Reise

Kalifornische Kontraste: 3.600 Kilometer durch den „Golden State“


16. November 2023 , Felix Grewe


Weltberühmt: Pebble Beach Golf Links ist eine der Attraktionen an der Pazifikküste.
Weltberühmt: Pebble Beach Golf Links ist eine der Attraktionen an der Pazifikküste. | © golfsupport.nl/USGA/John Mummert

Ein Roadtrip an der Westküste der USA. Zwei Wochen unterwegs in Kalifornien – auf und neben den schönsten Golfplätzen. Wo Sie im „Golden State“ unbedingt abschlagen sollten und welche zehn Highlights ganz ohne Golf Sie nicht verpassen dürfen.

Eine Erkenntnis gewinnt man auf einer Reise durch Kalifornien schnell: Der Bundesstaat an der Westküste der USA, für viele ein ewiger Sehnsuchtsort, bietet Highlights für ein ganzes Leben – mindestens. Das liegt auch an den mehr als 670 Golfplätzen, die sich quer durch den „Golden State“ schlängeln. Aber eben längst nicht nur. Da sind überwältigende Nationalparks, die einem die Dimensionen des Lebens und die Verwundbarkeit der Natur in Erinnerung rufen. Dramatische Küstenabschnitte, faszinierend und furchteinflößend zugleich. Pulsierende Metropolen, aber auch urige Kleinstädte, in denen man hinter jeder Ecke einen Cowboy erwartet. Man könnte Monate in Kalifornien verbringen. Fürs Erste jedoch müssen zwei Wochen genügen. Ein Roadtrip im Frühherbst, zur besten Reisezeit. 

Start in San Francisco

Er beginnt in San Francisco, der wohl europäischsten Großstadt der USA, wo es im Vergleich zu anderen US-Metropolen wie Los Angeles oder New York deutlich entspannter zugeht. Drei Tage Zeit für die ersten Wanderungen entlang des Pazifiks, im dichten Nebel, der die Golden Gate Bridge, die vielleicht berühmteste Brücke der Welt, an manchen Tagen vollkommen verhüllt und eine mystische Atmosphäre schafft. Für stundenlange Erkundungstouren zwischen Downtown, Union Square, Haight Ashbury und Fisherman’s Wharf. Für Fahrten in den historischen Cable Cars, den uralten Straßenbahnen, die sich immer wieder steile Anstiege hinaufkämpfen müssen. Aber auch für beklemmende Einblicke in gesellschaftliche Abgründe, in denen sich Armut und Reichtum direkt begegnen, etwa dann, wenn man Croissant und Espresso für zehn Dollar vertilgt, während draußen vor dem Café Menschen ohne festes Zuhause für ihr Überleben betteln, viele von ihnen offensichtlich im Rausch gefährlicher Substanzen, die niemand genau kennen möchte. 

 

Bekanntes Wahrzeichen: die Golden Gate Bridge in San Francisco.
Bekanntes Wahrzeichen: die Golden Gate Bridge in San Francisco. | © Grewe


Erste Etappe bis nach Monterey

Drei Tage San Francisco bieten jenen Privilegierten, die es sich leisten können, aber auch genügend Möglichkeiten für eine oder mehrere Runden Golf. Aufregende Plätze gibt es in der Stadt jede Menge. Zum Beispiel den Lincoln Park Golf Course, der als einer der landschaftlich reizvollsten Großstadtplätze der Welt gilt und zwischen Lands End und Presidio im Nordwesten etwas abseits des Trubels liegt. Mit einem anmutigen Blick auf die Golden Gate Bridge (wenn sich der Nebel doch mal verzieht...) und dem Sound des tosenden Ozeans in den Ohren, spielt man hier auf gerade einmal rund 5.000 Metern Länge. Mag einfach klingen, birgt aber große Herausforderungen: hügeliges Gelände, starke und wechselnde Winde, kleine und wellige Grüns und vor allem schmale, von Zypressen gesäumte Fairways, die fast schon eine chirurgische Präzision mit Eisen und Hölzern erfordern. 18 Löcher auf diesem Platz kosten 59 Dollar und damit etwa so viel wie ein üppiges Frühstück mit Eggs Benedict, Müsli und Obst zu zweit in der Stadt. Beides lohnt sich. 

