Natur

Alles zur Artenvielfalt - das Biodiversität-Lexikon


21. Mai 2024 , Redaktion Golf.de



Das Biodiversität-Lexikon liefert eine allgemeine sowie sport- und golfspezifische Übersicht der wichtigsten Begriffe zum Thema Artenvielfalt.

Angefangen von Definitionen über die Relevanz für Menschen bis hin zu internationalen sowie nationalen Abkommen, Strategien und Projekten und sport- sowie golfspezifischen Artenschutz-Programmen, aktuelle Studien, Informationsquellen und Behörden mit jeweiliger Verlinkung werden an dieser Stelle die wichtigsten Aspekte erläutert.

Definition, Umfang und geografische Einordnung

Die biologische Vielfalt ist generell in drei zusammenhängende Bereiche gegliedert, die sich gegenseitig beeinflussen. Hierzu werden die Vielfalt der Arten, der Lebensräume sowie die genetische Vielfalt innerhalb der einzelnen Pflanzen- und Tierarten zusammengefasst. Insgesamt wird von weltweit etwa 1,8 Millionen Arten ausgegangen, die wissenschaftlich beschrieben sind. Experten schätzen insgesamt 15 Millionen Arten auf der Erde.

Während die 25 artenreichen Gebiete wie unter anderem in den Tropen mit 1,4 Prozent der Erdoberfläche nur einen sehr geringen Gesamtanteil ausmachen, ist der Anteil der in diesen Bereichen lebenden Arten überproportional. 44 Prozent aller Pflanzenarten und ein Drittel aller Wirbeltierarten haben hier ihre Heimat. Deutschland mit rund 3.000 Gefäßpflanzenarten ist gegenüber pflanzenreichen Ländern wie Brasilien (56.000 Pflanzenarten) ein relativ artenarmes Land.

Anhaltendes Artensterben: Ursachen und Indikatoren

Der Raubbau an der Natur mit Abholzungen und Besiedlungen ist ebenso wie die von Menschen eingeschleppten Arten und der Klimawandel zu einem Großteil für den Rückgang der Artenvielfalt verantwortlich.

Laut einem von 2019 stammenden Bericht des Weltbiodiversitätsrats (IPBES) sind seit dem Jahr 1500 insgesamt 680 Wirbeltierarten ausgestorben. Die Rote Liste der Internationalen Union zur Bewahrung der Natur (IUCN) gibt an, dass derzeit über 35.500 Arten vom Aussterben bedroht sind. 33 Prozent aller Meeresfischbestände gelten nach der IUCN als überfischt. Der Waldbericht der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen FAO geht von einem jährlichen Waldsterben von zehn Millionen Hektar Wald jährlich zwischen den Jahren 2015 und 2020 aus. Der IPBES warnt im Rahmen des exponentiell ansteigenden Artensterbens davor, dass weltweit eine Million Arten vom Aussterben bedroht sind, viele davon bereits in den nächsten Jahrzehnten.

Relevanz und Auswirkungen auf das menschliche Leben

Nur bei einer großen genetischen Bandbreite innerhalb einer Art besteht die Chance, dass Organismen vorhanden sind, die sich an neue Bedingungen anpassen können. Andernfalls ist das Risiko hoch, dass sie ausstirbt.

Der Verlust biologischer Vielfalt kann die Zivilisation gefährden, die Vielfalt der Natur ist die Grundlage menschlichen Lebens und der globalen wirtschaftlichen Entwicklung. Krankheiten und Ungeziefer bei Nutzpflanzen für die Nahrungsmittelerzeugung können große Krisen auslösen. Auch der Verlust an Bestäubern führt laut IPBES zu einem horrenden finanziellen Schaden, welcher zwischen 235 und 588 Milliarden US-Dollar bei den jährlichen Nutzpflanzen-Erzeugern angenommen wird. Der Global Risk Report des World Economic Forum hat im Global Risk Report 2024 den Punkt Biodiversitätverlust und Kollaps von Ökosystemen im Rahmen einer zehnjährigen Vorschau an Position 3 der größten globalen Risiken eingeordnet.

