Regelfest
McIlroy in achtminütiger Drop-Diskussion verwickelt
16. März 2024 , Daniel Dillenburg
Ein Schlag ins Wasser und die Frage, wo beziehungsweise, ob der Ball die rote Linie überquert hat: Rory McIlroy geriet in Runde eins der Players Championship in eine lange Diskussion mit seinen Mitspielern.
Rory McIlroy und ein Drop-Drama? So lange ist es nicht her, da bekam der Superstar aus Nordirland zwei Strafschläge, weil er seinen Ball falsch gedroppt hatte (Regelfest berichtete >>>). Bei der Players Championship stand der 34-Jährige erneut im Mittelpunkt eines Regelfalls. Und dieses Mal wurde ordentlich diskutiert. Ein verzogener Drive McIlroys auf Loch sieben des Stadium Course im TPC Sawgrass mündete in einer mehr als achtminütigen Diskussion zwischen den Spielpartnern und einem Regeloffiziellen.
McIlroy und seine Spielpartner Viktor Hovland und Jordan Spieth rätselten beim Schlag ins Wasser, ob der Ball an der Stelle des Eintauchens die rote Linie überquerte oder nicht. Dass McIlroys Ball landete und anschließend ins Wasser rollte war allen Beteiligten klar. Es stellte sich nur die Frage, ob der Ball unter- oder oberhalb der roten Linie aufkam. Sicher war sich niemand der Beteiligten. Und daher wurde minutenlang diskutiert. Weil die TV-Kameras keine Klarheit schafften, mussten es die Spieler und der anwesende Regeloffizielle selbst entscheiden.
Spieth warf ein: „Alle, die ihn [den Ball, Anm. d. Red.] gesehen haben, sagen, sie seien sich 100 Prozent sicher, dass er unter der Linie gelandet ist.“ McIlroys Caddie, Harry Diamond entgegnete: „Wer sind alle, Jordan?“ Auch McIlroy fragte den US-Amerikaner, von wem er das gehört habe. Spieth gebe nur weiter, was Mitarbeiter der TV-Crew auf der anderen Seite des Fairways mit ihren eigenen Augen gesehen hätten. Schon zuvor hatte Hovland Zweifel daran geäußert, ob McIlroys Ball die rote Linie überquerte. McIlroy wiederum sei sich ziemlich sicher, dass er seinen Ball oberhalb der roten Linie aufkommen sah.
Niemand konnte Licht ins Dunkel bringen. Letztlich mussten die Spieler einen Konsens finden. McIlroy schilderte dem Regeloffiziellen seine Sicht und plädierte darauf, dass er seinen Ball an dem Punkt zurück ins Spiel bringen darf, an dem er im Wasser landete. Dies dürfte er eben nur, wenn die rote Linie an dieser Stelle überquert wurde. Wäre sein Ball innerhalb des Hindernisses aufgekommen, hätte McIlroy seinen Ball deutlich weiter hinten droppen müssen. Nach langen Diskussionen hatten sich alle Beteiligten auf eine Stelle geeinigt, die McIlroy als „sicher“ und „konservativ“ beschrieb.
McIlroy, der auf dem Loch ein Doppel-Bogey notierte, trat nach seiner Runde vor die Mikros und teilte seine Einschätzung zum Regelfall auf der Sieben: „Ich glaube, Jordan hat nur versucht, sich zu vergewissern, dass ich das Richtige tue. Ich war mir ziemlich sicher, dass mein Ball die Stelle überquert hatte, an der ich ihn droppte. Es ist so schwer, oder? Denn es gab keinen TV-Beweis. Ich war unnachgiebig. Aber ich glaube, er wollte sich nur vergewissern, dass ich das Richtige tun würde.“ Eine hundertprozentige Klarheit ist jedenfalls nicht gegeben. In dem Fall muss der Entscheidung der Spieler vertraut werden.
Das sagt DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:
Das ist einer der Fälle, in denen die Ermittlung des Sachverhalts genauso wichtig ist, wie die Regelkenntnis: Wenn der Ball viel weiter hinten in der Luft die Grenze der Penalty Area überquert hatte, ist dort der Bezugspunkt und nicht dort, wo er dann liegen blieb.
Jeder Referee wird es schon erlebt haben, dass man einen Caddie an die Stelle gestellt hat, an der der Ball angeblich ins Wasser ging und dann mit dem Spieler vom Abschlag aus kontrolliert hat, ob diese Stelle überhaupt sichtbar ist. Gleiches wird dann mit den weiteren Zeugen und den von diesen beschriebenen Stellen gemacht. Es werden automatisch einzelnen Bereiche entfallen. Bleibt nur ein sichtbarer Ort, ist dies die Stelle. Bei mehr als einer Stelle wird der Zeuge Vorrang erhalten, der näher an der fraglichen Stelle gestanden hat. Es handelt sich dabei um die Ermittlung und Abwägung eines Sachverhalts, und nicht um einen Kompromiss. Eine Schätzung durch den Spieler ist nur zugelassen, wenn niemand den Ball zuverlässig gesehen hat.