OWGR

Keine Weltranglistenpunkte für LIV-Spieler – Gründe und Reaktionen


12. Oktober 2023 , Felix Grewe


Seit Start der neuen Tour in der Kritik: LIV-Boss Greg Norman.
Seit Start der neuen Tour in der Kritik: LIV-Boss Greg Norman. | © © golfsupport.nl/Brian Spurlock/ism

Warum das Official World Golf Ranking den Antrag von LIV Golf auf eine Berücksichtigung für die Verteilung von Weltranglistenpunkten abgelehnt hat – und wie Tour und Spieler reagieren.

Was lange diskutiert wurde, ist nun beschlossen: Für Spieler auf der LIV Tour wird es auch künftig keine Weltranglistenpunkte geben. Die Entscheider des Official World Golf Rankings (OWGR) lehnten nach mehr als einem Jahr einen entsprechenden Antrag von LIV Golf ab. Die Gründe sind vielfältig und wenig überraschend: Es geht vor allem um die eklatanten Unterschiede zwischen den verschiedenen Profi-Touren und den Events der neu gegründeten Liga. Während bei den meisten Tour-Events auf höchstem Niveau über 72 Löcher gespielt wird, umfassen die LIV-Wettbewerbe lediglich 54 Löcher. Zudem gibt es dort, anders als im weltweiten Circuit, keinen Cut und die Teilnehmerfelder sind auf 48 Spieler begrenzt. Was ebenfalls bei der Entscheidung eine Rolle gespielt hat: LIV sichert durch langfristige Verträge seinen Spielern die Teilnahme an Events teilweise über mehrere Jahre zu. Es gibt also, anders als auf den vielen verschiedenen etablierten Touren, keine Auf- und Abstiegsmöglichkeiten. 

Keine golfpolitische Entscheidung

Peter Dawson, Vorstandsvorsitzender des OWGR, erklärte der Nachrichtenagentur Associated Press (AP), dass sich die OWGR weder mit der LIV „im Krieg" befinde, noch dass ihre Entscheidung in der Golfpolitik begründet sei. „Es ist eine rein technische Entscheidung“, sagte Dawson. „Die LIV-Spieler sind selbstverständlich gut genug, um in die Rangliste aufgenommen zu werden. Sie spielen nur nicht in einem Format, in dem sie gleichberechtigt mit den anderen 24 Touren und Tausenden von Spielern sind, die versuchen, sich zu qualifizieren und eingestuft zu werden.“

 

Vorsitzender des Official World Golf Rankings: Peter Dawson.
Vorsitzender des Official World Golf Rankings: Peter Dawson. | © © golfsupport.nl/Jos Linckens


Brief an Greg Norman

In einem Schreiben an Greg Norman und Gary Davidson, die Bosse von LIV Golf, heißt es, der Vorstand glaube, „dass es Tausenden von Spielern, die sich jeden Tag um Starts bei OWGR-berechtigten Turnieren bemühen, nicht gerecht werde, wenn eine Tour auf diese meist enge Art und Weise funktioniert, bei der es nicht möglich ist, fair zu bewerten, was es bedeutet, ein LIV-Event im Vergleich zu anderen Turnieren auf der ganzen Welt zu gewinnen.“

Die Folgen der Entscheidung

Klar ist: Durch die Entscheidung bleibt die Weltrangliste auch weiterhin nur bedingt aussagekräftig, weil die LIV Golfer lediglich bei den Major-Turnieren Punkte sammeln können, um sich für eben jene zu qualifizieren. Laut DataGolf, einer unabhängigen Website für Golfanalysen, so berichtet es das US-Portal golf.com, würde der amerikanische LIV-Spieler Dustin Johnson eigentlich an Position 39 der Welt geführt werden müssen, während das OWGR ihn auf Platz 121 einstuft. Aktuell werden mit Cameron Smith (Nr. 15), der nach seinem Sieg bei der Open Championship 2022 zur Nummer zwei der Welt aufgestiegen war, und Brooks Koepka (Nr. 18) nur zwei LIV-Spieler unter den besten 50 Profis der Welt geführt. 2023 traten zwischen 15 und 18 LIV-Profis bei den vier Majors an – im kommenden Jahr dürften es aufgrund der Verschiebungen im Ranking deutlich weniger werden. 

Die Bedingungen für eine neue Evaluierung formuliert Dawson so: „Spieler wie Dustin Johnson oder Sergio Garcia sollten natürlich in der Rangliste vertreten sein. Wir müssen einen Weg finden, das zu erreichen. Ich hoffe, dass die LIV eine Lösung entwickeln kann – nicht so sehr für das Format, das lässt sich mit einer mathematischen Formel regeln, sondern für die Qualifikation und den Abstieg.“

Reaktion von LIV Golf

Die Macher von LIV Golf kritisierten die Entscheidung des OWGR – allerdings ohne die Gründe zu kommentieren. In einer Stellungnahme heißt es, das einzige Ziel des OWGR müsse es normalerweise sein, die besten Spieler der Welt zu klassifizieren. „Die heutige Mitteilung macht deutlich, dass sie dieses Ziel nicht mehr erfüllt. Seit jeher sind die Spieler einer einzigen Weltrangliste unterworfen, um sich für die Major Championships, die größten Veranstaltungen, zu qualifizieren und um die Verträge mit den Sponsoren zu erfüllen. Eine Rangliste, die nicht alle Teilnehmer fair repräsentiert, unabhängig davon, wo auf der Welt sie Golf spielen, beraubt Fans, Spieler und alle Interessengruppen des Golfsports der objektiven Grundlage, die eine genaue Anerkennung der Leistungen der weltbesten Spieler ermöglicht."

 

Wünscht sich Weltranglistenpunkte: LIV-Profi Bryson DeChambeau.
Wünscht sich Weltranglistenpunkte: LIV-Profi Bryson DeChambeau. | © © golfsupport.nl/Rich Graessle/ism


DeChambeaus Vorschlag zum Kompromiss

Auch Bryson DeChambeau kritisierte erwartungsgemäß die Absage an Weltranglistenpunkte für ihn und seine Kollegen. Er fordert einen Kompromiss. „Ich denke, es sollte ein anderer Weg gefunden werden, um in die Majors integriert zu werden.“ Der Amerikaner weiter: „Die Top zwölf der Geldrangliste oder die Punkteliste am Ende des Jahres wären, denke ich, für die Majors naheliegend, um die besten Spieler der Welt bei diesen vier Events jedes Jahr zu empfangen.“

Klar ist: Wie lange die Entscheidung des OWGR Bestand haben wird, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Zum einen davon, ob und wie LIV Golf seine Struktur verändert. Zum anderen, wie sich der Stellenwert der durch den saudi-arabischen Staatsfonds finanzierten Tour entwickeln wird. Sollten zunehmend mehr Profis auf die Seite von LIV wechseln, dürfte sich der Druck auf Dawson & Co. wieder erhöhen...