Singapur

Kleines Land, ganz viel Golf


21. März 2024 , Daniel Dillenburg


In Singapurs renommiertestem Golfclub, dem Sentosa Golf Club, bilden Hafen und Skyline eine besondere Kulisse.
In Singapurs renommiertestem Golfclub, dem Sentosa Golf Club, bilden Hafen und Skyline eine besondere Kulisse. | © Ross Kinnaird/Getty Images

Wer an Singapur denkt, hat meist hohe Wolkenkratzer und überfüllte Straßen im Kopf. Doch der kleine südostasiatische Stadtstaat bietet auch Golftouristen jede Menge zu entdecken. Wir haben die besten Plätze unter die Lupe genommen.

Zugegeben – Singapur und Golf bringt man auf den ersten Blick nicht umgehend in Verbindung. Der asiatische Stadtstaat mit 5,5 Millionen Einwohnern taucht nur äußerst selten auf der internationalen Golferlandkarte auf. Singapurs Golfheld Mardan Mamat gehörte zu den wenigen Ausnahmen, als er 2006 das Event der European Tour in seiner Heimat gewinnen konnte. Anfang des Jahres tat es ihm Teenagerin Shannon Tan gleich. Mit ihrem Sieg bei der Magical Kenya Ladies Open schrieb sie weitere Golfgeschichte für ihr Heimatland Singapur.

Und irgendwie passt Golf dann doch in das flächenmäßig mit Hamburg vergleichbare Land. Immerhin gilt Singapur neben New York City als die teuerste Stadt weltweit. Etwa 250.000 Millionäre zählt das Land und bekanntermaßen gehen Gutbetuchte gerne dem Hobby Golf nach. Das Problem dabei nur: Singapur ist klein und Golfplätze nehmen viel Platz ein. Mit rund 15 Plätzen ist man im internationalen Vergleich ganz vorne dabei, wenn es um die Golfplatzdichte geht. Dass Singapur aber nicht den Anspruch hegt, eine Golf-Destination zu werden, zeigt die Ausrichtung vieler dieser Clubs. Als internationaler Gast ist eine Runde, wenn überhaupt nur unter der Woche, oft sogar nur mit einem Mitglied, möglich.

In der Woche, in der die DP World Tour im Zuge der Singapore Classic im Laguna National gastiert, blicken wir auf die besten Plätze des kleinen Stadtstaates, der dann doch recht viel Golfabwechslung bietet.

Sentosa (Serapong & New Tanjong)

Der bekannteste und zugleich beliebteste Golfplatz Singapurs liegt direkt am Wasser auf der Vergnügungsinsel Sentosa. Die 36-Löcher-Anlage verfügt über die beiden besten Plätze des Landes und ist daher seit 2005 auch traditioneller Austragungsort der heimischen Open, die unter anderem schon von europäischen Golfgrößen wie Ian Poulter oder Sergio Garcia gewonnen wurde. Auch die LIV Golf League ist seit 2023 hier zu Gast. Gespielt wird dann auf der unumstrittenen Nummer eins, dem Serapong Course. Laut Golf Digest zählt das 1982 eröffnete Ron-Fream-Design zu den Top 60 Plätzen weltweit. Hierbei erwarten einen schnelle Grüns, zwei riesige Seen und eine spektakuläre Aussicht über Hafen und Skyline von Singapur.


Der New Tanjong ist weniger spektakulär, aber mindestens genauso pittoresk. Die 18 ursprünglich von Frank Pennink designten Löcher sind knapp zehn Jahre älter als die des Nachbars und führen einen durch von Seen und Baumgruppen geprägte Landschaften. Den Zusatz „New“ erhielt Tanjong nach einer umfassenden Renovierung 2016. Dabei handelte es sich eigentlich um eine Neugestaltung mit einer sehr kreativen neuen Anordnung, die es ermöglicht, den Platz zu verlängern, Sicherheitsfragen zu lösen und Überschwemmungsprobleme zu beheben, die mit dem alten Design nicht gelöst werden konnten. Die LPGA Tour war hier erst kürzlich für die HSBC Women’s World Championship zu Gast.

