DGL 2023

Essen erstmals erstklassig


13. August 2023 , Stefan Bluemer


Jubel des Aufsteigers (@ GC EH)
Jubel des Aufsteigers (@ GC EH)

Die Relegation zur 1. Bundesliga der Herren im Norden ist nichts für schwache Nerven. Nach vier Vierern und acht Einzeln steht es 6:6 und ein Stechen muss die Entscheidung bringen. Der GC Hannover hat in diesem Stechen das Nachsehen, so dass die Niedersachsen nicht den angepeilten, direkten Wiederaufstieg feiern dürfen, stattdessen aber der GC Essen-Heidhausen im zweiten Anlauf den Sprung in die 1. Bundesliga der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf schafft und damit erstmals in der Vereinsgeschichte im Oberhaus spielen wird.

Ratingen – Das Relegationsspiel wurde auf der Anlage des GC Hösel ausgetragen, der als Tabellenvierter des Vorjahrs Gastgeber für das Aufstiegsduell der beiden Teams ist, die ihre Staffeln der 2. Bundesliga West und Nord gewonnen haben.
Im Norden hatte sich der GC Hannover durchgesetzt und war aufgrund der größeren Erfahrung auf Top-Niveau sicher auch leicht favorisiert. Die Niedersachsen hatten vor einem Jahr schon in der 1. Bundesliga ihre Visitenkarte abgeben und boten auch nominell von der Besetzung her Spieler auf, die auf höchstem Niveau mehr Erfahrung in die Waagschale werfen können. Ausgerechnet Jugend-Nationalspieler Tom Haberer und der Deutsche Lochspielmeister Leonhard Studzinski waren es, die im Stechen das Nachsehen hatten.

Starke Vierer

Der GC Essen-Heidhausen hat schon an den Spieltagen der Weststaffel in den Vierern oft die Kohle aus Feuer geholt, nachdem die Einzel nicht immer optimal vorgelegt hatten.
Auch im Matchplay lief es am Morgen bei sommerlichen Temperaturen für den GC Essen-Heidhausen in den Vierer gut. Zwar sicherte sich Hannover im Schnelldurchlauf den ersten Punkt, als Tom Haberer mit Linus Wunderlich die frühe Führung von Janes Lombardo und Daniel Gelser ausglichen und fortan das Match so dominierten, dass am Ende ein 6&5 für den GCH stand.
Die anderen drei Vierer gewann dann aber der Underdog aus der Ruhrmetropole. Profi Brandon Dietzel ging mit Paul Nickel schnell mit 4auf in Führung, aber Leonhard Studzinski und Bjarne Wietschorke stellten das Match mit vier Lochgewinnen in Serie wieder auf all square. Auch wenn das Momentum nun scheinbar bei den beiden Nordlichtern war, holte das West-Duo sich auf Loch 15 die Führung zurück und brachte den 1auf-Sieg in trockene Tücher.
Richard Schumann geriet mit Robert Bunnefeld nie in Rückstand. Gegen das GCH-Duo Niklas Starcevic und Jasper Pippig hieß es am Ende 3&2 für Essen.

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Im vierten Vierer gingen Hendrik Voelker und Tim Echternach für Hannover zwar schnell mit 2auf in Front, aber Florian Benner und Hendrik Stoffel glichen auf Loch 12 für Essen wieder aus, übernahmen mit dem Lochgewinn auf der 16 erstmals die Führung und machten mit dem zweiten Erfolg auf der 17 mit 2&1 den Deckel drauf. Somit hieß es nach den Vierern 3&1 für den GC Essen-Heidhausen. Das Momentum war über die kurze Mittagspause eindeutig auf Seiten des GC Essen-Heidhausen.

