French Boys

Mayer holt Trophée Pierre Massie


2. April 2024 , Stefan Bluemer


Michael Mayer mit der Trophäe (© privat)
Michael Mayer mit der Trophäe (© privat)

Michael Mayer vom GC Valley gewinnt bei den French Boys, einem der ganz traditionsreichen Nachwuchsturniere Europas, die Sonderwertung der U16 und nimmt die Trophée Pierre Massie mit nach München. Auch Tjelle Rieger feiert mit dem dritten Platz einen großen Erfolg und verpasst dabei den Einzug ins Finale nur hauchdünn.

Courson Monteloup/Frankreich – Bei der erst seit 2016 zusätzlich ausgespielten Wertung der U16, die unter sich die Trophée Pierre Massie ausspielen, ist Michael Mayer der erste deutsche Sieger. In der Hauptkonkurrenz der Internationaux de France U18 garçons sind etliche deutsche Namen auf der Trophée Michel Carlhian eingraviert.Seit 1926 konnten mit Thomas Biermann (1993), Michael Thannhäuser (1998), Dennis Küpper (2003), Sean Einhaus (2006), Sebastian Schwind (2008), Moritz Lampert (2010), Dominic Foos (2013), Philipp Katich (2019) und Carl Siemens (2022) in schöner Regelmäßigkeit Deutsche den Sieg einfahren.

Großartiges Design

Im Jahr 2024 hätte es fast wieder einen deutschen Finalisten gegeben. Tjelle Rieger, der jüngst zum GC St. Leon-Rot gewechselt ist, musste sich im Halbfinale dem französischen Ausnahmetalent Oscar Couilleau erst auf dem 18. Grün beugen. Der Franzose kommt von Golf St. Nom La Breteche, auf dessen Platz 2022 die Team-WM ausgetragen wurde und setzte sich auch im Finale durch.
Auf dem von Robert von Hagge entworfen Platz von Golf Stade Francais, der zwölf Jahr lang Austragungsort der Qualifikation für die Open de France war, gibt es einige Herausforderungen, darunter große Bunker und eine durchaus echte Links-Anmutung. Der Architekt zeichnet für insgesamt 250 Plätze weltweit verantwortlich, darunter auch das "Blue Monster" von Doral und Le Golf National, auf dem Ryder Cup und Team-WM stattgefunden haben und in diesem Jahr auch die Golfwettbewerbe der Olympischen Spiele stattfinden werden.

Die Grüns waren perfekt präpariert, litten dann aber doch auch unter den heftigen Regenfällen, die vor den Toren von Paris niedergingen.

Zählspielqualifikation

In der Zählspielqualifikation kam am ersten Tag heftiger Wind auf, der in Böen bis zu 90 Stundenkilometer erreichte. Am zweiten Tag war das Wetter etwas freundlicher, was sich auch in den Scores niederschlug. Vier Deutsche schafften den Cut der besten 32. Florentin Meller schied in der ersten Matchplay-Runde aus. Der Youngster vom GC St. Leon-Rot, der 2023 das Int. Junior Golf Masters in Bochum gewinnen konnte, unterlag dem Schweizer Milles Wennestam deutlich mit 4&3.

Auch Nico Kregler vom Hamburger GC verpasste den Sprung in die Top 16. Lange führte das Nordlicht, musste sich am Ende dem Franzosen Noa Auch-Roy auf dem 18. Grün mit 1down geschlagen geben, obwohl er dort nach einem starken Holz aus 230 Metern eine echte Eaglechance aus weniger als drei Metern hatte. Der Putt wollte aber nicht in die Dose und so war das Match verloren.
Besser machten es Nils-Levi Bock und Tjelle Rieger. Bock geriet gegen den Norweger Daniel Nilsson nur einmal in Rückstand, glich aber sofort wieder aus und setzte sich letztlich souverän mit 3&2 durch.

Sein Clubkamerad aus St. Leon-Rot überließ seinem Kontrahenten kein einziges Loch und gewann mit 2&1 gegen Thomas Argenti aus Frankreich.