Die Qualität hat aber auch seinen Preis. Wer einen der beiden besten Plätze Singapurs spielen möchte, muss als Besucher mindestens 300 Euro hinlegen – Rückerstattung bei Platzregen oder Gewitter ausgeschlossen.

Designer: Frank Pennink (New Tanjong), Ron Fream (Serapong)

Greenfee: ab 300 Euro

Tanah Merah (Tampines & Garden)

Auch der Tanah Merah Country Club kommt mit zwei 18-Löcher-Plätzen daher. Westlich des Stadtzentrums von Singapur entstand hier in den frühen 1980er Jahren zunächst der Garden Course und ein paar Jahre später der Tampines Course. Der Aufwand war erst recht für damalige Verhältnisse beträchtlich. Allein Tampines soll ein Baubudget in Höhe von 20 Millionen US-Dollar verschlungen haben. Hierbei waren allen voran die Gestaltung der Seen und sanften Hügel kostenintensiv. Ein Upgrade erhielt Tampines in den späten Neunzigern von Chris Pitman, der dem Design einen leicht linksartigen Einschlag verlieh. Topfbunker sind auf diesem Platz daher keine Seltenheit. Das Highlight ist die 16, ein Par 3 mit Inselgrün und Wasserfall im Hintergrund.


Der Garden Course liegt direkt neben dem stark frequentierten Changi Flughafen. Palmen und Blumen geben einem dennoch das Gefühl, man halte sich in einem großen tropischen Garten auf. Künstliche Wasserhindernisse runden das Design optisch ab. Nochmal Hand angelegt werden musste 2015, als die Regierung zehn Hektar Land für die Erweiterung des Flughafens beschlagnahmte. Hierfür wurde dann unter anderem auch Top-Designer Robert Trent Jones Jr. beauftragt, das Gelände neuzugestalten.

Wer als Besucher in den Genuss dieser beiden Top-Plätze kommen möchte, muss unter der Woche eine Tee Time buchen. Am Wochenende ist das Spielen den Mitgliedern vorbehalten.

Designer: Peter Thomson, Michael Wolveridge, Ron Fream (Garden), Max Wexler (Tampines)

Greenfee: ab 190 Euro

Singapore Island (Bukit & Island)

Dieser Club ist das Ergebnis eines Zusammenschlusses zwischen dem Royal Singapore Golf Club und dem Island Club. Entsprechend findet man hier auch zwei Clubhäuser vor. Vor allem der 1932 gegründete Island Club blickt auf eine faszinierende Geschichte zurück: Er war der erste multiethnische Club des Landes und nahm Mitglieder auf, die auch an anderen Sportarten interessiert waren. Das progressive Clubleben, das sich ab den Sechzigern auch einer ausgeprägten Bowling-Kultur erfreute, ruhte während des Zweiten Weltkriegs, da zu dieser Zeit beide Plätze des Clubs für den Gemüseanbau genutzt wurden.

Die Ursprungsgeschichte des Singapore Island Country Clubs geht sogar noch deutlich weiter zurück: 1891 wurde The Golf Club gegründet. Damals wurde noch auf einem Neun-Löcher-Platz auf der örtlichen Pferderennbahn gegolft. Inzwischen hat man sich den modernen Standards angepasst, seine offene Kultur jedoch etwas verloren. Die Plätze Bukit, Island und New sind nur mit einem Mitglied spielbar. Der Bukit Course gilt als der beste der insgesamt vier Plätze und war unter anderem 1969 Austragungsort des World Cups, der damals von den US-Amerikanern Orville Moody und Lee Trevino gewonnen wurde. Der wunderschöne Parkland-Kurs liegt direkt an Singapurs ältestem Stausee im MacRitchie Reservoir.

