Regelfest
Eine Unterschrift, bitte
22. Oktober 2023 , Daniel Dillenburg
Bei der Q-School zur PGA Tour kommt es zu einem ungewöhnlichen Regelfall, der einem Spieler zwei Strafschläge einbrockt. Grund war eine fehlende Unterschrift – und zwar die seines Mitspielers.
In den vergangenen Wochen fanden 15 Events der First Stage der PGA Tour Q-School statt. Für alle Teilnehmer ist dies der erste Schritt auf einem Weg, an dessen Ende der Traum von der Qualifikation für die größte Golfliga der Welt winkt. Es ist ein langer und harter Weg, den unter anderem auch der Südafrikaner James Hart du Preez in Angriff nahm. Der Longhitter von der Sunshine Tour war für das 72-Löcher-Events auf dem University of New Mexico’s Championship Course gemeldet und musste letztlich in Erfahrung bringen, dass er nicht gänzlich alleine für sein Schicksal auf dem Golfplatz – und auch abseits davon - verantwortlich ist. Oder doch?
Du Preez spielte in den ersten beiden Runden in New Mexico zusammen mit Zach Burry und David Hansen. Letzterer war du Preez Zähler. Der Südafrikaner eröffnete mit Runden von 71 und 74 und hatte damit noch jede Menge Arbeit vor sich, wollte er sich für die nächste Runde der Q-School qualifizieren. Hansen, der in der zweiten Runde eine 80 gespielt hatte, übergab du Preez am Ende der zweiten Runde seine ausgefüllte Scorekarte, und du Preez bestätigte jedes Ergebnis Loch für Loch.
"Noch nie erlebt"
Die Ergebnisse stimmten überein, die Karte war korrekt, und nachdem du Preez die Karte unterschrieben hatte, gab er sie ab. Die Gruppe verließ den Scoring-Bereich und drei Stunden später rief der Chief Referee den 28-Jährigen an und teilte ihm mit, dass Hansen seine – sprich du Preez‘ - Karte nicht unterschrieben hatte. Die Strafe für dieses Versäumnis waren zwei Schläge, und zwar für de Preez, die am ersten Loch der dritten Runde dazu addiert wurden. „Ich habe über 300 Profi-Turniere auf der ganzen Welt gespielt“, sagte du Preez. „So etwas habe ich noch nie erlebt.“
Als wäre diese außergewöhnliche Strafe nicht schon bitter genug, startete du Preez seine dritte Runde mit einem Doppel-Bogey, was auf der Karte zum Quadruple-Bogey wurde – der fehlenden Unterschrift sei Dank. Die PGA Tour rückte in immer weitere Ferne. Trotz dieses Albtraumstarts sprang am Ende eine Runde unter Par bei raus und du Preez ließ sich eine Chance für das Finale. In der letzten Runde spielte er ausgerechnet eine Gruppe hinter Hansen, der sich zwischendurch etwas zurückfallen ließ, um sich persönlich bei du Preez zu entschuldigen. Immerhin hatte er ihm die Strafschläge eingebrockt – kostbare Strafschläge.
Du Preez startete eine Aufholjagd, spielte seine letzten 35 Löcher in neun unter Par und war so nah dran am Weiterkommen. Am Ende fehlte ein Schlag für die Second Stage - beziehungsweise eine Unterschrift.
Das sagt DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:
Glück gehabt, aber nicht genug!
Regel 3.3b(2) ist eindeutig darin, dass der Spieler die Verantwortung für die Richtigkeit seiner Scorekarte und das Vorhandensein aller notwendigen Unterschriften trägt. Fehlt z. B. eine Unterschrift, ist er disqualifiziert. Hier sind nun zwei erfahrene Spieler unterwegs, der eine zittert um den Einzug in die nächste Runde und der andere ist geschockt von seiner 80, was sich für ihn anfühlen wird wie für einen guten Amateur eine 100.
Beide wollen nach der Runde nur weg und sich erholen. Da sind die Gedanken in diesem Moment schon woanders als bei lästiger Statistik. Damit dennoch alles sorgfältig geprüft und für richtig befunden wird, werden die Scorekarten nicht einfach irgendwo hingeworfen, sondern in der Scoring Area einer nur dafür anwesenden Person vorgelegt, die die Scorekarten auf Lesbarkeit, Zahlen in der richtigen Spalte und Vorhandensein der Unterschriften prüft. Den Spielern wird in der Scoring Area entweder die Möglichkeit gegeben, Fehler oder Unklarheiten straflos zu beheben oder es wird ihnen mitgeteilt. dass die Scorekarten in Ordnung sind und anerkannt werden.
Auch in DGV-Turnieren geschieht dies regelmäßig. Warum man nun beim Vorhandensein einer Scoring Area, die dazu gedacht ist, nur einwandfreie und vollständige Scorekarten anzunehmen, noch die Platzregel L-1 einführt, die die Strafe der DQ für eine fehlerhafte Scorekarte auf zwei Strafschläge reduziert, müsste man erfragen, denn es erschließt sich nicht von selbst.
Wird auf einer Scorekarte, die in der Scoring Area akzeptiert wurde, anschließend ein Fehler gefunden, der bei der Prüfung hätte auffallen müssen (fehlende Unterschrift), wäre dies auch ohne weiteres als "Spielleitungsirrtum / Verwaltungsfehler" nach Regel 20-2d(2) zu behandeln und der Spieler bliebe ohne jegliche Strafe.
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