Gesundheit

Falscher Schwung geht auf den Rücken


29. März 2024 , Redaktion Golf.de


Viele Spielerinnen und Spieler tendieren dazu, beim Finish ins Hohlkreuz zu gehen. Das kann Ursache für Rückenschmerzen sein. © Tristan Jones/LET
Viele Spielerinnen und Spieler tendieren dazu, beim Finish ins Hohlkreuz zu gehen. Das kann Ursache für Rückenschmerzen sein. © Tristan Jones/LET

Golf ist gesund. Dennoch kann es immer wieder zu Schmerzen während oder nach dem Spiel kommen. Ryder-Cup-Physiotherapeut Artur Frank erklärt mögliche Probleme und deren Beseitigung. Diesmal: der Rücken.

Das Problem

Nahezu jeder Mensch hat in seinem Leben irgendwann einmal Probleme mit dem Rücken. Wer mit einer Vorbelastung auf den Golfplatz geht, hat höchstwahrscheinlich während der Runde oder des Trainings Beschwerden. Bei den meisten Golfern sind Rückenschmerzen durch eine mangelhaft ausgeprägte Muskulatur (vor allem der Bauch- und Rückenmuskulatur), eine mangelnde Flexibilität der Brustwirbelsäule und in erster Linie durch einen fehlerhaften Golfschwung bedingt. Oft kommen diese Faktoren auch zusammen.

Die Ursache

Häufigste Ursache für Beschwerden an der Wirbelsäule ist eine Überlastung der schwach ausgeprägten Rückenmuskulatur. So können ungeschickte Bewegungen wie bei fetten Schlägen, Schläge aus dem Rough oder dem unsachgemäßen Tragen der Golftasche zu Blockierungen der Wirbelsäule führen. Außerdem spielt die Körperhaltung des Golfers eine wichtige Rolle. Viele Spieler tendieren dazu, beim Finish ins Hohlkreuz zu gehen. Dadurch kann eine Verletzung an der Lendenwirbelsäule begünstigt werden. „In der Summe bedeutet dies, dass ein professionelles Schläger-Fitting und ein individueller Golfunterricht unbedingt notwendig sind“, erklärt Physiotherapeut Artur Frank.

Die Symptome

Wenn die Rückenschmerzen länger andauern, eine Kraftlosigkeit vorliegt oder bereits Sensibilitätsdefizite spürbar sind, dann müssen die Betroffenen unbedingt einen Facharzt aufsuchen. Um die genaue Ursache der Rückenschmerzen diagnostizieren zu können, erfolgt nach gründlicher Anamnese eine klinische und neurologische körperliche Untersuchung des Patienten, die Tests zu Sensibilität und Motorik umfassen. Bildgebende Verfahren sind für einen exakten Befund wichtig und können Aufschluss über das genaue Problem geben - denn es gibt unterschiedliche Arten des Bandscheibenvorfalls. Dazu gehört eine Computertomografie oder eine Magnet-Resonanz-Tomografie.

Ryder-Cup-Physio Artur Frank erklärt Ursachen und Therapiemöglichkeiten bei Schmerzen im Rücken.
Ryder-Cup-Physio Artur Frank erklärt Ursachen und Therapiemöglichkeiten bei Schmerzen im Rücken. | ©


Die Therapie

Die Therapie der Rückenschmerzen hängt von der Diagnose der Ursache ab. Bei Rückenbeschwerden, die auf ein Muskelungleichgewicht beziehungsweise einen Bewegungsmangel zurückzuführen sind, können Ruhe und leichte Medikamente kurzfristig die Schmerzen lindern. Allerdings ist zeitnah ein Muskelaufbautraining wichtig. Hier kann ein genaues Trainingsprogramm nach vorheriger Fehleranalyse erstellt werden. Auch können die Schmerzen in der Regel mittels Akupunktur, Infiltrationen und Physiotherapie in der Regel konservativ behandelt werden. Nur bei Auftreten von Lähmungen ist ein operativer Eingriff notwendig.

Zusammenfassung

Da es sich bei Rückenschmerzen im Golfsport meist um funktionelle, muskuläre Probleme handelt, ist die Prognose gut: Durch entsprechenden Muskelaufbau und Umstellung des Golfschwunges können die Beschwerden behoben werden. „Dabei ist eine gute und intensive Zusammenarbeit zwischen Golf-Pro, betreuenden Physiotherapeuten und Arzt zwingende Voraussetzung“, mahnt der Physiotherapeut. Zudem sollte jeder Spieler generell eine Aufwärmphase mit entsprechendem Warm-Up durchführen. Dazu gehören spezielle Mobilisations- und Dehnungsübungen, die im Umkleideraum oder auf der Driving-Range ausgeführt werden können. „Es muss aber bedacht werden, dass der Effekt des Warm-Up nach einer Stunde nicht mehr nachgewiesen werden kann. Nach dem Aufwärm-Programm muss also sofort die golfspezifische Arbeit beginnen. Wir starten mit den Wedges und beenden das mit den Hölzern. Den Abschluss kann das Putten bilden“, so Frank.

So beugen Sie Rückenschmerzen vor

Die beste Prophylaxe ist ein biomechanisch optimierter Golfschwung. Das bedeutet:

  • richtige Schaftlänge (physiologische Stellung der Wirbelsäule und des Beckens)
  • richtiger Schaft-Typ (Stärke)
  • richtige Griffbreite
  • richtige Schwungtechnik (Grundschwung- oder Pendeltechnik)

Zur Person

Der Körper und der Golfsport – dafür ist er Experte: Physiotherapeut Artur Frank aus dem niederbayerischen Plattling weiß um die körperlichen Beeinträchtigungen, die beim Golf auftreten können. Er gehört seit 15 Jahren zum medizinischen Betreuerteam der DP World Tour und war Teil des Medical Staff beim Ryder Cup 2023. Golf-Größen wie Tommy Fleetwood, Henrik Stenson, Bernhard Langer, Ryder-Cup-Captain Luke Donald, Max Homa und Justin Thomas ließen sich schon von Artur Frank behandeln. In seine Praxis AF Medical im IsarPark Plattling kommen nicht nur Spitzensportler aus der Golfszene, sondern auch Athleten und Amateure aus anderen Sportarten sowie Patienten mit chronischen Beschwerden oder nach Operationen. Seine Tour-Erfahrungen zeigen, dass es nicht mehr nur die Wirbelsäule ist, die häufig schmerzt. „Die Schwünge sind viel dynamischer als früher, dadurch werden alle Gelenke stark beansprucht“, erklärt Artur Frank.