Starke Leistungen

Im Achtelfinale waren somit noch zwei Deutsche im Rennen. Leider trafen diese im mannschaftsinternen Wettstreit aufeinander. Bock und Rieger lieferten sich ein gutes Match, bei dem Rieger seinem Kontrahenten wieder kein Lochgewinn zugestand. Mit 2&1 schaffte der Youngster, der aus Ahrensburg stammt, den Aufstieg ins Viertelfinale.

Gegen den Franzosen Arthur Carlier zeigte Tjelle Rieger erneut, was in ihm steckt. Der Franzose ging direkt 1auf, konnte sich aber nicht weiter absetzen. Nachdem der gebürtige Hamburger auf Loch 10 ausgleichen konnte, ging es mit Lochverlusten auf den Bahnen 13 und 15 erstmal wieder in die falsche Richtung. Grandios, wie Rieger sich dann aber gegen die drohende Niederlage wehrte und mit ebenso mutigen, wie guten Schlägen Lochgewinne auf den Bahnen 17 und 18 verzeichnete. Das Match ging in die Verlängerung. Nachdem die beiden ersten Extralöcher mit Par geteilt wurden, schickte der Bundesadler am dritten Loch des Stechens Coach Alexander Schmitt und Ben Rehm als Vorcaddie in den Bereich, wo der Drive landen sollte. Die Landezone war sehr eng und viele Bälle waren im Turnierverlauf an der Stelle als Mud Ball geendet. Der Drive gelang aber perfekt und der Schlag ins Grün landete zwei Meter neben der Fahne. Auch der Franzose erreichte das Grün, konnte seinen Birdieputt aus mehr als fünf Metern aber nicht lochen. Diese Chance ließ sich Tjelle Rieger nicht mehr nehmen und versenkte seinen Ball zum Sieg und Aufstieg ins Halbfinale. „Dieses Comeback war mir wichtig, weil es mir gezeigt hat, dass ich auf dem Niveau mitspielen kann“, freute sich der Sieger.

Halbfinale

Das Halbfinale wurde direkt im Anschluss an das Match des Morgens gestartet, musste aber nach nur drei gespielten Löchern wegen eines heftigen Gewitters mit großen Hagelkörnern unterbrochen werden. Erst am Finaltag konnten die Halbfinals wieder gestartet werden. Gegen Oscar Couilleau entwickelte sich ein  komplett ausgeglichenes Match, bei dem Rieger nie in Rückstand geriet – außer auf dem 18. Grün, gleichbedeutend mit der 1down-Niederlage.

Zwischen den Löchern 13 und 15 gab es sogar die Chance für den Deutschen, davon zu ziehen. Couilleau hatte in dem Moment mit einem sehr langen Putt und einem kuriosen Bunkerschlag das Glück des Tüchtigen auf seiner Seite. Der Schlag aus dem Bunker war eigentlich völlig missraten, lief dann aber doch auf die Dose zu und fiel tatsächlich. Dadurch blieb der Franzose im Spiel und konnte so am Ende doch noch mehr als glücklich den Aufstieg ins Finale feiern.

„Tjelle Rieger hat eine starke Leistung gezeigt und sich absolut siegfähig gezeigt. Das war eine großartige Gesamtleistung. International ist Tjelle noch recht unerfahren, hat aber eine Menge Potenzial. Er hat vor allem sich selbst gezeigt, dass er auf hohem Niveau konkurrenzfähig ist. Das ist für ihn ein toller  Start in die Saison und ich freue mich für ihn. Er musste jüngst ja auch einiges mit dem Wechsel von zu Hause ins Internat nach St. Leon-Rot mit dem damit verbundenen Schulwechsel verkraften. Er hat als Neuling im Junior Team Germany eine starke Vorbereitungszeit hinter sich. Schön, wenn es sich dann so früh in der Saison zeigt, dass es in die richtige Richtung geht“, war Bundestrainer Christoph Herrmann von seinem Schützling sehr angetan.

Sieg in der U16

Den „großen“ Cut zwar nicht gemacht, aber bei den besten Athleten der U16 im Matchplay waren Ben Rehn und Michael Mayer. Während der Augsburger im ersten Match gegen den Franzosen Alexis Barnetche nach hartem Kampf auf dem ersten Extraloch ausschied, zog Michael Mayer durch und feierte am Ende einen großen Sieg.

