Jeremy Paul

„Hoffentlich spielen wir 2025 zusammen auf der PGA Tour“


5. Februar 2024 , Daniel Dillenburg


Freude pur: Jeremy Paul nach seinem Sieg bei der Bahamas Great Exuma Classic Mitte Januar.
Freude pur: Jeremy Paul nach seinem Sieg bei der Bahamas Great Exuma Classic Mitte Januar. | © Mike Mulholland/Getty Images

Jeremy Paul hat seinen Durchbruch auf der Korn Ferry Tour geschafft. Im Interview mit Golf.de spricht der National-Team-Germany-Spieler über seinen Sieg, den Traum von der PGA Tour und sein Vorbild Bear Grylls.

Jeremy Paul hat einen Traum: Irgendwann gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Yannik auf der PGA Tour spielen. Diesem Traum kam der National-Team-Germany-Spieler beim Saisonauftakt der Korn Ferry Tour auf den Bahamas ein großes Stück näher. Denn der 29-Jährige konnte mit der Bahamas Great Exuma Classic sein erstes Event auf der Korn Ferry Tour gewinnen. Es war Pauls zweiter Profi-Erfolg nach seinem Sieg bei der Red Sea Ain Sokhna Classic 2018 auf der Pro Golf Tour. Der gebürtige Frankfurter lebt inzwischen in Scottsdale, Arizona, und ist seit einigen Monaten mit seiner Frau Morgan verheiratet.

Im Interview mit Golf.de spricht Paul unter anderem darüber, ob das private Glück mit dem beruflichen Erfolg zusammenhängt, wie er seinen ersten Titelgewinn gefeiert hat und wann sein großer Traum von der PGA Tour in Erfüllung gehen könnte.

Mitte Januar haben Sie ihr erstes Turnier auf der Korn Ferry Tour gewonnen. Surfen Sie noch auf der Siegeswelle oder ist inzwischen wieder der Alltag eingekehrt?

Mittlerweile ist eigentlich wieder der Alltag eingekehrt, denn die Turniere gehen ja weiter. Natürlich versuche ich, das Gefühl und das Selbstbewusstsein in die nächsten Wochen mitzunehmen – es zu genießen. Siege kommen nicht so oft vor. Im Golf nimmt man häufig die guten Sachen einfach so hin und sagt ‚Ja gut, dafür hat man sich vorbereitet‘. Den schlechten Sachen gibt man wiederum zu viel Bedeutung. Daher versuche ich, so viel und so lang wie möglich vom Sieg zu zehren.

Über den Anruf oder die Nachricht welcher Person haben Sie sich am meisten gefreut?

Am schönsten war es, danach mit meiner Familie zu telefonieren. Einfach, weil ich weiß, dass sie sehr mitfiebert und mich und meinen Bruder seit der Kindheit unterstützt. Daher bedeutete mir das am meisten.

Ein Sieg gehört entsprechend gefeiert - bunt und laut.
Ein Sieg gehört entsprechend gefeiert - bunt und laut. | © Mike Mulholland/Getty Images


Schlafen Sie seit ihrem Sieg wieder ruhiger? In der Nacht vor der Finalrunde kamen vermutlich weniger Stunden Schlaf zusammen.

Vor der Finalrunde habe ich natürlich nicht so gut geschlafen. Aber das ist auch normal und darauf habe ich mich mit meinem Mentalcoach auch vorbereitet. Man muss viele Sachen einfach akzeptieren und wenn man davon ausgeht, dass man nervös ist, kann man damit auch besser umgehen, als wenn man versucht, es zu unterdrücken. Sobald ich dann aber auf dem Golfplatz war, legte sich die Nervosität etwas.

Waren Sie jemals so aufgeregt vor einer Golfrunde wie vor der Finalrunde bei der Bahamas Great Exuma Classic?

Weiß ich gar nicht. Auf dem Golfplatz habe ich mich sehr wohl gefühlt. Ich wusste, dass ich in einer guten Position bin, auf den Back Nine um den Sieg mitzuspielen. Daher war ich zwar vor der Runde auf dem Zimmer nervös, aber es hielt sich in Grenzen. Und die Aufregung ging auch in die positive Richtung. Immerhin ist der Titelkampf das, worauf man sich immer vorbereitet.

Wie sah die Feier nach dem Premierensieg aus?

Ich bin noch mit ein paar Freunden in ein schönes Restaurant im Resort eingeladen worden. Das war sehr schön. Nach dem zweiten Turnier auf den Bahamas bin ich dann nach Hause, war mit meiner Frau nochmal schön essen und wir haben den Sieg angemessen gefeiert.