Über den Highway 1 in Richtung Süden

Mit dem Auto geht es von San Francisco auf dem berühmten Highway 1 in südlicher Richtung bis nach Monterey. Entlang der rauen Küste, vorbei an zerklüfteten Klippen und malerischen Buchten, fährt man rund 180 Kilometer, gleitet sanft dahin und wünscht sich, die zauberhafte Strecke möge niemals enden. Tut sie aber, und das ist dann doch gut so. Das beschauliche, fast gemütliche Monterey bildet einen angenehmen Kontrast zur Großstadt und ist schon deshalb ein Muss auf einer Kalifornien-Tour, weil man von hier aus einige der spektakulärsten Highlights des Bundesstaates erkunden kann. Den Big Sur etwa, den imposantesten Küstenabschnitt am Highway 1, der sich kurvenreich durch schroffe Bergformationen am türkisfarbenen Meer entlangschlängelt, über die berühmte Bixby Bridge führt, auf der Touristen Schlange stehen für das perfekte Instagram-Selfie, bis zum Pfeiffer State Nationalpark. Der Pfeiffer Beach, ganz in der Nähe, gilt als einer der sehenswertesten Strände der Gegend. Unterwegs stoppt man staunend an jeder zweiten Haltebucht, fährt kaum länger als zwei Minuten am Stück, weil das Panorama mit jedem Meter schöner wird. So schön, dass das Attribut schön es gar nicht schön genug beschreibt.

 

Hotspot am Pazifik: Der Big Sur mit der berühmten Bixby Bridge.
Hotspot am Pazifik: Der Big Sur mit der berühmten Bixby Bridge. | © Grewe


Paradies Pebble Beach

Aber auch Pebble Beach ist bloß eine gute Drive-Länge (na gut, vielleicht auch zwei oder drei...) von Monterey entfernt. Ein Zwischenstopp ist Pflicht – zumindest um einmal über jenes Clubgelände zu schleichen, auf dem sie alle schon unterwegs waren: Legenden des Golfsports, Präsidenten, Hollywoodstars. Wer sich den Traum von einer Runde auf dem Links Course, dem Nummer-eins-Platz unter den öffentlichen Plätzen der Vereinigten Staaten, erfüllen möchte, darf nicht knauserig sein. 18 Löcher kosten 625 Dollar. Für gut 100 Dollar mehr gibt’s alternativ das neueste iPhone – und für 200 Dollar weniger schlagen Sie auf dem benachbarten und kaum minder attraktiven Kurs von Spyglass Hill ab. Der Del Monte Golf Course, ebenfalls direkt ums Eck und mit ca. 125 Dollar Greenfee im direkten Vergleich der Billigplatz im Nobelviertel, ergänzt die Vielfalt der aufregendsten Spielmöglichkeiten in dieser paradiesischen Gegend. 

 

Nummer-eins-Platz in den USA: Pebble Beach Golf Links.
Nummer-eins-Platz in den USA: Pebble Beach Golf Links. | © USGA/John Mummert


Von Monterey nach Santa Barbara

Von Monterey bis nach Santa Barbara, dem nächsten Etappenziel, dauert die Fahrt knapp vier Stunden. Diesmal über den Highway 101, weil die legendäre Küstenstraße südlich von San Simeon gesperrt ist. Es geht also durch das Landesinnere, durch Dörfer und karge Kleinstädte. Santa Barbara (ca. 88.000 Einwohner) liegt vor der Gebirgskulisse der Santa Ynes Mountains und steckt ähnlich wie San Francisco voller Kontraste. Auf der einen Seite eine der teuersten Wohngegenden der USA, mediterrane Bauten mit edlem weißem Stuck, hochhaushole Palmen, breite Sandstrände, noble Boutiquen und teure Restaurants in der ewiglangen State Street, der größten Hauptstraße der Stadt. Aber auch hier viele obdachlose Menschen, die zuweilen wie angeschwemmt an den Stränden liegen und die Folgen der immer weiter auseinanderdriftenden amerikanischen Gesellschaft unübersehbar machen. 