Gegen Théphille Archer (Frankreich) hatte der Spieler des GC Valley, der als kleines Kind mit Plastik-Golfschlägern seine ersten Schwünge machte, gar keine Probleme und ging mit 4&3 eine Runde weiter.

Gegen Vaclav Svub aus der Tschechischen Republik sah es lange gar nicht gut aus. Nach 14 Löchern führte der Tscheche mit 3auf, aber Mayer schaffte es tatsächlich, auf dem 18. Grün das Match mit einem Chip-In wieder auszugleichen. Spannend ging es weiter und erst auf dem sechsten Extraloch stand der Sieg des Müncheners, der in seinem Heimatclub bei Danny Wilde und Dominic John trainiert, fest.

So euphorisiert machte Michael Mayer gegen Alexis Barneteche gleich weiter und lag nach elf Löchern schon 4auf. Der Franzose konnte zwar noch einmal verkürzen, aber mit 2&1 war der verdiente Sieg für den Bayern in den Büchern und damit das Finale der Trophée Pierre Massie erreicht.

Auch dem finalen Match gegen Tom de Herrypon drückte Michi Mayer seinen Stempel auf. Nur einmal konnte der Franzose in Führung gehen, aber Mayer hielt sofort wieder dagegen und baute seine Führung nach und nach aus. Mit 3&2 war der Sieg letztlich recht souverän erkämpft und der Jubel groß.

Stimmen der Athleten

Michael Mayer vom GC Valley: „Es war eine sehr anspruchsvolle und lehrreiche Woche. Im Finale habe ich sehr gut losgelegt, dann die Löcher 4 bis 6 verloren und nach dem eingelochten Bunkerschlag an der 7 kein Loch mehr verloren. Mir wird das Match im Viertelfinale in Erinnerung bleiben, da ich Unmögliches aufgeholt habe und erst nach sieben Playoff-Löchern gewinnen konnte. Ich habe das Turnier genossen und mir auch selber beweisen können, dass ich auch bei schweren Bedingungen Unmögliches vollbringen kann.“

Tjelle Rieger war kurz nach seiner Finalniederlage schon wieder gefasst und zog ein sehr positives Fazit: „Das war ein sehr guter Start in die Saison. Ich habe viele wichtige Erfahrungen gesammelt, gerade unter Druck. Im Finale hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, die Situation im Griff zu haben. Ich habe mir stetig Chancen erarbeitet. Leider habe ich nicht genügend davon auch gemacht. Nachher ist das Momentum durch glückliche Schläge auf die Seite des Franzosen gewandert. Dem bin ich dann etwas hinterher gelaufen und habe es unglücklich auf der 18 verloren. Die Niederlage saß am Anfang tief und deshalb konnte ich nicht sofort realisieren, wie gut der Start in die Saison eigentlich wirklich war. Ich bin sehr dankbar für die geile Unterstützung durch das Team. Nico Kregler hat mich als Caddie zu keiner Sekunde hängen lassen. Im Viertelfinale sah es zwischendurch rabenschwarz aus, aber ich habe es durch gute Schläge und gutes mentales Spiel drehen können. Stolz bin ich auf das Aproachplay, denn das war durch die Woche hindurch eine Bank. Das hat mir geholfen, das Momentum auf meine Seite zu ziehen, weil ich immer wieder den Ball dichter an den Stock hauen konnte als meine Gegner. Darauf lässt sich aufbauen. Am wichtigsten ist mir die Erfahrung, gesehen zu haben, dass ich auch auf diesem international hohen Niveau um Titel mitspielen kann.“

Nico Kregler vom Hamburger GC: „Das war jetzt das dritte Turnier im Regen. Das Zählspiel war trotzdem gut. Ich war heiß auf die Matchplays. Ein gutes Gefühl war, zu spüren, dass ich auch unter Druck gute Schläge abrufen kann. Natürlich ist es schade, dass ich nicht weiter gekommen bin.“