Hochspannung am Nachmittag

Das favorisierte Team um Trainer Hanke Dohrendorf hatte im Norden vier Spieltage gewonnen und mit satten 24 Punkten souverän die Nordmeisterschaft gefeiert. Essen hatte es spannender gemacht, konnte sich am Ende aber mit 20 Punkten zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte die Meisterschaft der 2. Bundesliga West sichern. 2019 stand dem Sturm in die 1. Bundesliga noch Rekordmeister Hamburg im Weg. Umso mehr brannte das Team von Kapitän Thomas Werner darauf, in diesem Jahr im zweiten Anlauf den Traum wahr werden zu lassen, in die 1. Bundesliga aufzusteigen.
Mit der Führung am Mittag war die Basis gelegt, aber die Einzel liefen teils dramatisch ab und Hannover schaffte durch fünf Siege, den Ausgleich zu erzwingen. Tom Haberer holte für Hannover mit 2&1 gegen Robert Bunnefeld nach wechselhaftem Verlauf den ersten Punkt des Nachmittags.
Essen konterte in Persona Brandon Dietzel mit einem deutlichen 4&3-Sieg gegen Linus Wunderlich. Janes Lombardo lief ab Loch 1 immer einer Führung von Max Ebling hinterher. Mit großem Kampfgeist ließ der Essener seinen Kontrahenten nie mehr als auf 2auf davon zu ziehen, schaffte es am Ende aber nicht mehr, das Match noch auszugleichen. Mit 1auf holte Ebling für Hannover den insgesamt dritten Punkt.
Daniel Gelser lieferte gegen Bjarne Wietschorke eine ganze starke Leistung ab. Nach acht Löchern führte der Essener schon mit 4auf und ließ sich die Butter auch nicht mehr vom Brot nehmen, als der Hannoveraner sich bis zum 14 Loch wieder auf 1down heran gekämpft hatte. Mit 3&1 holte Gelser den fünften Punkt für Essen. Die Mannschaft vom höchsten Punkt der Ruhrmetropole hatte weiterhin zwei Punkte mehr eingefahren und war dem Sieg deutlich näher, als Hannover.
Doch die Niedersachsen gewannen drei der letzten vier Matches und glichen dadurch insgesamt zum 6:6 aus. Leonhard Studzinski drehte auf der Back Nine mächtig auf und holte mit vier Lochgewinnen in Serie einen klaren 5&4-Sieg gegen Malte Albers.
Noch eiliger hatte es Jasper Pippig, der die ersten vier Löcher gegen Hendrik Stoffel gewann, ehe der Essener richtig ins Match fand, ohne dass er das Blatt noch hätte wenden können. Mit 6&5 steht das Match in den Büchern.
Niklas Starcevic startete gegen Florian Benner ebenfalls mit zwei frühen Lochgewinnen, aber hier schaffte der Essener schnell den Turnaround und führte schon am Ende der Front Nine mit 3auf. Auf der Back Nine änderte sich daran nichts mehr, so dass dieser Punkt mit 3&2 an Essen ging.
Im letzten Einzel des Tages ging Richard Schumann auf Loch 1 in Führung und lieferte sich einen Kampf auf der Rasierklinge. Ein halber Punkt hätte gereicht, um den Gesamtsieg für den GC Essen-Heidhausen einzufahren. Hendrik Voelker behielt unter Druck aber nicht nur die Nerven, sondern auch die Oberhand und glich mit einem 2&1-Sieg für Hannover aus. 6:6. Das Stechen musste die Entscheidung bringen.

„Elfmeterschießen“ musste die Entscheidung bringen

Was am Pokalwochenende der Fußballer Verlängerung und Elfmeterschießen ist, ist in der Relegation Deutschen Golf Liga presented by All4Golf das Stechen.
Je Mannschaft wurden drei Spieler bestimmt, die von Tee 1 gegeneinander im Sudden Death spielten. Für den GC Essen-Heidhausen ging Daniel Gelser als erste Spieler ans Tee und hatte mit Tom Haberer den vielleicht besten Spieler überhaupt gegen sich.
Im zweiten Duell stand Florian Benner dem Lochspielmeister Leonhard Studzinski gegenüber.
Brandon Dietzel war von Essen als dritter Spieler benannt worden, musste aber gar nicht mehr ins Geschehen eingreifen, weil vorne die beiden Duelle schnell die Entscheidung für Essen-Heidhausen brachten.
Daniel Gelser legte einen sehr langen Drive vor, der allerdings nicht die optimale Richtung hatte. Der anschließende Pitch war dafür perfekt und lang weniger als zwei Meter neben dem Stock. Tom Haberer hatte seine Annäherung nicht so gut platziert und verpasste sein Par, während Gelser für Essen zum Birdie lochte und den ersten von zwei nötigen Punkten für sein Team sicherte.
Florian Benner legte seinen Drive optimal auf die Bahn, während Leonhard Studzinski aus dem Rough weiter spielen musste. Auch dieses zweite Duell gewann Essen und damit auch die Relegation insgesamt. Der Jubel auf Seiten des Clubs aus Essen, der in der elften Saison der DGL erstmals in der Beletage spielen wird, war groß.