Die besten Golftipps in Santa Barbara sind schnell erzählt: Der Sandpiper Golf Club, wo regelmäßig die großen Touren gastieren, bietet eine Kombination aus Herausforderung und Schönheit (Greenfee ca. 160 Dollar). Der Glen Annie Golf Club in Goleta, wenige Minuten mit dem Auto von Santa Barbara, überrascht mit vergleichsweise günstigen Preisen (ab 97 Dollar), obwohl der Championship-Platz vor Pazifik-Panorama süchtig machen kann. 

 

Gut und (vergleichsweise) günstig: der Glen Annie Golf Club bei Santa Barbara.
Gut und (vergleichsweise) günstig: der Glen Annie Golf Club bei Santa Barbara. | © Glen Annie Golf Club

 

Von der Küste in die Nationalparks

Entgegen der gängigen Kalifornien-Rundreisen geht es von Santa Barbara nur für einen Tagestrip weiter südlich über Malibu bis nach Los Angeles (1,5 Stunden Fahrt, wenn kein Stau ist), nicht aber für einen mehrtägigen Aufenthalt. Dort würden zwar viele spielenswerte Golfplätze warten, aber eben auch Scharen von Touristen und ein nervtötendes Großstadtgewimmel. Stattdessen ist die Ruhe des Sequoia National Forests in der südlichen Sierra Nevada das nächste Ziel. Die Strecke führt weg vom Meer und ins bergige Landesinnere, durch die Universitätsstadt Bakersfield (nicht weit entfernt liegt der Kern River Golf Course, durchaus empfehlenswert!), vorbei am malerischen Lake Isabella bis nach Kernville. In dem Örtchen mit nicht einmal 800 Einwohnern kehrt man wie selbstverständlich tagsüber in urige Saloons ein und bummelt in den zwei, drei kurzen Straßen durch Shops, in denen es zur Abwechslung mal nicht nur Einheitsware für kauflustige und anspruchslose Touristen gibt. Wer die totale Stille sucht, fährt noch einmal eine halbe Stunde weiter und landet mitten in der Pampa, wo das Navigationssystem längst nicht mehr verlässlich funktioniert, dafür einige der beeindruckendsten Wanderrouten und 2.000 Jahre alte Mammutbäume warten. Golf wird so automatisch zur Nebensache. 

 

Wild-West-Flair: Kernville im Sequoia National Forest.
Wild-West-Flair: Kernville im Sequoia National Forest. | © Grewe


Finale in Yosemite

Das ist zwei Tage später im Yosemite Nationalpark ähnlich, obwohl es den einen oder anderen netten Platz in der Umgebung gibt – etwa den Wowona Golf Course, ein Neun-Löcher-Platz in der unberührten Natur des Nationalparks, der durch unterschiedliche Abschlagspositionen auch zu 18-Löchern (39 Dollar Greenfee) umfunktioniert werden kann. Er zählt zu den wenigen Bio-Plätzen der USA. Auf dem gesamten Kurs werden keine Pestizide eingesetzt, die Grüns werden mit wiedergewonnenem Grauwasser gepflegt. 

Dennoch: So groß die Liebe zum Spiel auch sein mag, Golf kann hier unmöglich Priorität haben. Zu gewaltig sind die Eindrücke des drittältesten Nationalparks der USA, die sich niemals in zwei oder drei Absätzen einer Reisegeschichte angemessen erzählen lassen. Die Vielfalt der Naturwunder – Wasserfälle, Felswände, Riesenmammutbäume, Schluchten, Seen und unzählige Tierarten, darunter auch amerikanische Schwarzbären – lehrt Dankbarkeit und Demut, die noch lange nachhallen. 