Internationale und kontinentale Abkommen und Programme

Das internationale Abkommen CITES (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) soll zwischen den daran beteiligten Regierungen prinzipiell sicherstellen, dass der internationale Handel mit Exemplaren wildlebender Tiere und Pflanzen das Überleben der Art nicht gefährdet. Es bezieht sich dabei auf Fauna und Flora in den drei Teilbereichen Rechtmäßigkeit, Nachhaltigkeit und Rückverfolgbarkeit. Unmittelbare Auswirkungen auf die Naturschutzpolitik hat die Verabschiedung des globalen völkerrechtlichen Vertrags „Kunming-Montreal-Biodiversitätsrahmen“(Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework – GBF) vom Dezember 2022 auf der Vertragsstaatenkonferenz des Übereinkommens über die Biologische Vielfalt (CBD).

Auf europäischer Ebene steckt der „Grüne Deal“ der Europäischen Union auch den politischen Rahmen mit seiner Biodiversitätsstrategie 2030 ab, die unter anderem die Ausweitung der Natura 2000-Gebieteund einen gesetzlichen Vorschlag zur Einführung eines EU-Gesetzes zur Wiederherstellung der Natur mit verbindlichen Zielen.

Nationale Strategien in Deutschland

Die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) ist dabei in Deutschland das wichtigste Instrument zur Umsetzung der internationalen und europäischen Verpflichtungen zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt. Sie soll die letzte Fassung aus dem Jahr 2007 nach einem Entwurf des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) vom Juni 2023 durch eine Neuauflage im Jahr 2030 ersetzen. Ein Kabinettsbeschluss der durch die Bundesregierung getragenen NBS 2030 ist in 2024 vorgesehen und mit einem Aktionsplanverknüpft.

Das im BMUV-Geschäftsbereich verortete Bundesamt für Naturschutz (BfN) gibt zudem im Zwei-Jahres-Turnus Naturbewusstseinsstudien heraus. 2021 wurde hier auch das gesellschaftliche Bewusstsein für biologische Vielfalt anhand eines Vergleichs des bisherigen und neuen Monitoring-Instrumente der nationalen Biodiversitätsstrategie seit 2009 nach soziographischen Merkmalen untersucht.

(Golf-) Sport und biologische Vielfalt

Im Bereich des Sports im Allgemeinen gibt es zahlreiche Organisationen, die mit Sportverbänden zusammenarbeiten. Der EU Green Sports Expert Group Report stellt in seinem im Dezember neu herausgegebenen Playbook Empfehlungen für Mitgliedsstaaten und Sportorganisationen für umweltverträglichen Sport im Rahmen einer Entwicklung von nationalen nachhaltigen Sportstrategien oder einer Erstellung eines CO₂-Fußabdrucks für Sportverbände vor.

Europaweit und auch in Asien ist im Bereich der Biodiversitäts-Thematik im Golfsport die internationale Non-Profit-Organisation GEO Foundation for Sustainable Golf sehr stark eingebunden. Sie berät Verbände und Vereine in Österreich, der Schweiz, in Großbritannien sowie in arabischen Staaten und liefert wichtige Informationen für Golfanlagenbetreiber. Der World Wide Fund For Nature (WWF) arbeitet indes besonders stark in Frankreich, der Schweiz und in England mit Golfverbänden zusammen. All diese Kooperationen haben gemeinsam zum Zweck, das Potenzial zur Förderung der Artenvielfalt auf den nicht bespielten Flächen auf Golfplätzen in komplettem Umfang zu nützen. Auch der R&A steuert als eine der beiden zentralen Institutionen im weltweiten Golfsport im Rahmen seines Projektes Golf course 2030 (GC2030) wichtige Beiträge zum Bereich Biodiversität bei.

In Deutschland gehören das im September 2023 neu aufgelegte 3. Positionspapier „Nachhaltiger Sport 2030“ des BMUV, das Naturschutz-Natursport-Informationssystem, das Programm Sport & Natur des Olympischen Sport Bund (DOSB) sowie das Kuratorium Sport und Natur zu wichtigen Programmen im Bereich des Sports im Allgemeinen. Für den Golfsport im Speziellen gibt es Programme sowohl auf nationaler Ebene (Bundesprogramm Biologische Vielfalt des BfN, „GolfBiodivers“) als auch auf regionaler Ebene (Blühpakt Bayern, „Lebensraum Golfplatz – Wir fördern Artenvielfalt“). Darüber hinaus gibt es auch Verbände wie  beispielsweise den Landesbund für Vogelschutz (LBV) im Bundesland Bayern, die mit Golfverbänden gemeinsame Projekte umsetzen.