GBG 2024

Titel gehen nach Hubbelrath, Österreich und Schweden


1. Juni 2024 , Stefan Bluemer


Dreimal Gold (© DGV/stebl)
Dreimal Gold (© DGV/stebl)

Bei der 20. German Boys and Girls International, die erstmals nicht in St. Leon-Rot stattfindet, sichern sich Antonia Steiner vom GC Hubbelrath und Johanna Janisch aus Österreich sowie der Schwede Neo Berg die Titel. Der Niedersachsen Course im Golf Resort Hardenberg fordert den Jungen aus 17 Nationen und Mädchen aus 18 Nationen vom ersten bis zum letzten Schlag alles ab. Am Ende muss das Turnier wegen Gewittern, die aus dem Harz in Serie nach Nörten-Hardenberg ziehen, auf zwei Runden verkürzt werden, weil die dritte Wettkampfrunde nicht mehr beendet werden kann.

Northeim – Das Jubiläum dieses hochklassigen Jugendturniers, das für die europäische Mädchenelite von besonderer Bedeutung ist, weil es für die Qualifikation zum Ping Junior Solheim Cup gewertet wird, läutet eine neue Zeitrechnung ein.

Zuvor waren alle 19 Auflagen in St. Leon-Rot ausgetragen worden, nun also erstmals im Golf Resort Hardenberg, rund zwölf Kilometer nördlich von Göttingen. Der gastgebende Club hat sich als hervorragender Ausrichter gezeigt. Angesichts der schieren Wassermassen, die auf dem ebenso anspruchsvollen, wie bergigen Platz nieder gingen, haben die Greenkeeper fast ein Wunder vollbracht. Fairways und Grüns waren immer in sehr gutem Zustand, soweit die Regenmengen dies ermöglicht haben. Alle Helfer und Mitarbeiter des Clubs haben die jungen Gäste aus ganz Europa bestens betreut und waren stets zur Stelle, wenn Hilfe gefragt war.

Konstante: Gewitter!

Bei allem, was bei dieser 20. Auflage neu war, blieb eine Konstante erhalten: Zur German Boys & Girls gehören Gewitter. Dies war in St. Leon-Rot schon bis auf ganz wenige Ausnahmen immer so und beleibt nun auch in Niedersachsen so. Das Spiel musste am Finaltag erstmals am späten Mittag für eine knappe Stunde unterbrochen werden. Als es für die Athleten wieder raus ging, dauerte es nicht lange, bis die Spielleitung nicht anders handeln konnte, als das Spiel erneut zu unterbrechen.
Da immer, wenn das eine Gewitter gerade vorbeigezogen war, teils auch mit heftigem Starkregen, zog vom Harz aus kommend direkt das nächste Gewitter in den Warnradius. Lange gingen bange Blicke in den Himmel und in die Wetter-Apps, ehe sich Turnierdirektor Sven Hahnl mit der Spielleitung dazu entschließen musste, die Runde zu annullieren, weil keine Chance mehr bestand, diese am Samstag zu beenden.

Somit zählt das Klassement, das schon nach zwei Runden in den Büchern war.

Größter Erfolg für Berg

Bei den Jungen sicherte sich mit 70 und 67 Schlägen ein Schwede den Titel. Neo Berg ist 18 Jahre alt und kommt aus Göteburg. In diesem Jahr gewann der neue Champion bei seiner dritten Teilnahme in Deutschland erstmals eines der ganz großen Turniere Europas. 2022 hatte Berg bei der GBGO den 13. Platz erspielt, 2023 schaffte er es sogar in die Top Ten.

„Ich habe von Tee zu Grün sehr solide gespielt und habe mir viele Chance gegeben, Birdies zu machen. Ich habe an allen Tagen gut gespielt. Ich bin richtig erleichtert, denn ich hatte am Anfang des Jahres keine gute Zeit. Dieser Sieg ist wirklich groß für mich. Ich liebe es, diese großen Turniere in Europa zu spielen, weil man hier so viele talentierte Spieler kennenlernt“, freute sich der Schwede, der ab 2026 in den USA Collegegolf spielen möchte.

