Menschen
Mann der Stunde: Glovers Traum vom Ryder Cup
17. August 2023 , Felix Grewe
Noch vor wenigen Monaten bewegte sich Lucas Glover in der Versenkung der Weltrangliste. Nach zwei Siegen in Serie träumt er jetzt sogar vom Ryder Cup.
Es ist erst drei Monate her, da schien Lucas Glover von der Weltspitze im Golf so weit entfernt wie St. Andrews von Augusta. In der Weltrangliste wurde er auf Platz 166 geführt, in einem Bereich also, indem sich weitestgehend unbekannte Namen tummeln, zumindest solche, die man auf den Leaderboards bedeutender Turniere gar nicht oder höchstens an den ersten zwei Tagen entdeckt. Probleme hatte Glover viele – am schwersten wogen die sogenannten Yips beim Putten, also unkontrollierte Zuckungen, die das Spiel auf dem Grün unberechenbar und grausam machen können.
Unerwarteter Aufstieg
Inzwischen sieht die Welt von Glover anders aus. Von einem in der Versenkung verschwundenen ehemaligen Champion, an dessen US Open-Triumph aus dem Jahr 2009 sich nur noch ausgewiesene Experten erinnern konnten, zu einem wiedererstarkten Favoriten auf große Siege. Ein Traumlauf der vergangenen Wochen lässt den Amerikaner plötzlich zum Mann der Stunde avancieren. Alles begann mit drei Top-Ten-Platzierungen im Juli. Anfang August triumphierte er dann bei der Wyndham Championship in North Carolina und direkt im Anschluss bei der FedEx St. Jude Classic in Memphis, wo er am Ende im Stechen Landsmann Patrick Cantlay, immerhin die Nummer vier der Welt, besiegte. Es ist das unwahrscheinlichste Comeback des Jahres. „Ich denke, es ist eine Geschichte über Hartnäckigkeit und Ausdauer“, erklärt Glover selbst. „Es ist eine der typischen Comeback-Geschichten im Sport: den Kopf einziehen, weitermachen und das Ziel nicht aus den Augen verlieren.“
Der Traum vom Ryder Cup
Glover hat plötzlich wieder große Ziele. Im FedEx-Cup wird er nach seiner famosen Wiederauferstehung bereits auf dem vierten Rang geführt – hinter Jon Rahm, Scottie Scheffler und Rory McIlroy. Dass sie um den Titel des besten Golfers der Saison kämpfen, ist nicht überraschend. Mit Wyndham Clark, Max Homa, Jordan Spieth oder Xander Schauffele hätte man auch rechnen können – mit Glover gewiss nicht. Ende September könnte ein weiteres Highlight warten, vielleicht sogar der ultimative und völlig unverhoffte Höhepunkt einer berauschenden zweiten Jahreshälfte. Denn wenn Glover auf der gleichen Welle weiterreitet, die ihn in den letzten Wochen bis auf Platz 30 der Weltrangliste gespült hat, dürfte er sogar noch ein Kandidat für das US-Ryder-Cup-Team werden.
„Ich will es schaffen"
„Ich habe es noch nie geschafft und ich will es schaffen“, formulierte der 43-jährige seine Ambitionen nach seinem Triumph in Memphis. „In einem Team zu spielen und mein Land zu vertreten, wäre für mich die größtmögliche Ehre.“ Klar ist: Der Kampf um die letzten Plätze für das große Duell gegen Europa in Rom (29. September bis 1. Oktober) wird spannend. Wer sich nur die geringsten Chancen ausrechnet, muss sich jetzt in Position bringen – so, wie Keegan Bradley, der vor wenigen Tagen twitterte: „Ich denke in jeder Sekunde, die ich wach bin, an den Ryder Cup.“ Bei Glover dürfte der Traum von Rom ähnlich groß sein. An diesem Donnerstag startet er in Olympia Fields, im amerikanischen Illinois, beim zweiten Play-off-Turnier des FedExCups, der BMW Championship. Wenn er am Sonntag auch dort ganz weit vorn landet, könnte aus dem Traum Realität werden.
Im Video: Glover über seine zwei Siege in Serie
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