Designer: Frank Pennink (Bukit), Peter Robinson (Island)

Greenfee: ab 160 Euro

Laguna National (Masters & Classic)

Ein Dye-Design, das allein aufgrund des berühmten Namens schon Aufmerksamkeit erregt. Und, obwohl Design-Legende Pete nicht persönlich Hand anlegte, wird der Masters Course des Laguna National seinem Ruf gerecht. Mit seiner etwas amerikanisierten Anlage und Aufmachung kann Laguna National fast mit Singapurs Speerspitze, Sentosa, mithalten. Zu einem großen futuristischen Hotel gesellt sich eine Akademie des berühmten David Leadbetter, die den Standort entsprechend aufwertet. Die Topographie des Masters Course zeichnet sich durch die vier Seen auf dem Platz aus. Nur auf sechs Löchern kommen sie nicht ins Spiel.


1993, zwei Jahre nach dem Masters Course, entstand der Classic Course. Das Andy Dye-Design genießt den Ruf, einer der schwierigsten Golftests Asiens zu sein. Daher ist der hügelige Platzs auch als „The Beast“ bekannt. Nicht umsonst gastiert die DP World Tour in dieser Woche mit der Singapore Classic auf dem jüngeren der beiden Plätze. 2017 erhielt der Classic ein vollständiges Re-Design, das zwei neue Löcher sowie die Neuanordnung vieler Spielbahnen umfasste. Etwas störend: Beide Plätze liegen recht nah an viel befahrenen Straßen sowie dem Flughafen. Ganz günstig ist das Greenfee außerdem auch nicht.

Designer: Dye Design (Masters), Andy Dye (Classic)

Greenfee: ab 220 Euro

Seletar

Die Geschichte dieses Golfplatzes geht bis in die 1930er Jahre zurück, als das Personal des Royal Air Force-Stützpunktes einen 9-Löcher-Platz neben dem Flugplatz errichtete. Etwas 40 Jahre später wurde der Platz vom National Sports Promotion Board übernommen, das ihn auf ein größeres Grundstück verlegte. Inzwischen verfügt der Seletar Country Club über einen 18-Löcher-Platz direkt neben dem Lower Seletar Reservoir und hat nichts mehr mit dem ursprünglichen Design zu tun. 2020 wurde innerhalb 18 Monate ein komplett neuer Kurs errichtet, der leider nur für Gäste von Mitgliedern zu spielen ist.


Wer aber den originalen Neun-Löcher-Kurs mit Ursprüngen aus den Dreißigern spielen möchte, kann dies weiterhin tun. Der Seletar Base Golf Course ist öffentlich und vor allem für eine schnelle Feierabendrunde geeignet.

Designer: Chris Pitman

Greenfee: ab 140 Euro

Marina Bay Golf Course

Der im November 2006 eröffnete Marina Bay Golf Course ist der erste und einzige 18-Löcher-Golfplatz Singapurs, der für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Zudem ist er der erste, der das längste und einzige Par-6-Loch auf der Insel bietet. Strategisch günstig im Herzen der Stadt gelegen bietet Marina Bay Golfern eine gute Erreichbarkeit und einen malerischen Blick auf die Skyline der Stadt, egal ob bei Tag oder bei Nacht – hier kann nämlich auch bei Dunkelheit gespielt werden.


Das Design des Par-72-Meisterschaftsplatzes versucht, mit seinen wenigen Wasserhindernissen und vor allem seinen 85 Topfbunkern an die Geschichte des Golfsports anzuknüpfen. Qualitativ kann der öffentliche Platz nicht mit den anderen bereits vorgestellten Plätzen mithalten, aber hier gestaltet sich die Buchung eine Startzeit etwas unkomplizierter. Außerdem kann hier auf einer vierstöckigen Driving Range trainiert werden.

Designer: Phil Jacobs

Greenfee: ab 90 Euro