Stimmen zum Tag

„Wir standen zum zweiten Mal in der Relegation. Seit vielen Jahren haben wir uns vorgenommen, den Aufstieg in die 1. Bundesliga zu schaffen. Die ganze Saison sah bis auf einen Spieltag sehr gut aus. Für die starke Saisonleistung mit dem furiosen Finish in Krefeld und jetzt mit der Relegation gegen Hannover haben wir uns endlich belohnt und unser großes Ziel erreicht. Jetzt schauen wir mal, was geht. Wir freuen uns riesig auf die 1. Bundesliga im nächsten Jahr. Vielleicht können wir ja ein paar von den Jungs da oben etwas ärgern, hier und da einen Punkt mehr mitnehmen. Wir werden über den Winter Gas geben, um bestmöglich mithalten zu können“, schaute Mannschaftssprecher Hendrik Stoffel in der Euphorie des Aufstiegs auch schon auf das, was nun auf das Team des GC Essen-Heidhausen zukommen wird.
Dankbar ist die Mannschaft, über Jahre soviel Unterstützung zu bekommen: „Wir bedanken uns als Mannschaft ganz herzlich für die große Unterstützung aus dem Club, beim Förderverein Albatros und bei unserem Captain Thomas Werner. Die Unterstützung durch die Zuschauer heute auf der Anlage war großartig und hat uns definitiv mit zum Sieg gepusht. Ohne diese schon langjährige Unterstützung wäre dieser Aufstieg nicht machbar gewesen!“

Leonhard Studzinski vom GC Hannover zeigte sich als großer Sportsmann: „Das Match gegen Essen heute war sehr eng. Am Vormittag konnten sich die Essener durch sehr gutes Putten zwei Punkte Vorsprung erarbeiten. In den Einzeln zeigten wir durch die Bank weg starke Leistungen, sodass wir den Rückstand aufholen konnten und es ins Stechen ging. Im Stechen hatten die Essener das glücklichere Ende für sich. Ingesamt war es sportlich sehr fair und auf einem hohen Niveau. Die Essener haben sich den Aufstieg verdient und ich wünsche viel Erfolg nächstes Jahr in der 1. Bundesliga.“

Auch Tom Haberer war am Abend trotz des nun verpassten, direkten Wiederaufstiegs schon fast gedanklich in der nächsten Saison angekommen: „Wir waren als Team eigentlich gut vorbereitet und natürlich auch hoch motiviert. Ärgerlich ist, dass wir am Vormittag nur einen Punkt holen konnten. Das ist, was wir im Nachhinein als entscheiden Punkt sehen. Die Einzel haben wir ja wirklich sehr gut gespielt, aber man hat sehr gemerkt, dass der Rückstand aus dem Vormittag schwierig aufzuholen war. Auch wenn wir das eigentlich gute Momentum mit ins Stechen nehmen konnten, lief es dann sowohl bei Leo, als auch bei mir leider nicht so wie gewollt. Aber das gehört im Sport dazu. Wir freuen uns auf nächsten Jahr und geben alles, damit wir in Falkenstein die nächste Relegation spielen dürfen!“
2024 wird die Relegation beim Hamburger GC stattfinden, denn die Falkensteiner haben als Titelverteidiger in dieser Saison etwas kleinere Brötchen gebacken und waren in der Nordstaffel der 1. Bundesliga nur auf Rang vier gelandet.

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