Weltwassertag
Ende der Dürre - aber kein Ende der Wasserdiskussion
21. März 2024 , Petra Himmel
Gute Nachricht für alle Golfanlagen in Deutschland: Die Dürrephase in Deutschland ist offiziell vorbei.
„Die Dürre hat sich aufgelöst, das ist deutschlandweit eigentlich kein Problem mehr“, sagte der Leiter des Dürremonitors beim Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), Andreas Marx, kürzlich in Leipzig bei der Vorstellung der aktuellen Wetterdaten. Trotzdem bleibt die Wasserversorgung für Golfanlagen ein Thema, um das sich unzählige Fragen drehen. Fragen, die in Deutschland über Jahrzehnte keine Rolle gespielt haben. Im Kern geht es darum, wer in Zukunft wieviel und welches Wasser nutzen darf. In den Worten der deutschen Bundesregierung ausgedrückt, geht es um die nationale Wasserstrategie, die im März 2023 verabschiedet wurde. Das ist insofern neu, als es in Deutschland bis dato keine einheitlichen Regelungen zum Thema Wasser gab.
Behörden ändern die Vorgaben
Für Kersten Preussler, Vize-Präsident im GC Odenwald, spiegelt sich diese nationale Vorgabe seit 2023 konkret in Zahlen wider. „Unsere Wasserentnahme ist nun an den Wasserstand der Mümling gekoppelt“, erklärte er im vergangenen Jahr die Vorgaben, die im Fall des GC Odenwald in Darmstadt gefällt worden waren und jetzt Gültigkeit haben. Liegt der Wasserstand der Mümling unter 0,5118 Meter, wird die Wasserentnahme gestoppt. 2022 hatte die Mümling ziemlich lange einen Wasserstand unter 0,5118 Meter.
Der Fall des GC Odenwald ist nur ein Beispiel von vielen, die man seit vergangenem Jahr innerhalb der deutschen Golfszene finden kann. Die Wasserversorgung von Landwirtschaft, Städten, Haushalten, der Industrie, Sportanlagen wird nun von einer deutschlandweiten Vorgabe zum Wassersparen bestimmt. Golfplätze sind da nicht ausgenommen. Die Änderungen für Golfanlagen sind vielfältig, sie ähneln sich nur in einem: Sie kommen schnell, oft unangekündigt. Sei es, dass Wassergenehmigungen an die Vorgabe des Wassersammelns von Oberflächenwasser gekoppelt werden. Sei es, dass Entnahmemengen an Wasserstände in Fließgewässern gekoppelt werden. Genehmigungen für die Entnahme von Trinkwasser werden zum Teil ganz gestoppt.
Gebühren erhöhen sich
In Niedersachsen stufte man 2023 die Golfanlagen kurzerhand bei der Wassercent-Gebühr um in den Bereich „Sonstiges“, was zu einem Anstieg der Gebühr für einen Kubikmeter Wasser von 0,014 Euro pro Kubikmeter auf 0,18 Euro pro Kubikmeter bedingte. Inzwischen hat das Land Niedersachsen diese Einstufung wieder geändert. Tatsächlich aber taucht in diesem Umfeld vor allem eine Frage auf: Was passiert, wenn der Wasserpreis womöglich auf 0,5 Euro steigt? 20.000 Kubikmeter würden dann 10.000 Euro kosten. Nicht wenige Golfanlagen in Deutschland benötigen aber mehr als nur 20.000 Kubikmeter im Jahr.
Die Einführung des sogenannten Wassercents ist inzwischen selbst in Bayern fest zum Thema geworden, wo Wasser bis dato nach Meinung der Politik in Hülle und Fülle in bester Qualität zur Verfügung stand. Seit 2003, so die Dokumentation des Landesamtes für Umwelt, ist die Grundwasserneubildung aber ins Negative gekippt. Das jährliche Defizit beträgt etwa ein Sechstel.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat nun auch für Bayern die Einführung eines Wassercents angekündigt. „Der Wassercent‘ zeigt, wie kostbar unser Wasser ist“, sagte Söder bereits während der Haushaltsberatungen im März 2023. „Es kann nicht sein, dass dieses zum Teil 10.000 Jahre alte Wasser einfach von jedermann umsonst gratis genutzt werden kann – dafür ist es zu kostbar und zu wertvoll.“
Golfclubs reagieren mit Baumaßnahmen
Tatsächlich ist in zahlreichen deutschen Golfclubs inzwischen rege Betriebsamkeit im Hinblick auf die Thematik angebrochen. „Gut die Hälfte aller Anfragen, die im Moment mit Baumaßnahmen auf einem Golfplatz zu tun haben, beinhalten auch die Optimierung der Wasserversorgung“, erklärt Thomas Himmel von Himmel Golf Design. „Der Speicherteich des GC Hetzenhof mit einem Fassungsvolumen von 40.000 Kubikmetern ist nur ein Beispiel dafür, wie stark einige Anlagen an einer Wasserautarkie arbeiten.“
Dabei weist der Münchener Golfplatzdesigner auf einige wesentliche Aspekte bei der Neuplanung der Wasserversorgung hin. „Bei Speicherteichen spielt nicht nur das Fassungsvermögen eine Rolle, sondern auch die Verdunstungsfläche, Genehmigungsfähigkeit, die optimale Lage im Gelände und am Ende auch der Umgang mit dem Aushub und die spielstrategische Einbindung.“ Wassermanagement, so Himmel, sei in gewisser Weise eine Art Puzzlespiel: „Hier geht es darum, über die richtige Beregnungsanlage, Drainage- und Sammelsysteme, Rasensorten und Schnittpläne am Ende zu einem Gesamtkonzept zu kommen.“
Regionale Unterschiede
Das gilt auch im Hinblick auf die Entwicklung von möglichen Starkregenfällen. Im Moment nämlich ist unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten noch nicht sicher festzustellen, wie die Niederschläge in Deutschland zukünftig genau aussehen werden. „Wie sich das in Deutschland entwickeln, wird, das ist noch nicht ganz so klar“, erklärte eine der führenden Wasser-Expertinnen des Landes, Prof. Dr. Mariele Evers, Ökohydrologin an der Universität Bonn, im Klima-Podcast des Spiegel. „Vor allem müssen wir sehen, dass wir regionale Unterschiede haben. In einigen Bereichen werden wir mehr Niederschläge sehen, aber in anderen Bereichen – vor allem im Nordosten Deutschlands – haben wir ganz deutliche Rückgänge. Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin werden trockener. Das bedeutet viel weniger Niederschlag und damit auch die Gefahr von Dürren.“
Brauchwasser wird eine Alternative
In der Region Berlin ist diese Botschaft längst angekommen. Hier präsentierten sich die Golfplätze während der Trockenphase 2022 weitgehend braun und ausgedörrt. Im Märkischen Golf Club Potsdam führt Geschäftsführer Martin Westphal inzwischen ein Pilotprojekt zur Versorgung der Grüns mit Brauchwasser durch. Im hessischen Golf-Club Hof Hausen vor der Sonne arbeitet man seit Jahren mit aufbereitetem Klärwasser.
Das Thema Wassermanagement nimmt Deutschlands Golfanlagen also durchaus in Beschlag. Der Deutsche Golf Verband hat inzwischen eine nationale Erfassung der Wasserdaten gestartet, im Bayerischen Golfverband hat man Wasser zum Jahresthema erklärt. Die Auseinandersetzung mit der Frage, wie verantwortungsvolles Wassermanagement der Zukunft auf deutschen Golfanlagen aussieht, hat die Branche längst erfasst. Das offizielle Ende der Dürrephase hat daran nichts geändert.
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