Seit Oktober sind Sie mit ihrer Frau Morgan verheiratet. Zufall, dass nur wenige Monate später der Titel folgte, oder besteht ein Zusammenhang?

Ich kann mir gut vorstellen, dass es damit auch etwas zu tun hat. Im Golf spielt das Mentale eine große Rolle und wenn man zuhause glücklich ist und alles rund läuft, dann hilft das sicherlich. Vor allem wenn man frisch verheiratet ist, ist das eine tolle Zeit. Daher würde ich schon sagen, dass die Hochzeit einen positiven Effekt hatte. Es hat mich umso mehr gefreut, dass es jetzt mit dem Sieg geklappt hat, weil wir schon sehr lange zusammen sind und sie mich immer unterstützt. Dass es so kurz nach der Hochzeit war, machte es umso schöner.


Sie tauschen sich regelmäßig mit ihrem Zwillingsbruder Yannik aus. Wie lang haben Sie nach ihrem Sieg telefoniert und was hat er Ihnen gesagt?

Wir hatten kurz nach dem Sieg gesprochen. Ich glaube, er war zu dem Zeitpunkt zwölf Stunden voraus und hatte eine frühe Startzeit. Daher hat er mich angerufen, als er auf dem Weg zum Golfplatz war und er hat sich sehr gefreut. Auch vor der Finalrunde hat er mir bereits eine Nachricht geschrieben. Wir tauschen uns fast täglich aus, geben uns gegenseitig Ratschläge und positives Feedback. Einen Zwillingsbruder zu haben, mit dem man sich so gut versteht und der durch dieselben Lebensabschnitte geht, ist eine große Hilfe. Dafür bin ich sehr dankbar.

Ein Blick in die Glaskugel. Wann sehen wir Sie beide gemeinsam auf der PGA Tour spielen?

Hoffentlich nächstes Jahr. Ich habe noch einiges zu tun, um das abzusichern, aber natürlich einen guten Start hingelegt. Aufgrund der Partnerschaft zwischen der PGA und er DP World Tour hat mein Bruder auch sehr gute Möglichkeiten, sich eine Karte fürs nächste Jahr zu holen. Ich gehe davon aus, dass er sich die Karte dieses Jahr sichert, und dann spielen wir hoffentlich 2025 zusammen auf der PGA Tour. Das wäre natürlich ein Traum von uns.

Eines Ihrer Vorbilder ist Bear Grylls. Was fasziniert Sie an dem britischen Dokumentarfilmer?

(lacht) Ich habe früher seine Dokumentarfilme geschaut und ich finde es immer beeindruckend, mit welch einer positiven Lebenseinstellung in die Situationen geht. Im Prinzip sah er in jeder Überlebenslage die positiven Sachen und hatte immer ein gutes Mindset. Das hat mich, blickt man auf den mentalen Aspekt, begeistert.

Ihr WhatsApp-Status zeigt das Darts-Emoji. Sind Sie Darts-Fan und greifen Sie auch gerne mal zu den Pfeilen?

Ich weiß gar nicht, warum ich das da drin habe (lacht). Ich spiele vielleicht zweimal im Jahr Darts. Und die Darts-WM im Ally Pally schaue ich mir ab und zu an. Aber sonst bin ich kein großer Darts-Fan und das Emoji ist seit 2014 eingestellt.

Auf den ersten Blick kaum zu unterscheiden: Die German Twins Jeremy (l.) und Yannik Paul.
Auf den ersten Blick kaum zu unterscheiden: Die German Twins Jeremy (l.) und Yannik Paul. | © Privat


Sie haben bislang einmal an der BMW International Open in Deutschland teilgenommen. Dürfen sich die deutschen Golffans Hoffnungen machen, Sie vielleicht bald mal wieder live spielen zu sehen?

Ich habe es in diesem Jahr in meinen Kalender eingetragen. Da sich das Datum verändert hat, besteht eine sehr gute Möglichkeit, dass ich dieses Mal bei der BMW International Open dabei sein werde. Darauf freue ich mich natürlich. München ist eine tolle Stadt und das Turnier ist mega. Hoffentlich klappt es dieses Jahr.

Eine Sache, die Sie bei ihrem Triumph auf den Bahamas über sich gelernt haben…

Es war sehr toll, es sich selbst zu beweisen, dass man auf diesem Level gewinnen kann. Dass sich die harte Arbeit auszahlt und man einfach geduldig bleiben muss. Am meisten hat mich beeindruckt, wie gut ich in der Finalrunde trotz der Führung und des Drucks gespielt habe. Ich war auch stolz darauf, dass sich die harte Arbeit im mentalen Bereich ausgezahlt hat.

Vielen Dank für das Gespräch.