Regelfest
Mit Köpfchen zur besseren Lage
6. Mai 2024 , Daniel Dillenburg
Regelkenntnis kann Schläge sparen – oder zumindest die Lage des Balls verbessern. Wie dies geht, zeigt ein erfahrener PGA-Champion, der sich am Rand des Cartwegs einen leichteren Schlag erdroppt.
Der Ball liegt direkt an einem Cartweg. Natürlich kann hier eine straflose Erleichterung in Anspruch genommen werden. Doch was, wenn der Winkel ins Grün von der ursprünglichen Stelle besser ist als von der Stelle, an der gedroppt werden würde? In einer solchen Situation fand sich Stewart Cink, achtmaliger PGA-Tour-Sieger, bei der Kaulig Companies Championship 2023 wieder. Bei dem Major-Event der PGA Tour Champions im Firestone CC ließ der US-Amerikaner seine Regelkenntnis spielen und profitierte von einem Sprinklerdeckel, der sich gleich neben dem Cartweg, an dem sein Ball zur Ruhe kam, befand.
Dass Sprinklerdeckel zu den Freunden des Golfers zählen können, klärten wir bereits in einer anderen Folge Regelfest >>>
In Cinks Fall kam der Sprinklerdeckel nur ins Spiel, weil der 50-Jährige seinen Ball weit genug vom Cartweg wegdroppen wollte, um beim Stand nicht mehr vom unbeweglichen Hemmnis (aka Cartweg) beeinträchtigt zu werden. Dabei war der Stand auf dem asphaltierten Weg in Wirklichkeit gar nicht das Problem. Es war die Lage des Balls, die Cink missfiel. Und er sah eine Möglichkeit mithilfe der Golfregeln eine bessere Lage zu erreichen. Die erste straflose Erleichterung vom Cartweg war eher Mittel zum Zweck – alles regelkonform versteht sich.
Cink jedoch hatte den Sprinklerdeckel in seinem Erleichterungsbereich im Visier. Nach Regel 16.1 nahm er die Erleichterung am nächstgelegenen Punkt in Anspruch. Dieser war eben jener Sprinklerdeckel. Cink droppte seinen Ball direkt auf der Abdeckung, wohlwissend, dass ihm in der Folge eine weitere straflose Erleichterung gewährt werden würde, da ihn nun der Sprinklerdeckel als unbewegliches Hemmnis gilt. Der Rules Official observierte die Situation und hatte nichts einzuwenden. Cink machte sich die Regeln zunutze und nahm die zweite straflose Erleichterung in Anspruch.
Cinks Ziel: Eine bessere Lage haben als ursprünglich. Dass er nach dem zweiten Drop noch immer auf dem Cartweg stand, war in diesem Fall zweitrangig. Cink nahm den Asphalt unter seinen Füßen in Kauf, weil er einen besseren Winkel ins Grün hatte als weiter rechts vom Weg und die Lage des Balls brauchbar war. Um diese Position zu erreichen, musste Cink nur eben einen kleinen Umweg gehen. Und die Regeln bauten ihm diese Brücke. Ein perfektes Beispiel, das zeigt, wie hilfreich eine gute Regelkenntnis sein kann. Oder anders formuliert: Cink before you play.
Das sagt DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:
Das ist ein schöner Fall, bei dem Spieler mit durchschnittlicher Regelkenntnis geneigt sind lautstarken Protest zu äußern und Begriffe wie „Mogelei“ und „unfair“ verwenden. Da Cink jedoch genau nach den Regeln gehandelt hat und diese Optionen allen Spielern offenstehen, war dies völlig korrekt: Wenn es einen Weg aus einer schlechten Lage gibt, für den man nicht den Schläger benutzen muss, dann ist dies einfach eine weitere Option.
Wichtig zu wissen ist hierbei jedoch, dass es sich um zwei verschiedene Hemmnisse handelt, die einzeln betrachtet werden müssen. Deshalb durfte Cink Erleichterung von dem Weg zum Sprinklerdeckel nehmen. Von dort mit Erleichterung wieder in eine Lage zu droppen, bei der der Stand erneut auf dem Weg liegt, ist jedoch genial.
Obwohl Cink bei dem ersten Drop Erleichterung vom Weg genommen hatte, steht es ihm zu, nach dem Drop vom Sprinklerdeckel zu entscheiden, dass der Stand auf dem Weg doch nicht so schlimm ist. Wichtig war nur, dass er nach dem ersten Drop nicht mehr durch den Weg beeinträchtigt wurde. Danach entsteht eine neue Situation.
Als Referee vor Ort hätte ich dem Spieler zu seiner hervorragenden Regelkenntnis gratuliert.
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