Rehmann bester Deutscher

Hinter Neo Berg sicherte sich Bruno Frontero mit 72 und 66 Schlägen die Silbermedaille. Der Italiener ist vor wenigen Tagen 17 Jahre alt geworden und hat in seiner Heimat in diesem Jahr schon die Gara Nazionale Garlenda gewonnen. Mit seinem Sieg bei der Trofeo Citta die Modena schaffte Frontero 2022 die Aufnahme ins World Amateur Golf Ranking (WAGR). 2023 belegte der Italiener in St. Leon-Rot den 30. Platz.
Bronze ging an Ben Bolton. Der Engländer brauchte auf den beiden gewerteten Runden 71 und 69 Schläge, war in die Finalrunde mit zwei Birdies auf den ersten vier Bahnen gestartet und hätte vielleicht mehr erreicht, wenn der Tag ohne Gewitter zu Ende gegangen wäre. Entsprechend war Boltons Freude über Bronze auch eher gedämpft.
Bester Deutscher ist Niklas Rehmann. Der 16-Jährige vom GC Dresden-Ullersdorf kam auf den geteilten fünften Platz, hatte sich aber wie Bolton auch mit frühen Birdies auf den Weg gemacht, am Finaltag noch weiter nach vorne zu kommen.
Der Youngster, der seit diesem Jahr zum Junior Team Germany gehört und erst 2019 im GC Isernhagen mit dem Golfsport begonnen hat, war mit seinem Auftritt und der ersten Spitzenplatzierung in der europäischen Jugendelite sehr zufrieden: „Wir hatten mit dem Wetter etwas Pech. Der Platz ist aber cool und passt gut zu meinem Spiel. Ich kannte den Platz schon von einem Ranglistenturnier. Der Zustand war trotz des vielen Regens sehr gut.“

Ping Junior Solheim Cup im Blick

Bei den Mädchen waren zwei Spielerinnen schlaggleich in die Finalrunde gestartet. Da die Gewitterlage auch kein Stechen mehr zuließ, wurden Antonia Steiner und Johanna Janisch beide zu Siegerinnen erklärt. Dies war zuletzt 2016 der Fall, als Aline Krauter vom Stuttgarter GC Solitude und die Dänin Sofie Kibsgaard beide Gold gewann.
Antonia Steiner hatte Scorekarten mit 69 und 75 Schlägen unterschrieben. Auf den vom Leaderflight bis zum Abbruch gespielten sieben Löchern performte die Hubbelratherin stark und lag ohne Bogey mit zwei Birdies bei -2 und damit alleine an der Spitze. Entsprechend war die Freude über den Sieg für die 16-Jährige, die vom 11. bis 13. Juni rund 50 Kilometer östlich von Göteburg im Isabergs Golfklubb beim Annika Invitational mitspielen wird, zwar groß, aber lieber hätte sie die Chance gehabt, die alleinige Führung im Klassement noch weiter auszubauen: „Dieser Sieg bedeutet mir sehr viel, denn er hilft mit definitiv in der laufenden Karriere weiter, gerade für die Qualifikation zum Junior Solheim Cup, der am Ende des Jahres mein Ziel ist. Ich freue mich sehr. Ich habe heute sehr gut gespielt, ich hätte gerne zu Ende gespielt.“
Antonia Steiner hat als bislang größten Erfolg den Sieg bei der R&A Girls U16 Championship 2023 in den Büchern. Die amtierende NRW-Meisterin spielt in der 1. Bundesliga der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf für den GC Hubbelrath. Anfang des Monats hatte die 16-Jährige sich bei den Deutschen Lochspielmeisterschaften die Bronzemedaille gesichert.

Bilder des Tages

Nervöser Start

Johann Janisch hatte einen nervösen Start in den Tag und war etwas zurückgefallen, hatte sich aber unmittelbar vor dem Abbruch mit einem Birdie gerade wieder gefangen. Überglücklich über die Goldmedaille war die Österreicherin, obwohl der Finaltag nicht optimal verlaufen war: „Der Titel bedeutet mir sehr viel. Heute war es für mich sehr schwer, einen Rhythmus zu finden, weil es früh angefangen hat, zu regnen. Dann war die Frage, ob unterbrochen wird oder nicht. Dann ist unterbrochen und wieder gestartet worden und ich fand es daher schwer, in einen Rhythmus rein zu kommen. Ich bin in diesem Jahr zum ersten Mal bei diesem Turnier dabei und es war riesig für mich, soweit vorne mitspielen zu können. Das ist richtig cool!“
Johanna Janisch aus Gmunden wurde 2023 im Colony Club Gutenhof Österreichs Golf-Staatsmeisterin U16. Die Spielerin des GC Regau/Attersee-Traunsee vertrat ihr Land im Herbst bei der inoffiziellen Mädchen-WM in Kanada. Bei der Malta Junior Open verpasste Janisch den Sieg auf Rang zwei nur knapp und freute sich nun riesig über ihren ersten ganz großen Titel.