Als der Roadtrip nach 3.600 Kilometern dort endet, wo er 15 Tage zuvor begonnen hatte, und der Flieger die Wolkendecke über San Francisco durchbricht und in Richtung Europa steuert, ist eines klar: Kalifornien ist zu groß, um es in zwei Wochen komplett zu erkunden – und zu aufregend, um nicht noch einmal zurückzukehren. 
 

Mächtige Kulisse: Der Yosemite Nationalpark gehört zu den beliebtesten Attraktionen Kaliforniens.
Mächtige Kulisse: Der Yosemite Nationalpark gehört zu den beliebtesten Attraktionen Kaliforniens. | © Grewe


 

Zehn golffreie Highlights in Kalifornien 


1) Frühstück bei Jane on Fillmore 

Ein kulinarisches Highlight in der Fillmore Street in San Francisco. Viele Einheimische, wenig Touristen und richtig leckere, gesunde Kost. Tipp: die Overnight Oats mit frischen Früchten. Einfach gut! 

2) Der 17-Miles-Drive

Traumhafte Küstenstraße bei Monterey mit 21 Zwischenstopps – unter anderem die Golfplätze von Pebble Beach.  

3) Walbeobachtungen in Monterey

Ein Spektakel auf dem Wasser. Einmal Buckelwale, Blauwale und Delfine in freier Natur zu beobachten, ist unvergesslich. Vierstündige Touren garantieren faszinierende tierische Begegnungen. Wem das nicht reicht: Auch achtstündige Ausflüge werden angeboten.    

4) Besuch in Carmel-by-the-Sea

Schönste Kleinstadt am Pazifik, fünf Kilometer südlich von Monterey. Traumhafter Strand (unbedingt ein Picknick zum Sonnenuntergang einplanen), gemütliche Cafés, außergewöhnliche Boutiquen. Dem Carmel-Charme sind auch Promis wie Clint Eastwood, Jennifer Aniston oder Brad Pitt verfallen... 

5) Herrlicher Stau in Malibu

Nein, kein Scherz. Wer auf dem Weg nach Santa Monica und Los Angeles ist, kommt hier fast immer zum Stehen. Macht aber nichts. Mit Glück lassen sich nämlich Delfine beobachten, die in Küstennähe durchs Wasser gleiten. Also, Augen auf!  

6) Beste Aussicht vom Griffith Observatory
Atemberaubender Panoramablick über Los Angeles und die Berge von Hollywood. Das Griffith Observatory ist eine Sternwarte und lockt täglich Tausende Touristen an. Zum Sonnenaufgang und -untergang unschlagbar. Aber: unbedingt Zeit für den Weg einplanen. 

7) Der Trail of 100 Giants 

Wanderweg zwischen 100 Mammutbäumen im Sequoia National Forest, ca. fünf Kilometer westlich von Johnsonsdale. Wichtig: warm anziehen – auch bei Hitze im Sommer! Die Temperaturen purzeln hier plötzlich in den einstelligen Bereich. 

8) Übernachtungen im Quite Mind Lodge Retreat & Spa

Geheimtipp für ein bis zwei Übernachtungen im Sequoia National Forest. Urige Hütten inmitten der unberührten Natur. Beste Gelegenheit, um auch auf einem aufregenden Roadtrip durch Kalifornien zu entschleunigen. Das Abendessen wird in den Lodges serviert – urig! 

9) Entspannen am Bass Lake

Idyllischer See eine halbe Autostunde vom Eingang in den Yosemite Nationalpark und 13 Kilometer von Oakhurst entfernt. Wassersport, Angeltouren, romantische Picknicks – alles ist möglich. 

10) Wanderung zum Sentinel Dome 

Hotspots im Yosemite Nationalpark gibt es viele. Tunnel View, Yosemite Village, diverse Wasserfälle, Glacier Point. Aber an eine Wanderung auf den Sentinel Dome denkt nicht jeder. Vom Parkplatz sind es ca. 60 Minuten zu Fuß, am Ende mit steilem Anstieg. Der Panoramablick entschädigt für alles.