 (+13) den geteilten vierten Platz und Britta Schneider (GC Neuhof) landet mit 230 Schlägen (+14) auf T6. Dreimal Top Ten also. Silvia Wilms (Münchener GC) und Manon Harsch (G&CC Baden Hills) verpassten dieses Prädikat nur knapp: Beide belegen mit 233 Schlägen (+17) den geteilten 14. Rang.

Kleine Randnotiz: Die deutschen AK 50 Damen schnitten deutlich erfolgreicher ab als die Herren: ganze sieben von ihnen überstanden den Cut und spielten die Finalrunde mit. Die Rahmenbedingungen waren übrigens besser als zwischenzeitig befürchtet. Denn das Turnier begann am Donnerstagmorgen bei kühlen sieben Grad Celsius. Trotz der angesagten Regenschauer blieb das Wetter relativ trocken. Der Wind allerdings war durchgängig präsent und brachte einen spürbaren zusätzlichen Faktor ins Spiel.

Für Kölker spielte und spielt das aber keine Rolle. Sie kann mit Stolz auf ihre nunmehr zwei europäischen Einzel-Medaillen schauen. Und so unerwartet das Bronze gekommen ist, so unschuldig mag auch der Gedanke kommen, ob nicht vielleicht noch eine Farbe im Set fehlt. Immerhin: Das nächste Jahr kommt bestimmt.