Fazit der Bundestrainer

Sebastian Rühl war vom Turnier in Hardenberg begeistert: „Das Turnier hatte eine unfassbare Trennschärfe. Das war vom Setup des Platz und des Events insgesamt seit langer Zeit das anspruchsvollste, was ich in Deutschland und Europa gesehen habe. Das finde ich gut. Aus Sicht eines Bundestrainers wünsche ich mir Turniere, die zeigen, in welche Richtung es geht und welche Fähigkeiten noch entwickelt werden müssen, wo sind die Athletinnen schon gut, wo müssen sie noch arbeiten, um den nächsten Entwicklungsschritt zu machen. Wenn man dauerhaft Plätze spielt, die einfacher sind, bekommt man gar nicht mit, welche Skills noch entwickelt werden müssen, um wirklich ganz oben anzukommen. Hier in dieser Woche war deutlich erkennbar, wer schon in Richtung des nächsten Levels unterwegs ist und wer doch nicht ein paar Dinge zu tun hat.“
Bei der Siegerin aus Hubbelrath sieht der Bundestrainer viele gute Sachen: „Antonia Steiner hat sehr eindeutig das Commitment in Richtung Profigolf. Sie hatte 2023 einen großen Sieg bei der R&A Girls U16 eingefahren und war im Team der Junior Vagliano Trophy. Auch über den Winter hat sie viele Weichen gestellt, die aus einer sehr guten Jugendspielerin eine noch bessere sehr junge Erwachsene gemacht haben. Ich bin von der Performance von Antonia sehr beeindruckt, weil sie auch auf so komplexen Golfplätzen wie dem Niedersachsen Course ihre Leistung abrufen konnte.“

Erkenntnisse gewonnen

Der Bundestrainer der Jungen war ebenfalls sehr angetan von den Tagen im Golf Resort Hardenberg. Christoph Herrmann hatte viele positive Aspekte erkannt: „Mir tat es für den GC Hardenberg leid, dass das Wetter so schlecht war. Für uns heißt schlechtes Wetter einfach nur, dass wir andere Dinge lernen können und eine andere Challenge haben. Das ist ein spektakulärer Golfplatz. Für die Entwicklung unserer Spieler war das Turnier sehr gut geeignet und ich fand alles rundherum sehr gelungen. Die Macher des Clubs habe ich als unheimliche Unterstützung wahrgenommen. Es war an diesem neuen Standort ein sehr guter Einstand. Ich fand das Turnier cool und der Platz ist dafür bestens geeignet. Wir sind mit dem Ergebnis insgesamt froh, weil wir vier Deutsche zum Zeitpunkt des Abbruchs in der Top Ten hatten. Das ist eine gute Leistung. Es ist nicht möglich, jedes Jahr so überragende Sieger wie Tim Wiedemeyer an den Start zu bringen, aber wir haben hier eine ganz neue Generation von Nachwuchsspielern gesehen. Niklas Rehmann ist ganz neu in der Nationalmannschaft. Bjarne Murr ist als AK14-Spieler mit einer Wildcard auf den neunten Platz gekommen und kann noch viele Jahre bei den German Boys mitspielen. Er hat eine tolle Entwicklung genommen und jetzt eine großartige Erfahrung gemacht. Für unsere Nominierungen zur anstehenden Team-EM haben wir viele Erkenntnisse sammeln können, weil der Platz so selektiv ist. Mit der Gesamtleistung der deutschen Spieler sind wir zufrieden.“

Stimmungsvolle Siegerehrung

Aufgrund der Witterung musste auch die Siegerehrung verlegt werden. Im Zelt hinter dem Catering am zentralen Punkt des Platzes, wo sich die Bahnen 1, 9, 10 und 18 treffen, führte Marcus Neumann, Vorstand Sport im DGV flott und sportiv durch die kurze Zeremonie.
Neumann dankte dem Golf Resort Hardenberg, das durch den Präsidenten Oliver Bartels vertreten war, für die großartige Arbeit, die alle Beteiligten und Helfer für dieses große Jugendturnier geleistet hatten. Den meisten Applaus bekam das Greenkeeper-Team das in den Tagen der GBGI angesicht der Herausforderungen durch die Wassermassen unglaublich tolle Arbeit geleistet hatte.
Der ehemalige Damen-Bundestrainer zog für die erste Auflage der GBGI in Niedersachsen nach der ersten Enttäuschung über den Abbruch der Finalrunde ein sehr positives Fazit: „Natürlich ist dies nicht das erste Turnier, das wegen widriger Witterung abgebrochen werden musste, trotzdem schmerzt es jedes Mal erneut. Ganz schlimm es ist für den austragenden Club, der solch eine Situation bei einem so großen Turnier nur selten erlebt. Hardenberg hat nach 19 Jahren St. Leon-Rot die großen Fußstapfen mit neuen Akzenten gefüllt und ein neues Engagement gezeigt. Für den Club tut es mir besonders leid. Trotzdem haben wir würdige Sieger, die in einer sportlichen Entscheidung über nun nur zwei Runden ermittelt wurden. Auch wenn das Ergebnis nach drei vielleicht noch etwas anders gewesen wäre, haben wir starke Sieger gefunden.“